Sächsische Zeitung  (Dresdner Meißner Land)

Die besten Brote im Landkreis: Der Osten liebt die helle Kruste

Mit ihren Broten haben die Bäcker aus dem Landkreis Meißen den Prüfer vom Deutschen Brotinstit­ut überzeugt. Es gibt reihenweiß­e Goldmedail­len.

- Von Ines Mallek-Klein

Die hölzernen Brotregale sind fast bis auf den letzten Platz gefüllt, als Daniel Plum am Donnerstag­morgen mit seiner Arbeit beginnt. Die Bäckerinnu­ng des Landkreise­s Meißen hat ihn, den Tester, zur jährlichen Brotprüfun­g eingeladen. Mitmachen kann jeder Bäcker, der möchte. 18 sind es aus dem gesamten Landkreis und damit deutlich mehr als in anderen Regionen, wie Daniel Plum erzählt. Er ist im Auftrag des Deutschen Brotinstit­utes unterwegs und wird die Brote bewerten, gemeinsam mit Sebastian Weidelt, dem Bäckermeis­ter und Brotsommel­ier aus dem Backhaus der Krabat-Mühle Schwarzkol­lm.

Roggenmisc­hbrot ist am beliebtest­en

Es sei wichtig, einen Vertreter aus der Region mit dabei zu haben, sagt der Obermeiste­r der Innung Karsten Liebscher. Er hat einen kurzen Weg zum Brottest, der auf dem Weinböhlae­r Marktplatz stattfinde­t. Seine Backstube liegt schräg gegenüber und auch er hat drei Brote mitgebrach­t, die auf ihr fachkundig­es Urteil warten: ein Roggenvoll­kornschnit­tbrot, ein Buchweizen­dinkelvoll­korn mit roten Linsen und der Klassiker, das Roggenmisc­hbrot. Es ist nach wie vor das beliebtest­e Brot, wenn auch mit regionalen Unterschie­den und genau dies sollte mindestens ein Prüfer kennen. Im Osten ist das Brot mit einer helleren Kruste beliebt, im Westen kann die fast schwarz sein, dafür werden dort oft mehr Gewürze mit verbacken, erfährt man vom Obermeiste­r. Kundenwüns­che, auf die Bäcker natürlich eingehen und die bei der Brotbewert­ung berücksich­tigt werden müssen.

Gerade setzt Sebastian Weidelt wieder das Brotmesser an. Zuvor waren Kruste, Borde und Brotboden begutachte­t worden, alles bestens. Der Edelstahl teilt die Kru

men, sie sind gleichmäßi­g und feinporig, was auf einen hohen Roggenante­il im Brot hindeutet. Daniel Plum bricht ein Stück heraus und kostet, während sein Prüferkoll­ege an der frischen Schnittflä­che dem Brotduft nachspürt.

„Am besten schmeckt ein Brot nach einem Tag“, versichert Karten Liebscher. Dann sei ein Teil der Feuchtigke­it verschwund­en und man erfahre den Brotgeschm­ack sehr viel intensiver. Auch deshalb sind nicht alle Brote, die die Prüfer an diesem Donnerstag auf den Tisch bekommt, tagfrisch. Nicht wenige wurden schon am Vortag aus dem Ofen geholt und an verschiede­nen Sammelstel­len, darunter auch Riesa, Meißen, Großenhain und Nossen abgegeben und nach Weinböhla gefahren.

Um das rote Zelt scharen sich die Besucher. Einige, wie Familie Boden, sind extra aus Dresden-Klotzsche gekommen. „Wir haben in der Zeitung davon gelesen“, sagen sie und beißen in das bunteste Brot auf dem Tisch, eine Elbtalkrus­te mit Kurkuma, gebacken in Riesa. Daneben liegt ein Dinkel-Emmer aus Sörnewitz. Der kleine Rest lässt erahnen, dieses Brot hat schon gute Zustimmung gefunden. Familie Boden nimmt das letzte Stück mit nach Hause, reicht zugleich eine kleine Spende für den Tisch. Sie wird an das KIZ Coswig/Weinböhla gehen, verrät Obermeiste­r Liebscher. Die Tester arbeiten sich weiter durch die Brote, 56 sind es insgesamt, die auf eine Bewertung hoffen. Und Prüfer Daniel Plum ist begeistert. Das sind hier alle sehr hochqualit­ative Brote, 85 bis 90 Prozent werden sich wohl über eine Goldmedail­le freuen können. Mit den Urkunden kann geworben werden. „Für uns ist der Brottest aber auch immer ein wichtiger Qualitätsc­heck, um zu wissen, wo wir mit unserer Backqualit­ät stehen“, so Obermeiste­r Liebscher und falls nötig, gäbe es die Tipps zur Backdauer oder Mehlzusamm­ensetzung gleich noch mit dazu. Bäcker, die übrigens drei Jahre in Folge für eine Sorte Brot die Goldmedail­le erhalten haben, bekommen eine extra Auszeichnu­ng.

Auf der Suche nach Personal

Dass sich aus dem Landkreis Meißen so viele Bäcker an dem Text beteiligt haben, liegt auch an der Struktur des Handwerks. Allen Unkenrufen zum Trotz, die steigenden Energie- und Rohstoffpr­eise haben bislang nicht zu einem Bäckerster­ben geführt. Ja, es seien vereinzelt Filialen geschlosse­n worden, es gab manche Geschäftsa­ufgabe, oft aus Altersgrün­den.

„Insgesamt bin ich aber sehr zuversicht­lich“, sagt Karsten Liebscher. Was die Branche natürlich umtreibt, ist der Personalma­ngel, auch bei der Suche nach Nachfolger­n. „Ab früh um eins in der Backstube zu stehen, das tut sich heute kaum noch einer an“, so der Innungsmei­ster. Immerhin, viele Kunden halten den Bäckern trotz der Preissteig­erungen der letzten Monate die Treue, weil sie das Handwerk schätzen und die damit verbundene Qualität.

web Die detaillier­ten Ergebnisse sind in den kommenden Tagen auf dieser Website zu finden: hier https://www.brotinstit­ut.de/baeckerfin­der

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Fotos: Claudia Hübschmann Daniel Plum vom Deutschen Brotinstit­ut hatte am Donnerstag auf dem Weinböhlae­r Marktplatz 56 Brote zu begutachte­n.
 ?? ?? Dem Brotprüfer stand der Brotsommel­ier aus dem Backhaus der KrabatMühl­e Schwarzkol­lm, Sebastian Weidelt (l.), zur Seite.
Dem Brotprüfer stand der Brotsommel­ier aus dem Backhaus der KrabatMühl­e Schwarzkol­lm, Sebastian Weidelt (l.), zur Seite.

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