Sächsische Zeitung (Dresdner Meißner Land)
Radebeuler Sängerin ist mit ihren Liedern im Radio zu hören
Corinna Anders ist mit ihren eigenen Schlagern bei Hitparaden im Radio zu hören. Der Weg ins Musikbusiness war einer mit Abbiegungen für die Radebeulerin.
Für Corinna Anders ist im vergangenen Jahr ein großer Wunsch in Erfüllung gegangen. Sie nahm ihr erstes eigenes Album „Gedankenspiele“auf und hat nun eine der CDs in der Hand. Auf dem Cover ist sie in einem roten Hosenanzug zu sehen, freundlich lächelnd. Anders ist Jahrgang 1968 und weiß, dass viele ihrer Kollegen schon früher angefangen haben. Die Radebeulerin ist, wie sie selbst sagt, über ein paar Abbiegungen zu ihrem Debüt gekommen.
Schlager war schon immer ihre Welt, von klein auf ist sie mit der Musik aufgewachsen. Manchmal kann sie es immer noch nicht glauben, sich selbst in Hitparaden im Radio zu hören oder der Sprachassistenz Alexa sagen zu dürfen, einen Song von ihr abzuspielen. „Da kriegst du erst mal fast einen Herzkasper, weil es so surreal ist“, sagt sie und lacht. Schon als die kleine Corinna in der Schule vor der Klasse sang, war sie in ihrem Element. Später folgten Auftritte mit dem Chor auf den Landesbühnen und der erste Gesangsunterricht.
Mit dem Tourbus durch die DDR
Doch die Musik blieb immer ihr Hobby, eine Art zweites Standbein. „Mein Elternhaus war sehr vernünftig“, erzählt Anders, die damals noch unter ihrem Familiennamen auftrat. Sie war die einzige Musikalische unter ihren drei Geschwistern. Nach der Schule verdiente sie ihr Geld auf Anraten der Eltern als Kauffrau im Arzneimittelwerk Dresden.
Mit 19 kam sie in die erste Band, mit der sie jedes Wochenende im Tourbus durch die Region tingelte. An das erste Vorsingen kann sich die Frohnatur noch gut erinnern. „Das wird nix!“, haben die anderen gesagt. Denn Anders hatte eine klassische Gesangsausbildung erhalten. Ihre Sopranstimme passte so gar nicht zum Sound der Band, zudem musste sie innerhalb weniger Wochen das ganze Bühnenprogramm einstudieren. Schnell entwickelte sie sich weiter und war fortan fester Teil der Band. In der damaligen DDR war klar geregelt, wie viel west- und ostdeutsche Musik jeweils gespielt werden durfte. „Wir haben viel von Marianne Rosenberg oder Nicole gecovert“, erinnert sich Anders.
Dann verließ die Radebeulerin ihre Stadt für einige Jahre und lebte mit dem späteren Vater ihres Kindes in Baden-Württemberg. Dort war, kurz nach der Wende, erstmal alles neu. Doch auch hier fand sie wieder musikalische Einsätze und arbeitete einige Jahre mit einer Partyband zusammen. Später war Anders als alleinerziehende Mutter auf sich allein gestellt.
Zurück in Radebeul kümmerte sie sich um ihren Sohn und musste zudem den Tod ihrer Schwester und ihrer Mutter verkraften. Sie fand wieder zur Musik, kaufte sich selber eine Anlage und ein Mikrofon und schaffte sich mit der Musik 2013 ein weiteres Standbein. „Musik ist ja auch eine Bewältigungsstrategie“, sagt Anders. Ihre Texte sind teilweise autobiografisch, in anderen verarbeitet sie Geschichten von Bekannten und Freunden. So etwa in „Du und dein Mann“, wo es darum geht, dass Frauen ihre Männer durch Krebs verloren haben. „Das Thema beschäftigt mich bis heute zentral“, erzählt Anders, die mit ihrer Musik Emotionen schaffen und Menschen zusammenbringen will. Die Textideen kommen ihr oft beim Autofahren oder Hausputz.
Inzwischen viel Bühnenerfahrung
Dass diese nun auf einem Album zu hören sind, verdankt sie dem Produzenten André Stade, dem sie 2016 begegnete. Stade arbeitete auch schon mit Künstlern wie Ute Tanja Lasch und Uta Bresan zusammen. Für Roland Kaiser schrieb er unter anderem „Das Beste am Leben“. Es kam zu einem Vorsingen. „Und fortan konnte ich meine Träume verwirklichen“, sagt Anders, die ihr komplettes Album 2023 mit Stade in Dresden aufnahm. Seit 2016 feilte sie an ihren Songs.
Mit Corona kam es zum Stillstand. „Ich habe überlegt, ob ich alles hinschmeiße“, sagt Anders. Doch sie entschied sich für ihr Album, beauftragte ein kleines Label und wurde belohnt. Seit 2020 arbeitet sie mit ihrem Label-Chef Jürgen Kerber eng zusammen und schließt auch ein zweites Album nicht aus.
Erst mal will sie aber mit „Gedankenspiele“weiter auftreten, am liebsten in der Region und in Radebeul. Und wenn das Fernsehen anrufen würde? „Das sind schon so Ziele“, sagt Anders, die mittlerweile viel Bühnenerfahrung hat. „Wahrscheinlich könnte ich schon zwei Monate vorher vor Aufregung nicht schlafen“, sagt sie und lacht.