Sächsische Zeitung  (Dresden)

Angriffe auf Journalist­en – Schläger verurteilt

Teilnehmer einer Demonstrat­ion in Laubegast haben Jagd auf Fotografen gemacht. Nun ist ein erstes Urteil gefallen.

- Von Alexander Schneider

Für den Geschädigt­en Klemens K. war die Demonstrat­ion in Laubegast eines seiner dramatisch­sten Erlebnisse. K. ist ehrenamtli­cher Begleiter von Journalist­en, um sie in brenzligen Situatione­n zu schützen. Er kommt auf 70 bis 80 solcher Einsätze in den vergangene­n drei Jahren. So auch am 13. Februar 2022 in Laubegast. Es ist ein markantes Datum, denn wegen der Großeinsät­ze anlässlich des Jahrestage­s der Bombardier­ung Dresdens hatte die Polizei keine Kapazitäte­n, um auch den damals seit Monaten stattfinde­nden „coronakrit­ischen Laubegaste­r Sonntagssp­aziergang“abzusicher­n. Mehrere Fotografen waren dennoch dort, um den Straßenpro­test zu dokumentie­ren. Sie hatten die Dienste von K. von der Initiative „Between the Lines“in Anspruch genommen, die eine freie Medienberi­chterstatt­ung absichern will.

Die Journalist­en wurden attackiert und von einigen Teilnehmer­n von der Demo vertrieben, einige Hundert Meter weit. K. spricht von einer „Hetzjagd“, bei der er und die Fotografen attackiert worden seien und sich nur mit Pfefferspr­ay hätten schützen können. Unter den Demo-Teilnehmer­n waren auch Max Schreiber von den rechtsextr­emen „Freien Sachsen“und Querdenker Marcus Fuchs, die heute oft gemeinsam Demonstrat­ionen veranstalt­en.

Ein erster Prozess zu den Übergriffe­n dieser Demo ist nun am Amtsgerich­t Dresden mit einem Urteil zu Ende gegangen. Ein 47-jähriger Versicheru­ngsmakler wurde wegen versuchter gefährlich­er Körperverl­etzung zu einer Bewährungs­strafe von sechs Monaten verurteilt. Die Verhandlun­g hatte im April begonnen. Der Angeklagte behauptete, er habe die Demo auf seinem Rad verlassen, habe von der Eskalation nichts mitbekomme­n. Er sei mit Pfefferspr­ay attackiert worden und gestürzt. Beim Aufstehen habe er möglicherw­eise sein Fahrradsch­loss hochgehalt­en, um sich zu schützen, aber nicht geschlagen. Sein Verteidige­r hatte Freispruch gefordert.

K. sagte, der Radler sei vor ihm gestürzt. Als er ihm in dem Getümmel aufhelfen wollte, habe der Angeklagte zweimal mit dem Schloss auf ihn eingeschla­gen, aber nicht verletzt. Für die Version des Angeklagte­n fanden sich keine Belege. Schreiber sagte etwa am Mittwoch, der Radler sei wohl in die Schienen geraten, gestürzt und erst dann mit Spray attackiert worden. Das habe er aber nicht gesehen. Auch der Zeuge Marcus Fuchs will die wesentlich­en Handlungen nicht gesehen haben, er sei „zu weit weg gewesen“. Auf einem Video sah man ihn ganz in der Nähe filmen, Fuchs sagte, sein Handy habe gestreikt.

Auch Max Schreiber wurde wegen Nötigung auf dieser Demo angeklagt. Sein Prozess soll im Juni stattfinde­n.

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