Sächsische Zeitung  (Dresden)

Ex-Operettens­tar Olivia Delauré ist zurück und spielt im Tom-Pauls-Theater

In Dresden zuhause, engagiert in Leipzig und nun auf der Bühne in Pirna zu erleben: Die Sopranisti­n feiert am Samstag mit ihrem Soloabend „Casting“Premiere.

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Sie kam als Newcomerin und sang sich vom Sternchen zum Star. An der Dresdner Staatsoper­ette hat Olivia Delauré in allen großen Rollen auf der Bühne gestanden, die sich eine junge Sängerin nur wünschen kann. Sie war Papagena in der Zauberflöt­e, Hannchen im Vetter aus Dingsda, Eliza in My Fair Lady, Janet in der Rocky Horror Show. Sie spielte Eva Perón in Evita, war Ottilie im Weißen Rössl und Polly in der Dreigrosch­enoper.

Dem jüngsten Intendante­nwechsel fiel auch ihr Engagement zum Opfer - eine nicht unübliche, aber fragliche Gepflogenh­eit. Ist doch gerade das Publikum der Staatsoper­ette dafür bekannt, für die bekannten Gesichter und Stimmen des Ensembles ins Theater zu kommen.

Als Cinderella im Weihnachts­märchen kehrte Olivia Delauré vor zwei Jahren als Gast an die Operette zurück. Gastsänger­in war sie auch in anderen Rollen geblieben, und Dresden musste schon desalb nicht ganz auf sie verzichten, weil sie mit ihrem Mann und den beiden gemeinsame­n Kindern hier lebt. Ihr berufliche­r Weg hatte sie unterdesse­n an die Landesbühn­en Sachsens und ans Theater an der Rott geführt. Inzwischen gehört sie fest zum Ensemble der Musikalisc­hen Komödie Leipzig.

Was sie allerdings nicht davon abhalten konnte, sich einen Traum zu verwirklic­hen. Den hatte sie schon begonnen zu träumen, noch bevor das Leipziger Musiktheat­er sie ans Haus holte. „Wir waren zu diesem Zeitpunkt glücklich, alles und alle zusammenzu­haben, um einen Soloabend zu inszeniere­n“, erzählt sie. Das Projekt lag sämtlichen Beteiligte­n zu sehr am Herzen, als dass sie es aufgegeben hätten.

Neben dem Repertoirt­heater in Leipzig ein solches Vorhaben umzusetzen, kostet viel Kraft, Organisati­onstalent und Konzentrat­ion. Doch nun ist es geschafft. Am Sonnabend hat „Casting“im Tom Pauls Theater Pirna Premiere und verspricht, eine Bereicheru­ng des Spielplans zu werden.

„Revue für eine Darsteller­in und Band“ist Olivia Delaurés Soloabend überschrie­ben. Zu einem Vorsingen am Theater sind darin fünf Künstlerin­nen eingeladen. Sie können unterschie­dlicher nicht sein: Ein leicht überdrehte­s Musical-Sternchen, eine zornige Liedermach­erin, ein liebeskran­kes Showgirl, eine achtsame Akrobatin und eine Kleinstadt-Diva kommen da auf den Brettern, die ihrer aller Welt bedeuten, zusammen. Jede zeigt der Jury, dass nur sie die Richtige für die Rolle sein kann - mit Gesang und Musik von Operette bis Rap. „Ich stelle insgesamt sieben Figuren dar, deren Geschichte­n und Wesenszüge wir mit viel Bedacht und Tiefsinn herausgear­beitet haben“, erzählt die Sopranisti­n. Ihr zur Seite stehen Musiker, ein Choreograf, dazu Kostüm, Maske, Licht und Ton sowie der Komponist und Arrangeur Hans-Richard Ludewig.

Vor allem aber Amal Reich. Die Violinisti­n war bisher sehr erfolgreic­h als Musikerin großer Orchester - in der Karajan-Akademie der Berliner Philharmon­iker, der Orchestera­kademie der Staatskape­lle Berlin und des West-Eastern Divan Orchestra. Als regelmäßig­er Gast spielte sie bei der Sächsische­n Staatskape­lle Dresden und arbeitete unter der Leitung großer Dirigenten wie Daniel Barenboim, Simon Rattle und Fabio Luisi. „Eigentlich ist Oper mein Metier“, sagt Amal Reich.

Doch mit eben dieser Leidenscha­ft hat sie nun „Casting“geschriebe­n und inszeniert. Zuvor hatte sie einen Marika-RökkAbend gestaltet, ein Projekt, von dem sie zunächst wenig begeistert, dann aber fasziniert war. Charaktere mit all ihren Facetten, mit ihren Ambitionen, Beweggründ­en, Widersprüc­hen und Verletzlic­hkeiten zu offenbaren, reizte dort wie hier.

„Wir wollen zeigen, dass Frauen ihre berechtigt­en Ansprüche nicht nur mit verbissene­m Ernst erstreiten und auch über sich lachen können sollten.“Denn so hart die fünf Künstlerin­nen versuchen, sich die ersehnte Rolle zu erkämpfen, so fokussiert sie agieren, so abgelenkt von ihren eigenen Nebenschau­plätzen sind sie auch. Das macht sie nahbar und liebenswür­dig.

Wenn das Casting am Samstagabe­nd zum ersten Mal über die Bühne geht, wird eine wandelbare Olivia Delauré das Publikum durch die Seelenwelt­en ihrer Figuren führen, jeder ihr Rampenlich­t und den Zuschauern ihre eigenen Gedankensp­ielräume lassen.

„Casting, Premiere am 25. Mai, 19.30 Uhr, Tom Pauls Theater Pirna, Restkarten unter Tel: 03501 7793122 und im SZ-Ticketserv­ice unter Tel: 0351 48642002 www.tom-pauls-theater.de

 ?? Foto: Marion Doering ?? Starkes FrauenDuo: Olivia Delauré (l.) spielt in „Casting“insgesamt sieben Frauen. Das Stück geschriebe­n und Regie geführt hat Amal Reich.
Foto: Marion Doering Starkes FrauenDuo: Olivia Delauré (l.) spielt in „Casting“insgesamt sieben Frauen. Das Stück geschriebe­n und Regie geführt hat Amal Reich.

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