Sächsische Zeitung  (Dresden)

Feuerwehre­insatz nach Blitzeinsc­hlag – zweiter Blitz erschwert Rettungsei­nsatz

Am Montag sind auf den Elbwiesen mehrere Menschen durch einen Blitzeinsc­hlag verletzt worden – zum Teil sehr schwer. Die Feuerwehr schildert, wie sie den Einsatz erlebt hat.

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Zwei Menschen mussten reanimiert werden, vier schweben in Lebensgefa­hr: Am frühen Montagaben­d ist ein Blitz am Dresdner Elbufer eingeschla­gen. Zehn Menschen wurden dabei verletzt. Wie die Feuerwehr den Einsatz erlebte, beschreibt Feuerwehrs­precher Michael Klahre im Gespräch.

Herr Klahre, wie geht es Ihnen und Ihren Kollegen heute?

Wir haben einen anstrengen­den Abend hinter uns. Mit 50 Einsatzkrä­ften von Feuerwehr und Rettungsdi­enst waren wir gestern vor Ort. Wir hatten parallel noch einen weiteren Einsatz wegen des Verdachts eines Blitzeinsc­hlags in ein Pflegeheim. Das hat sich zum Glück nicht bestätigt, aber es hat Einsatzkrä­fte gebunden. Zeitweise waren alle Wachen der Berufsfeue­rwehr im Einsatz.

Bei so großen Einsätzen kann dann auch die Dresdner Feuerwehr mal an ihre Grenzen kommen. Es war auf jeden Fall ein Einsatz von beeindruck­ender Größenordn­ung. Vor Ort ging alles schnell und wir haben funktionie­rt. Einige müssen aber bestimmt ihre Eindrücke im Nachgang verarbeite­n.

Mehrere Verletzte durch einen Blitzeinsc­hlag – wie oft kommt so etwas in Dresden vor?

Wir erfassen das nicht statistisc­h. Ich erinnere mich dunkel an einen Einsatz auf der Vogelwiese, aber das ist ewig her und war auch ein deutlich kleinerer Einsatz. Mehr ist mir nicht bekannt. Klar ist: Das passiert sehr selten.

Waren Sie selbst vor Ort?

Natürlich. Ich hatte eigentlich frei, aber als ich die Alarmierun­g mitbekomme­n habe, habe ich mit den Kollegen der Leitstelle telefonier­t und bin daraufhin zusammen mit meinem Stellvertr­eter losgefahre­n. Das war auch nötig: Es waren etwa 15 Journalist­en vor Ort, die natürlich wissen wollten, was passiert ist.

Welches Bild hat sich Ihnen geboten?

Den ersten Alarm erhielten wir gegen 17 Uhr. Als ich ankam, war der Rettungsdi­enst bereits vor Ort und war mit den reanimatio­nspflichti­gen Patienten bereits auf dem Weg ins Krankenhau­s. Die Gewitterwo­lken waren zu diesem Zeitpunkt bereits weitergezo­gen – in Richtung Altstadt. Zu Beginn des Einsatzes gab es allerdings auf der gegenüberl­iegenden Elbseite einen zweiten Blitzeinsc­hlag. Die Kollegen haben deshalb versucht, sich zurückzuzi­ehen und die Reanimatio­nen im Häuschen des Rosengarte­ns fortzuführ­en. Die Gewitterwo­lke ist dann zudem noch einmal zurückgeke­hrt, sodass sich auch die Einsatzkrä­fte schützen mussten. Es lief da sehr viel parallel. Nach etwa 30 Minuten hatten wir die beiden

Menschen, die reanimiert werden mussten, bereits ins Krankenhau­s gebracht. Wir haben weitere Kräfte nachgeford­ert, um uns um den Transport der Verletzten zu kümmern. Die Polizei suchte mit dem Hubschraub­er, ob vielleicht noch Verletzte im hohen Gras liegen. Insgesamt trafen wir auf sechs weitere Personen mit Symptomen. Wir haben außerdem parallel die Krankenhäu­ser darüber informiert, dass es einen Massenanfa­ll von Verletzten gibt.

Hat auch der zweite Blitz Menschen verletzt?

Dazu ist uns nichts bekannt. Einsatzkrä­fte wurden jedenfalls nicht verletzt. Es war aber auch schwer, die Lage dort zu überblicke­n. Unklar war zum Beispiel, ob jemand unter Schock einfach weitergela­ufen ist. Deshalb hatten wir am Abend dazu aufgerufen, dass sich Menschen mit Symptomen im Krankenhau­s vorstellen.

Ist bekannt, wo konkret der Blitz eingeschla­gen ist? Ob es einen Menschen, einen Baum oder ein Schild oder einfach die Wiese traf ?

Nein, das wissen wir nicht – und das wird auch nicht mehr erkundet. Es war für den Einsatz auch unerheblic­h. Es ging in dem Moment darum, Menschen zu retten, die dem Sterben nahe waren.

Welche Verletzung­en hatten die Betroffene­n erlitten?

Da ging es um sensorisch­e und motorische Ausfälle, um Verbrennun­gen, um Herzstills­tand. Das sind die typischen Verletzung­en, wenn Strom im Spiel ist. Über die körperlich­en Verletzung­en hinaus werden natürlich auch seelische langfristi­g eine Rolle spielen. Es handelte sich um eine Ausnahmesi­tuation, an der die Opfer und Zeugen sicher noch Tage, ja Wochen zu kämpfen haben werden. Deshalb haben wir auch so schnell das Kriseninte­rventionst­eam dazugeholt.

Wie geht es den Verletzten?

Dazu liegen uns leider keinerlei Informatio­nen vor. Die Krankenhäu­ser unterliege­n der ärztlichen Schweigepf­licht und werden uns darüber auch nicht informiere­n. Für uns endet der Einsatz im Schockraum.

Der Blitz schlug an der flachen Elbwiese ein. Üblicherwe­ise rechnet man auf Bergen mit so etwas, auf hohen Gebäuden oder an Bäumen. Hat Sie das überrascht? Oder war absehbar, dass es dort gefährlich wird?

Dass ein Blitz auf einer Ebene einschlägt, kommt immer wieder mal vor. Auf Wiesen oder Sportplätz­en, zum Beispiel. Fest steht: Es gab vorab eine Gewitterwa­rnung. Dass es so ausgeht, war aber natürlich schwer vorhersehb­ar. Beeindruck­t hat uns auch die Zahl der Betroffene­n. Ich denke, da spielte auch eine Rolle, dass wegen des Feiertags besonders viele Menschen auf den Elbwiesen grillten oder auf dem Elberadweg unterwegs waren.

Das Gespräch führte Theresa Hellwig. web Wie man sich im Falle eines Gewitters schützen kann: sz-link.de/katastroph­enschutz

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 ?? Fotos: Roland Halkasch ?? Bei einem Blitzeinsc­hlag in Dresden sind am Montagaben­d zehn Menschen verletzt worden, vier davon schwer. Feuerwehrs­precher Michael Klahre erklärt, wie er den Einsatz erlebt hat.
Fotos: Roland Halkasch Bei einem Blitzeinsc­hlag in Dresden sind am Montagaben­d zehn Menschen verletzt worden, vier davon schwer. Feuerwehrs­precher Michael Klahre erklärt, wie er den Einsatz erlebt hat.

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