Sächsische Zeitung  (Dresdner Meißner Land)

Cannabis und Olaf Scholz – „Keule“schreibt „Tunnel in Sicht“um

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Damals, sagt das Dresdner Kabarett-Urgestein Wolfgang Schaller, „damals hatten wir noch kein Cannabis“. Und dieses Damals liegt dabei gerade mal drei Jahre zurück: Das Stück „Tunnel in Sicht“aus der Feder Wolfgang Schallers, hatte im Kabarettke­ller der Herkuleske­ule im Kulturpala­st Premiere.

Drei schrullige Verlierer treffen sich auf einem Bahnsteig, an dem schon lange kein Zug mehr fährt. Ein perfekter Ort für sehr unterhalts­ames politische­s Kabarett. „Aber nun haben wir eben Cannabis, einen Bundeskanz­ler Olaf Scholz und Frauen, die sich für die Waffenlobb­y starkmache­n“, zählt Autor Wolfgang Schaller auf. Also hat er das Stück aktualisie­rt. Sehr sogar, sagt er. Am heutigen Donnerstag hat die neue Fassung in der „Keule“Premiere. Ob es dann auch um Cannabis gehen wird, verrät Wolfgang Schaller aber noch nicht. „Aber die Leute werden eine Menge Spaß haben“, verspricht er. Nicht ohne Grund hat er dem Stück den Untertitel „Lachen, auch wenn’s zum Heulen ist“verpasst. Dass es trotz knallharte­r politische­r Pointen eine Menge zu lachen gibt, liegt natürlich auch an den drei Protagonis­ten, die auf der Herkuleske­ulen-Bühne zu erleben sind: Hannes Sell, Birgit Schaller und Frank Weiland. Die bringen Schallers (scharf )geschliffe­nen Wortwitz nicht „nur“rüber, sondern sich auch kräftig ein. „Es ist ja auch in einem Kabarett nicht so, dass immer alle einer Meinung sind“, weiß Wolfgang Schaller. „Da gibt es schon auch mal Reibung, aber wichtig ist, dass man darüber redet – wie im echten Leben“, macht er mit Blick auf seine immerhin schon 52. Produktion an der „Keule“klar. Und die ist kein Nummerprog­ramm, sondern eine spannende Mischung aus Kabarett und Theater; er selbst nennt es „Kabarettst­ück“. Kabinettst­ück, ist ein ebenso passendes Wort! Denn hier wird politisch der Degen und nicht der Säbel geschwunge­n – und die Texte meistern spielend den Spagat zwischen Spaß und Ernst. „Ernst, der Spaß macht“, findet Wolfgang Schaller. Das sehen im Übrigen auch die Zuschauer so. Und wer „Tunnel in Sicht“schon gesehen hat, sollte sich die Neufassung in der Herkuleske­ule auf keinen Fall entgehen lassen. Denn die Frage am verlassene­n Bahnsteig ist ja durchaus aktuell: Bleibt man sitzen oder geht man. Und wenn man geht, dann wohin?

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Foto: Robet Jentzsch Hannes Sell, Birgit Schaller und Frank Weiland in „Tunnel in Sicht“.

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