Sächsische Zeitung (Dresdner Meißner Land)
Darum erklingt die DDR-Hymne im Feuerwehrmuseum
In Sachsens größter Feuerwehrausstellung kehrt Musik ein. Zu jeder Epoche die passende. Nur zu einer nicht.
Ein Museum muss sich immer wieder mal was Neues einfallen lassen, sonst bleiben früher oder später die Besucher weg. Das weiß auch Siegfried Bossack, der Vorsitzende der AG Feuerwehrhistorik Riesa, die im Alten Lager in Zeithain das Sächsische Feuerwehrmuseum ehrenamtlich betreibt.
Die rund 80 Mitglieder haben auf 3.000 Quadratmeter überdachter Ausstellungsfläche Tausende Exponate zusammengetragen, die über die sächsische Feuerwehrgeschichte Zeugnis geben. In den letzten Jahren wurden unter anderem ein Flugzeughangar gebaut, ein Löschwaggon der Deutschen Reichsbahn rekonstruiert und für die kleineren Besucher eine Garteneisenbahn um den Löschteich installiert.
Es scheint, je älter die Vereinsmitglieder werden, umso mehr Ideen haben sie. Jetzt wollen sie mit Ton und Licht Leben in die Ausstellungshallen bringen. „Ein Museum ist eigentlich ein lebloser Ort“, sagt Bossack. „Der Einzige, der was sagt, ist der, der die Besucher herumführt.“Und vielleicht noch ein paar Besucher selbst, die interessiert Fragen stellen. Ansonsten gehe es ziemlich ruhig zu. Das soll sich ändern. Und zwar mit Musik.
Marschmusik in Halle eins
„Jede Zeit hatte ihre eigene Musik“, so Bossack. „Wir wollen das nutzen, um die verschiedenen Epochen musikalisch zu untersetzen.“Das beginnt gleich zu Beginn der ersten Ausstellungshalle. Hier sind alte Leiterwagen, Uniformen und Fotos aus der Kaiserzeit zu sehen. In einer Ecke steht jetzt ein Schallplattenspieler. Siegfried Bossack legt eine Amiga-Platte auf. Es ertönt Marschmusik.
Die Halle widmet sich der Aufbauzeit nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die Anfangsjahre der ehemaligen DDR. Am Eingang stehen ein US-Soldat und ein Rotarmist vor einem Foto. Es zeigt die erste Begegnung amerikanischer und sowjetischer Soldaten an der Elbe im April 1945. Aus einem Volksempfänger ertönt das bekannte russische Volkslied „Kalinka“.
Rund 20 Meter weiter steht auf einer Vitrine wieder ein altes Transistorradio. Es ist etwas jüngeren Datums. Unter einem Bildnis des ersten DDR-Präsidenten Wilhelm Pieck ertönt die Hymne: „Auferstanden aus Ruinen und der Zukunft zugewandt, lass uns dir zum Guten dienen, Deutschland, einig Vaterland ...“Wegen der letzten drei Wörter durfte die „Deutsche Nationalhymne“, wie sie ursprünglich hieß, ab etwa 1970 nicht mehr im Arbeiter-und-BauernStaat gesungen werden.
Im Zeithainer Feuerwehrmuseum sind alle drei Strophen zu hören und noch einige typische Lieder aus dieser Epoche, wie „Bau auf, bau auf!“, „Unsre Heimat“oder „Kleine, weiße Friedenstaube“. Die Besucher, die bei den ersten musikalischen Museumsrundgängen dabei gewesen waren, seien erstaunlich textsicher gewesen und hätten sogar mitgesungen, erzählt Bossack. Zumindest beim Refrain. In der dritten Halle erklingen Schlager aus den 1960er- und 1970er-Jahren, unter anderem gesungen von Bärbel Wachholz, Helga Bauer, Andreas Holm und Ina Martell. „Unterstützt wurden wir dabei von der IG Radiogeschichte aus Großenhain“, bestätigt Bossack. Die Idee passe auch gut zum Jubiläum „100 Jahre Radio“, an das im vergangenen Oktober erinnert wurde. Lediglich auf der Ausstellungsfläche einer Epoche wird keine Musik gespielt – bei den grauen Feuerwehrautos aus dem Dritten Reich. Stattdessen ertönen Luftschutzsirenen und Bombeneinschläge, die vom Schrecken des Zweiten Weltkrieges erzählen.
Am kommenden Wochenende können Besucher das Sächsische Feuerwehrmuseum Zeithain mit Musik im Rahmen des ersten regionalen Entdeckertags erleben. Den hat das Regionalmanagement Elbe-Röder-Dreieck organisiert. 24 Orte, wie zum Beispiel das Haus des Gastes in DiesbarSeußlitz, der Rosengarten in Tiefenau, das Ehrenhain Zeithain, die Gohrischheide oder das Bauernmuseum in Zabeltitz können besucht werden.
„Das ist eine sehr gute Idee“, sagt Bossack. Er habe sofort zugesagt, als die Anfrage vom Elbe-Röder-Dreieck zur Teilnahme kam. „Unser Museum ist nach der Winterpause im Hochfahrmodus“, sagt der Ehrenvorsitzende des Landesfeuerwehrverbandes Sachsen. Da komme der Entdeckertag genau zur richtigen Zeit.