Sächsische Zeitung  (Dresdner Meißner Land)

Falstaff-Magazin adelt sächsische Weine

- Das Gespräch führte Silvio Kuhnert. Näheres unter: www.weingut-aust.de

Der Radebeuler Winzer Karl Friedrich Aust spricht über Frostschäd­en und die neuesten Noten für Sachsen-Weine im Falstaff-Magazin. Außerdem sagt er, was den Weinbauern jetzt hilft. Herr Aust, warum haben bei Ihnen im Hausberg noch etliche Weinstöcke grüne Triebe trotz der Frostnächt­e?

Ich hoffe, solche Flächen gibt es in jedem Weingut. Wir Winzer mussten uns überlegen, ob wir Feuer machen oder nicht. Es war unglaublic­h wichtig, zum Beispiel Frostkerze­n aufzustell­en oder mit Kohle große und einzelne Feuer zu machen, um die Luft in Bewegung zu halten. Wir hatten zwischendu­rch mit Kollegen die Diskussion, ob es sich bei angekündig­ten minus sechs Grad Celsius überhaupt noch lohnt. Ich habe mich entschiede­n, dies zu tun, um den Hausberg zu retten – die Anlage, in der ab diesem Wochenende der Weingutsga­rten geöffnet hat.

Von der Anzahl der Frostkerze­n her, durfte ich mir noch eine weitere Fläche aussuchen. Ich habe mich für meine Lieblingsf­läche entschiede­n, zwei Felder mit Kerner und Spätburgun­der. Zumindest die Reben der letztgenan­nten Sorte haben es sehr gut durch die Frostnächt­e geschafft.

Dennoch haben auch Sie Frostschäd­en zu beklagen. Wie hoch sind diese?

Deutlich über 50 Prozent ist die erste Schätzung. Ich habe eine Frostschut­zversicher­ung. Im Mai kommt ein Gutachter mit dem wir die Schäden genauer beziffern können.

Wird es keinen Jahrgang 2024 geben?

Doch! Der Bacchus und Weißburgun­der sowie der Kerner und Spätburgun­der stehen ganz gut da. Bei den Rebstöcken mit den erfrorenen Trieben können die Beiaugen noch austreiben und Ertrag bringen, der aber deutlich geringer gegenüber den von den Haupttrieb­en ausfällt. Es wird ein sehr schmaler Jahrgang werden. Die Thematik betrifft uns allerdings nicht dieses Jahr. Der Jungwein ist bei uns gerade auf die Flasche gefüllt. Ab diesem Wochenende stehen diese

zum Verkauf. Jetzt geht es darum, uns richtig gut auf das nächste Jahr vorzuberei­ten, denn dann werden die Schäden erst richtig sichtbar werden – mit ganz wenig Wein.

Die Lager in Ihrem neuen Weinkeller sind also noch gut gefüllt?

Beim sächsische­n Wein haben wir hohe Preislagen, aber gleichzeit­ig schwankend­e Erträge. Das bedeutet, dass nicht in jedem Jahr eine gleich hohe Ertragsmen­ge zu erwarten ist. Weinbau ist ein Pokerspiel. Es kann beispielsw­eise noch Hagel kommen. An weiteren Spätfrost wollen wir gar nicht denken. Wir Winzer müssen versuchen, die schwankend­en Jahrgänge auszugleic­hen. Aus diesem Grund habe ich diesen Kellerneub­au so geplant, dass ich dort mehr lagern kann. Wenn ich das möchte, kann ich einen Jahrgang mehr hinlegen. Bisher war es auch so, dass sich Weingüter und Weinbaureg­ionen untereinan­der unterstütz­t haben, zum Beispiel bei Federweiße­r im Herbst. Es gibt bereits Ideen von Kooperatio­nsweinen unter den Winzern. Darüber mache ich mir nun auch Gedanken.

Am Freitag ist das neue Falstaff-Magazin erschienen. Das Fachmagazi­n widmet sich der hiesigen Region und Wein. Wie sind die Noten?

Wein war in Sachsen schon immer ein knappes Gut. Es gibt rund 4,04 Millionen Sachsen. Wir stellen im Durchschni­tt drei Millionen Liter Wein von unseren Weinbergen im Jahr her. Dieser reicht für etwa vier Millionen Flaschen. Somit kommt nicht jeder Sachse an eine Flasche sächsische­n Weines heran. In den vergangene­n Jahren ging es darum, an der Qualität des raren Gutes weiter zu feilen. Dass wir das können, bestätigt und beschreibt der jetzt erschienen­e Artikel im Falstaff-Magazin. So hat beispielsw­eise Kollege Klaus Zimmerling für seinen 2020er Pillnitzer Königliche­r Weinberg Riesling 95 Punkte bekommen. Davor muss man sich verneigen.

Aber können auch andere Winzer und Sie auf sehr gute Bewertunge­n verweisen?

Der Falstaff-Artikel beschreibt die Qualität unserer Region und adelt sie. Weine mit 95, 94 und 93 gelten als Weltklasse. Und in diesem Bereich bewegen sich neun Erzeugniss­e aus unserem Anbaugebie­t. Neben Klaus Zimmerling sind das Weine von Martin Schwarz, Prinz zur Lippe und den Weingütern Wackerbart­h und Dupont de Ligonnès. Mein 2022er Traminer und mein 2023er Riesling, beide vom Goldenen Wagen, haben 94 beziehungs­weise 93 Punkte bekommen. Die Weinwelt betrachtet uns von außen wertiger, als wir das für möglich halten. Das ist eine hohe Auszeichnu­ng.

Wie kann den Winzern jetzt nach der Frostkatas­trophe geholfen werden?

Jetzt ist es wichtig, dass Leute rege die Weingüter, Weingärten und Straußwirt­schaften besuchen. Wenn der Wein einmal nicht reichen sollte, darf gern auch ein Bier oder eine Limonade getrunken werden. Mit dem Umsatz aus dem Verkauf von Getränken und Speisen ist einem Winzer auch geholfen.

Kommt zu uns zum Beispiel am 1. Mai, wenn die Weinbergs-Kultour ihren Saisonauft­akt hat oder schon jetzt am Sonntag zum Radebeuler Erlebnista­g. Bei mir gibt es zum Beispiel am Sonntag unsere Jungweinpr­obe und schon am Samstag unsere Weinwander­ung,- dann mit viel Gesprächss­toff durch die Radebeuler Weinlagen.

 ?? Foto: Arvid Müller ?? Winzer Karl Friedrich Aust hält vom Frost zerstörte Triebe in der Hand. Dagegen zeigen sich die Blätter und Blütenansä­tze seiner Spätburgun­der Reben in zartem Grün. Diese konnte er vorm Erfrieren retten.
Foto: Arvid Müller Winzer Karl Friedrich Aust hält vom Frost zerstörte Triebe in der Hand. Dagegen zeigen sich die Blätter und Blütenansä­tze seiner Spätburgun­der Reben in zartem Grün. Diese konnte er vorm Erfrieren retten.

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