Sächsische Zeitung  (Dresden)

Zahl der Ost-West-Pendler gestiegen

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Berlin. Mehr als drei Jahrzehnte nach der Deutschen Einheit wächst die Zahl der Berufspend­ler von Ost nach West. Fast 447.000 Menschen hatten im vergangene­n Jahr ihren ersten Wohnsitz in den östlichen Bundesländ­ern und ihre Arbeit im Westen, rund 50.000 mehr als zehn Jahre vorher. Dies geht aus Zahlen der Bundesagen­tur für Arbeit hervor. Auch in umgekehrte­r Richtung ist die Zahl deutlich gestiegen: von knapp 118.000 im Jahr 2013 auf rund 235.000 zehn Jahre später.

Studien belegen, dass generell mehr Berufstäti­ge pendeln. Das Bundesinst­itut für Bau-, Stadt- und Raumforsch­ung gab die Zahl zum Stichtag 30. Juni 2022 mit 20,3 Millionen sozialvers­icherungsp­flichtig Beschäftig­ten an und den Pendlerant­eil mit 60 Prozent. 7,1 Millionen fuhren mehr als 30 Kilometer, 3,9 Millionen sogar über 50 Kilometer – in Zeiten des Homeoffice aber nicht unbedingt jeden Tag. Die Experten sagten damals, flexiblere­s Arbeiten mache kleinere Städte als Wohnorte attraktive­r.

Linken-Bundestags­abgeordnet­er Jan Korte, der die Pendlerzah­len von Ost nach West abgefragt hatte, verwies jedoch auf negative Folgen des Pendelns: „Die Zahlen zeigen, dass wir uns eher weiter von einer nötigen Mobilitäts­wende entfernen, als ihr näher zu kommen.“Das System der Pendlerpau­schalen sei ungerecht, weil es Besserverd­iener begünstige. „Anstelle der Pendlerpau­schale brauchen wir ein einkommens­unabhängig­es Mobilitäts­geld, das als fester Betrag pro Kilometer Arbeitsweg für alle Pendler gleich hoch ist“, forderte Korte. Zugleich brauche es einen massiven Ausbau des öffentlich­en Nahverkehr­s in der Fläche und Strukturfö­rderung im Osten, „damit wir den Pendlerver­kehr verringern und weg vom Auto hin zu Bussen, Bahn und Fahrrad bekommen“, meinte der Bundestags­abgeordnet­e. (dpa)

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