Sächsische Zeitung  (Dresden)

So klappt es mit dem Einschlafe­n

Meine Kinder sind einfach nicht besonders gut im Einschlafe­n. Aber wenigstens haben sie viel Spaß dabei.

- ||||||||||||||||||||||||||||||||||||| Unter uns ||||||||||||||||||||||||||||||||||||| Von Eva-Maria Hommel Eva-Maria Hommel ist Journalist­in. Sie hat eine Tochter (11) und zwei Söhne (8 und 6).

In der letzten Familienko­lumne berichtete ich, dass der Kleine gerne das Wort „Kacke“benutzt und das sehr lustig findet. In letzter Zeit versteckt er sich außerdem gerne irgendwo in der Wohnung und ruft dann, er sei fertig mit kacken. Er hofft, dass die Eltern reflexarti­g aufspringe­n. Dann aber lacht er sich schlapp über seinen Spaß. Das Lachen ist ansteckend, auch wenn wir den Witz inzwischen kennen.

Der kleine Scherzkeks hat aber noch mehr Ideen. Neulich lag er im Bett, wir hatten schon gute Nacht gesagt. Plötzlich erklang ein ohrenbetäu­bendes Schnarchen. Gefolgt von ebenso lautem Kichern. Vielleicht ist Schnarchen aber auch eine gute Einschlafh­ilfe. Jedenfalls schlief das Kind kurze Zeit später wirklich. Wenn ich dagegen ein Schlaflied singe, protestier­t er lauthals. Mit meinen musikalisc­hen Talenten hat das natürlich überhaupt nichts zu tun.

Was ebenfalls beim Einschlafe­n hilft:

Erzählen. Kein Märchen. Vielmehr muss die Große jeden Abend noch „schnell“den ganzen Tag erzählen. Ich kann bestätigen, dass das beim Einschlafe­n hilft – mir jedenfalls. Ich bleibe nur „kurz“bei ihr, lege mich „für ein paar Minuten“hin, und schon bin ich eingeschla­fen.

Eine ähnliche Wirkung hat übrigens das Vorlesen aus dem Pokémon-Lexikon. Die Kinder können sich ja tatsächlic­h merken, welches Monster welche Kräfte hat und wie viele Kilo es wiegt. Auf mich wirkt dieses geballte Fachwissen jedoch so beruhigend, dass ich mich schnell ins Reich der Träume verabschie­de. Das führt dann allerdings dazu, dass ich durch die PokémonPrü­fung falle. Der Kleine stellt nämlich gern Fragen nach dem Schema „Rate mal, ob X eine Erweiterun­g von Y ist“. Dazu muss man wissen, dass die Pokémons hochkomple­xe Wesen sind, die sich während der Kämpfe verwandeln und dabei neue Fähigkeite­n erwerben. Welche, das kann ich mir aber nicht merken. Denn ich schlafe ja.

Es soll aber auch Menschen geben, denen das Einschlafe­n schwerfäll­t. Vor allem Kinder. Darauf lässt jedenfalls die Vielzahl an Einschlaf-Ratgebern schließen. Und an Kinderbüch­ern, in denen es darum geht, dass irgendwer nicht einschlafe­n kann. Diese Bücher werden natürlich von Erwachsene­n verfasst, und mir drängt sich der Eindruck auf, dass es eher sie sind, die mit dem Nicht-Einschlafe­n von Kindern ein Problem haben. Jedenfalls habe ich noch selten gehört, dass ein Kind sich darüber beklagt, dass es nicht einschlafe­n kann.

Trotzdem tut sich auf dem Nichteinsc­hlafmarkt immer wieder Neues. Es gibt sogar Apps, die Entspannun­gsmusik und Gute-Nacht-Geschichte­n abspielen. Ein Vorteil: Im Gegensatz zum Bücherrega­l muss man eine App nicht aufräumen. Ich denke darüber nach.

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