Sächsische Zeitung (Dresdner Meißner Land)
Großfamilie aus Dippoldiswalde spielt Schach in der Bundesliga
Von jetzt an treten die Spielerinnen der Schachfamilie Peglau aus Paulsdorf gegen internationale Gegnerinnen an. Wie der Familienverein da mithalten will.
Dippoldiswalde hat jetzt eine Bundesliga-Mannschaft – und gleich eine ganz besondere. Die Frauen des Vereins „Schachzentrum Seeblick Dippoldiswalde“spielen ab Herbst in der höchsten Liga. Die Sächsische Zeitung hat die Mitglieder des ungewöhnlichen Vereins einmal zu Hause in Paulsdorf an der Talsperre Malter besucht. Denn das Schachzentrum ist kein gewöhnlicher Verein, sondern ein Familienunternehmen. Beide Eltern, Adelheid und Markus Peglau, spielen Schach und sie haben die Liebe zu dem Spiel an ihre sieben Kinder weitergegeben. Die bilden einen eigenen Verein und sind auf vielen Turnieren
mit außergewöhnlichen Erfolgen unterwegs.
So hat die 15-jährige Charis bereits an mehreren Jugendeuropa- und Weltmeisterschaften teilgenommen. 2022 erreichte sie dabei ihren bisher größten Erfolg. Bei der WM in Rumänien holte sie in der Altersklasse
U14 Silber. Nun haben sie in der letzten Begegnung der 2. Bundesliga Ost gegen die Frauen von Rotation Pankow gewonnen. Damit sind sie Zweitligameisterinnen geworden und steigen in die Bundesliga auf. „Es war eine Begegnung zwischen jugendlicher Unbekümmertheit und Erfahrung“,
sagt Markus Peglau. Bei Pankow saßen Spielerinnen am Brett, die bereits in der Nationalmannschaft der DDR gespielt haben. Es war ein harter Kampf, und nach fünf Stunden gewannen die Mädchen aus Paulsdorf.
2017 haben Peglaus ihren eigenen Schachverein gegründet. Da sie im ehemaligen Hotel „Seeblick“an der Malter wohnen, das die Familie zum Begegnungszentrum umgebaut hat, verfügen Sie über ein eigenes Spiellokal. Und mit ihren sechs Mädchen und einem Jungen, die alle Schach spielen, haben sie auch genug Nachwuchs für eine eigene Mannschaft.
Die beiden Ältesten studieren bereits, Sarah Mathematik und Italienisch in Dresden, Mirjam Forstwissenschaft in Tharandt. Charis, Dora und Lorena besuchen das Glückauf-Gymnasium in Altenberg. Der Weg von Paulsdorf dorthin ist zwar weiter als beispielsweise nach Dippoldiswalde. Aber die Schule in Altenberg hat Erfahrung mit Leistungssportlern. Wenn ein Turnier auf dem Kalender steht, ist dort eine Schulbefreiung kein Problem.
Wenn Peglaus zu Turnieren fahren, reicht der blaue Transporter der Familie gerade aus, um alle mitzunehmen. Bisher waren sie im Osten Deutschlands unterwegs. Denn die zweite Bundesliga ist in drei Staffeln unterteilt, Süd, Nord und Ost. Künftig werden ihre Fahrten sie nach ganz Deutschland führen. Den Paulsdorferinnen ist klar, dass ihnen dort ein wesentlich schärferer Wind um die Ohren wehen wird als bisher in der 2. Liga. Dort ging es doch familiär zu. Von insgesamt zwölf Teams der ersten Spielklasse müssen drei wieder absteigen. „Nicht absteigen. Das wäre für uns schon fast ein Wunder“, sagt Dora. „Die großen Vereine haben auch richtige Sponsoren und kaufen Topspielerinnen ein. Die können dann auch davon leben“, erklärt Markus Peglau. Sponsoren würde er sich auch für seinen Verein wünschen. Bisher trägt die Familie alle Kosten aus eigener Tasche. Nun sind sie alle gespannt, wie sich ihr Familienverein aus Dippoldiswalde in der „stärksten Schachliga der Welt“behauptet. So selbstbewusst stuft sich die Bundesliga selbst auf ihrer Homepage ein.