Sächsische Zeitung (Dresdner Meißner Land)
Falstaff-Magazin adelt sächsische Weine
Der Radebeuler Winzer Karl Friedrich Aust spricht über Frostschäden und die neuesten Noten für Sachsen-Weine im Falstaff-Magazin. Außerdem sagt er, was den Weinbauern jetzt hilft. Herr Aust, warum haben bei Ihnen im Hausberg noch etliche Weinstöcke grüne Triebe trotz der Frostnächte?
Ich hoffe, solche Flächen gibt es in jedem Weingut. Wir Winzer mussten uns überlegen, ob wir Feuer machen oder nicht. Es war unglaublich wichtig, zum Beispiel Frostkerzen aufzustellen oder mit Kohle große und einzelne Feuer zu machen, um die Luft in Bewegung zu halten. Wir hatten zwischendurch mit Kollegen die Diskussion, ob es sich bei angekündigten minus sechs Grad Celsius überhaupt noch lohnt. Ich habe mich entschieden, dies zu tun, um den Hausberg zu retten – die Anlage, in der ab diesem Wochenende der Weingutsgarten geöffnet hat.
Von der Anzahl der Frostkerzen her, durfte ich mir noch eine weitere Fläche aussuchen. Ich habe mich für meine Lieblingsfläche entschieden, zwei Felder mit Kerner und Spätburgunder. Zumindest die Reben der letztgenannten Sorte haben es sehr gut durch die Frostnächte geschafft.
Dennoch haben auch Sie Frostschäden zu beklagen. Wie hoch sind diese?
Deutlich über 50 Prozent ist die erste Schätzung. Ich habe eine Frostschutzversicherung. Im Mai kommt ein Gutachter mit dem wir die Schäden genauer beziffern können.
Wird es keinen Jahrgang 2024 geben?
Doch! Der Bacchus und Weißburgunder sowie der Kerner und Spätburgunder stehen ganz gut da. Bei den Rebstöcken mit den erfrorenen Trieben können die Beiaugen noch austreiben und Ertrag bringen, der aber deutlich geringer gegenüber den von den Haupttrieben ausfällt. Es wird ein sehr schmaler Jahrgang werden. Die Thematik betrifft uns allerdings nicht dieses Jahr. Der Jungwein ist bei uns gerade auf die Flasche gefüllt. Ab diesem Wochenende stehen diese
zum Verkauf. Jetzt geht es darum, uns richtig gut auf das nächste Jahr vorzubereiten, denn dann werden die Schäden erst richtig sichtbar werden – mit ganz wenig Wein.
Die Lager in Ihrem neuen Weinkeller sind also noch gut gefüllt?
Beim sächsischen Wein haben wir hohe Preislagen, aber gleichzeitig schwankende Erträge. Das bedeutet, dass nicht in jedem Jahr eine gleich hohe Ertragsmenge zu erwarten ist. Weinbau ist ein Pokerspiel. Es kann beispielsweise noch Hagel kommen. An weiteren Spätfrost wollen wir gar nicht denken. Wir Winzer müssen versuchen, die schwankenden Jahrgänge auszugleichen. Aus diesem Grund habe ich diesen Kellerneubau so geplant, dass ich dort mehr lagern kann. Wenn ich das möchte, kann ich einen Jahrgang mehr hinlegen. Bisher war es auch so, dass sich Weingüter und Weinbauregionen untereinander unterstützt haben, zum Beispiel bei Federweißer im Herbst. Es gibt bereits Ideen von Kooperationsweinen unter den Winzern. Darüber mache ich mir nun auch Gedanken.
Am Freitag ist das neue Falstaff-Magazin erschienen. Das Fachmagazin widmet sich der hiesigen Region und Wein. Wie sind die Noten?
Wein war in Sachsen schon immer ein knappes Gut. Es gibt rund 4,04 Millionen Sachsen. Wir stellen im Durchschnitt drei Millionen Liter Wein von unseren Weinbergen im Jahr her. Dieser reicht für etwa vier Millionen Flaschen. Somit kommt nicht jeder Sachse an eine Flasche sächsischen Weines heran. In den vergangenen Jahren ging es darum, an der Qualität des raren Gutes weiter zu feilen. Dass wir das können, bestätigt und beschreibt der jetzt erschienene Artikel im Falstaff-Magazin. So hat beispielsweise Kollege Klaus Zimmerling für seinen 2020er Pillnitzer Königlicher Weinberg Riesling 95 Punkte bekommen. Davor muss man sich verneigen.
Aber können auch andere Winzer und Sie auf sehr gute Bewertungen verweisen?
Der Falstaff-Artikel beschreibt die Qualität unserer Region und adelt sie. Weine mit 95, 94 und 93 gelten als Weltklasse. Und in diesem Bereich bewegen sich neun Erzeugnisse aus unserem Anbaugebiet. Neben Klaus Zimmerling sind das Weine von Martin Schwarz, Prinz zur Lippe und den Weingütern Wackerbarth und Dupont de Ligonnès. Mein 2022er Traminer und mein 2023er Riesling, beide vom Goldenen Wagen, haben 94 beziehungsweise 93 Punkte bekommen. Die Weinwelt betrachtet uns von außen wertiger, als wir das für möglich halten. Das ist eine hohe Auszeichnung.
Wie kann den Winzern jetzt nach der Frostkatastrophe geholfen werden?
Jetzt ist es wichtig, dass Leute rege die Weingüter, Weingärten und Straußwirtschaften besuchen. Wenn der Wein einmal nicht reichen sollte, darf gern auch ein Bier oder eine Limonade getrunken werden. Mit dem Umsatz aus dem Verkauf von Getränken und Speisen ist einem Winzer auch geholfen.
Kommt zu uns zum Beispiel am 1. Mai, wenn die Weinbergs-Kultour ihren Saisonauftakt hat oder schon jetzt am Sonntag zum Radebeuler Erlebnistag. Bei mir gibt es zum Beispiel am Sonntag unsere Jungweinprobe und schon am Samstag unsere Weinwanderung,- dann mit viel Gesprächsstoff durch die Radebeuler Weinlagen.