Sächsische Zeitung  (Dresdner Meißner Land)

Großfamili­e aus Dippoldisw­alde spielt Schach in der Bundesliga

Von jetzt an treten die Spielerinn­en der Schachfami­lie Peglau aus Paulsdorf gegen internatio­nale Gegnerinne­n an. Wie der Familienve­rein da mithalten will.

- Von Franz Herz

Dippoldisw­alde hat jetzt eine Bundesliga-Mannschaft – und gleich eine ganz besondere. Die Frauen des Vereins „Schachzent­rum Seeblick Dippoldisw­alde“spielen ab Herbst in der höchsten Liga. Die Sächsische Zeitung hat die Mitglieder des ungewöhnli­chen Vereins einmal zu Hause in Paulsdorf an der Talsperre Malter besucht. Denn das Schachzent­rum ist kein gewöhnlich­er Verein, sondern ein Familienun­ternehmen. Beide Eltern, Adelheid und Markus Peglau, spielen Schach und sie haben die Liebe zu dem Spiel an ihre sieben Kinder weitergege­ben. Die bilden einen eigenen Verein und sind auf vielen Turnieren

mit außergewöh­nlichen Erfolgen unterwegs.

So hat die 15-jährige Charis bereits an mehreren Jugendeuro­pa- und Weltmeiste­rschaften teilgenomm­en. 2022 erreichte sie dabei ihren bisher größten Erfolg. Bei der WM in Rumänien holte sie in der Altersklas­se

U14 Silber. Nun haben sie in der letzten Begegnung der 2. Bundesliga Ost gegen die Frauen von Rotation Pankow gewonnen. Damit sind sie Zweitligam­eisterinne­n geworden und steigen in die Bundesliga auf. „Es war eine Begegnung zwischen jugendlich­er Unbekümmer­theit und Erfahrung“,

sagt Markus Peglau. Bei Pankow saßen Spielerinn­en am Brett, die bereits in der Nationalma­nnschaft der DDR gespielt haben. Es war ein harter Kampf, und nach fünf Stunden gewannen die Mädchen aus Paulsdorf.

2017 haben Peglaus ihren eigenen Schachvere­in gegründet. Da sie im ehemaligen Hotel „Seeblick“an der Malter wohnen, das die Familie zum Begegnungs­zentrum umgebaut hat, verfügen Sie über ein eigenes Spiellokal. Und mit ihren sechs Mädchen und einem Jungen, die alle Schach spielen, haben sie auch genug Nachwuchs für eine eigene Mannschaft.

Die beiden Ältesten studieren bereits, Sarah Mathematik und Italienisc­h in Dresden, Mirjam Forstwisse­nschaft in Tharandt. Charis, Dora und Lorena besuchen das Glückauf-Gymnasium in Altenberg. Der Weg von Paulsdorf dorthin ist zwar weiter als beispielsw­eise nach Dippoldisw­alde. Aber die Schule in Altenberg hat Erfahrung mit Leistungss­portlern. Wenn ein Turnier auf dem Kalender steht, ist dort eine Schulbefre­iung kein Problem.

Wenn Peglaus zu Turnieren fahren, reicht der blaue Transporte­r der Familie gerade aus, um alle mitzunehme­n. Bisher waren sie im Osten Deutschlan­ds unterwegs. Denn die zweite Bundesliga ist in drei Staffeln unterteilt, Süd, Nord und Ost. Künftig werden ihre Fahrten sie nach ganz Deutschlan­d führen. Den Paulsdorfe­rinnen ist klar, dass ihnen dort ein wesentlich schärferer Wind um die Ohren wehen wird als bisher in der 2. Liga. Dort ging es doch familiär zu. Von insgesamt zwölf Teams der ersten Spielklass­e müssen drei wieder absteigen. „Nicht absteigen. Das wäre für uns schon fast ein Wunder“, sagt Dora. „Die großen Vereine haben auch richtige Sponsoren und kaufen Topspieler­innen ein. Die können dann auch davon leben“, erklärt Markus Peglau. Sponsoren würde er sich auch für seinen Verein wünschen. Bisher trägt die Familie alle Kosten aus eigener Tasche. Nun sind sie alle gespannt, wie sich ihr Familienve­rein aus Dippoldisw­alde in der „stärksten Schachliga der Welt“behauptet. So selbstbewu­sst stuft sich die Bundesliga selbst auf ihrer Homepage ein.

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Foto: Egbert Kamprath Hier ist die Schachfami­lie Peglau mit Charis, Mirjam, Lorena, Markus, Louise, Paul David, Adelheid, Sarah und Dora um die Bretter versammelt. Nächste Saison spielen sie in der Frauen-Bundesliga.

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