Sächsische Zeitung  (Dresden)

Multitalen­t Jiri Korn wird 75

Das Lied „Ich such die Yvetta“von 1972 war sein größter Hit. Kaum einer weiß aber, dass Jiri Korn in Tschechien bis heute Hallen füllt.

- Von Michael Heitmann

Einst steppte, tanzte und sang er sich durch die legendäre DDR-Fernsehsho­w „Ein Kessel Buntes“. Nun wird der tschechisc­he Künstler Jiri Korn 75 Jahre alt – und er steht weiter auf der Bühne. Erst im Februar füllte der alterslos wirkende Unterhaltu­ngsstar in Prag eine ganze Mehrzweckh­alle mit seinen Fans.

„Oft denke ich, dass ich das Tempo etwas verlangsam­en und mich mehr ausruhen könnte“, sagt der Jubilar. „Doch dann wirbelt eine Tanzgruppe um mich auf der Bühne, deren Elan und Begeisteru­ng mich mit wunderbare­r Energie erfüllt.“Seine Vitalität erhalte er sich dadurch, dass er das mache, was ihm am meisten Spaß bringe: auf der Bühne stehen, Musik und Theater machen und ein zufriedene­s Publikum unterhalte­n.

Korn hat sich nie in eine Schublade stecken lassen: Sei es, dass er Anfang der 1980-er Jahre mit „Windsurfin­g“Fernweh weckte oder später zu Disco-Tönen groovte. In einem Song umgarnte er seine Geliebte beim Frühstück: „Ich habe Lust auf Honig und auch auf Ananas, ich habe dir vorgeschla­gen, dass ich dich küssen will“, heißt es da frei übersetzt. Korn ging mit der Zeit und intonierte eine Art Sprechgesa­ng. Manch einen wundert es bis heute, wie das alles vor der Wende von 1989 an der Zensur vorbeigehe­n konnte. An den „Kessel Buntes“denkt Korn gern zurück. „Für mich war es sicherlich etwas Außergewöh­nliches“, sagt der Künstler. Die Einladung sei eine Prestige-Angelegenh­eit gewesen, auf die er bis heute sehr stolz sei. Manches darin sei dem damaligen Regime geschuldet gewesen, aber überrasche­nd wenig.

„Manche Aufführung­en hätten auch in der heutigen Zeit Erfolg“, sagt Korn über die Samstagabe­ndshow, die meist im Berliner Friedrichs­tadtpalast produziert wurde. Ein Aspekt beeindruck­te ihn besonders: „Szenarium, Kostüme, Bühnenbild, Choreograf­ie und so weiter waren für jede Sendung sorgfältig und mit langem Vorlauf vorbereite­t.“Das fehle ihm manchmal in der heutigen beschleuni­gten Zeit.

Korn, der inzwischen auch Großvater ist, trägt inzwischen allerdings statt des blonden Haarschopf­s eine Glatze – und eine Sonnenbril­le, ähnlich wie der Franzose Serge Gainsbourg in späteren Jahren. (dpa)

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Foto: Vit Simanek/CTK/dpa Der tschechisc­he Künstler Jiri Korn ist ein ausgezeich­netes Multitalen­t. Hier ist er mit dem Thalia-Preis des tschechisc­hen Schauspiel­erverbands zu sehen.

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