Sächsische Zeitung (Dresdner Meißner Land)
Launige Worte zu Schröders 80. Geburtstag
Anfang April ist Gerhard Schröder 80 Jahre alt geworden. Nun feiert er im prominenten Berliner Lokal Borchardt seinen runden Geburtstag. Mit bekannten Gästen.
Berlin. Die großen Fenster des bekannten Berliner Prominenten-Lokals Borchardt sind mit schwarzen Vorhängen zugezogen. In den Räumlichkeiten feiert der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) seinen 80. Geburtstag nach. Zu den Gästen des Abends zählen der frühere SPD-Vorsitzende und Ex-Vizekanzler Sigmar Gabriel, der nach Tagesspiegel-Informationen eine Laudatio auf Schröder hielt.
Auch aktive Politiker wie der stellvertretende FDP-Vorsitzende Wolfgang Kubicki sowie der Bundestagsabgeordnete Peter Ramsauer (CSU) sind gekommen. Der frühere Fraktionsvorsitzende der Linken, Gregor
Gysi, verlässt das Lokal bereits am frühen Samstagabend. Ein Teilnehmer der Party, für eine Zigarette auf dem Bürgersteig, meint ironisch: „Putin ist schon weg.“Schröders langjähriger Personenschützer sitzt vor dem Lokal und trinkt ein Pils. Außerdem zu Gast sind der Maler Markus Lüpertz, ein alter Freund Schröders, und der Karikaturist Achim Greser, der für die Titanic und die FAZ tätig ist.
„Es ist eine schöne Party, viel weniger aufregend, als ihr denkt“, sagt Greser. Soyeon Schröder-Kim, die Frau des Altkanzlers, präsentiere Musik aus ihrer südkoreanischen Heimat. „Sie hat eine tolle Stimme“, sagt Greser. Auch aus der Wirtschaft haben sich Weggefährten Schröders eingefunden – etwa das Unternehmerpaar Jenny und Gisbert Dreyer, der Tunnelbauer Martin Herrenknecht, Ex-Bild-Chefredakteur Kai Diekmann und Unternehmensberater Roland Berger.
Gäste aus der ersten politischen Reihe bleiben dem Abend fern, Schröder gilt spätestens seit Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine als Persona non grata. Die SPD hatte ein Parteiausschlussverfahren gegen Schröder angestrengt, allerdings erfolglos. Schröder hält vehement an seiner Freundschaft mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin fest, nennt den Krieg gegen die Ukraine einen „Fehler“. Er ist bis heute für die mehrheitlich russischen Gesellschaften
der Nord-Stream-Pipelines durch die Ostsee tätig.
Organisiert hatte die Party Schröders Frau Soyeon Schröder-Kim. Die Gästeliste hielt sie bis zuletzt geheim. Bei den Reden sei Schröder für „sein Lebenswerk und seine politische Karriere“gewürdigt worden, sagte der Unternehmer Gisbert Dreyer am Samstagabend.
Dreyer kennt Schröder schon seit vielen Jahren, „privat“, nicht über eine politische Schiene. „Mit der kürzlichen Entwicklung mit Russland, also dem UkraineKrieg“sei Schröder am Samstagabend, „anders als häufig üblich, nicht verleumdet, niedergemacht, verachtet“worden.
Maler Lüpertz habe zu Ehren Schröders ein eigenes Gedicht, „wunderbare Lyrik“, vorgetragen, bei dem er „das Problem dieser Zeit, den Hass, diese Verleumdung, diese Kurzsichtigkeit der Menschen lyrisch auf den Begriff gebracht hat“, sagte Dreyer.
Kubicki und Ramsauer hätten jeweils „ein paar launige Worte“gesprochen. Dreyers Fazit der Geburtstagsfeier, anspielend auf die Kritik der Grünen an Schröders Putin-Nähe: „Es gibt noch in Deutschland eine Gruppe von Menschen, die mehr wissen als die Grünen.“„Die beste Rede auf Schröder hat Gabriel gehalten“, sagte Reinhard Scheibe (SPD), einst Staatssekretär unter Ministerpräsident Schröder in Niedersachsen.