Sächsische Zeitung (Dresdner Meißner Land)
So plant Dynamo mit seinen Leihspielern
Oliver Batista Meier ist derzeit Dynamo Dresdens namhaftester Leihspieler, noch vier weitere sind verliehen. Was die Trennung von Trainer Markus Anfang für sie bedeutet und wie der Verein plant.
Es war für Dynamo Dresden das Transfer-Dauerthema im Winter – und könnte auch jetzt im Sommer wieder für reichlich Spekulationen sorgen. Kommt Oliver Batista Meier zurück, trägt er noch einmal das schwarz-gelbe Trikot oder wird der offensive Mittelfeldspieler wieder direkt weiterverkauft? Diese Fragen beschäftigten vor allem die Fans in der abgelaufenen Transferperiode, als der Offensivspieler noch an den SC Verl ausgeliehen war.
Eigentlich sollte OBM, wie er von vielen genannt wird, auch die restliche Saison in Verl verbringen. Doch Dresden beendete die Leihe kurz vor Weihnachten vorzeitig. Die Leistungen des 23-Jährigen beim direkten Ligakonkurrenten Verl waren zu gut. In der Hinrunde gehörte er zu den besten Spielern der 3. Liga. Insgesamt erzielte Batista Meier neun Tore und bereitete neun weitere Treffer vor.
Gekommen war er im Januar 2022 von Bayern München. Damals galt Batista Meier als großes Talent. Angeblich rund 300.000 Euro Ablöse soll Dynamo, damals in der zweiten Liga, an den Rekordmeister gezahlt haben. Wirklich gelohnt hat sich diese Investition für die Schwarz-Gelben bislang jedoch nicht. In 20 Pflichtspielen kam er auf lediglich acht Vorlagen und wurde deshalb im Januar 2023 nach Verl verliehen. Häufig wurde ihm eine gewisse Bequemlichkeit attestiert, der letzte Ehrgeiz soll gefehlt haben. „Er ist ein sehr großes Talent“, sagte damals Dynamos Trainer Markus Anfang, der wie Sportchef Ralf Becker inzwischen nicht mehr im Amt ist. Und Anfang kritisierte OBM zugleich deutlich: „Er muss schauen, dass er aus dem Talentstatus herauskommt, sich durchsetzt, um diesen Unterschiedsspieler darzustel
len, den man in ihm in der Vergangenheit gesehen hat.“
Das Band zwischen Trainer und Spieler soll damals schon länger zerrissen gewesen sein. „Nach dem Trainerwechsel habe ich in der 3. Liga einfach die Chance nicht bekommen“, sagte Batista Meier später, und er meinte: „Daran lag es. Vielleicht habe ich irgendwo einen Anteil, aber solange ich keine Einsätze kriege, ist es schwierig. Hätte ich meine Chance gehabt und sie nicht genutzt, würde ich sagen, ich habe schlecht gespielt. So ist es schwer zu verstehen.“Unter Anfang wollte er deshalb nicht mehr spielen und wäre über die Hinrunde hinaus gern in Verl geblieben. Dynamo holte ihn dennoch zurück – auch, weil der Verein sich ein lukratives Angebot für den damaligen Top-Scorer der 3. Liga erhoffte. Der Poker ging nicht auf. Also folgte die erneute Ausleihe – dieses Mal zu den Grasshopper Zürich in die Schweiz. Und wie geht es für ihn nun weiter?
Zürich besitzt zwar eine Kaufoption mit einer festgeschriebenen Ablöse von rund
450.000 Euro, doch wird diese wohl nicht ziehen. Der Grund ist recht simpel: Batista Meier spielt einfach zu wenig, kommt bisher auf sieben (Kurz-)Einsätze, erst zweimal durfte er von Beginn an ran. OBM wird also im Sommer erneut in Dresden aufschlagen. Ob er bleibt, ist offen. Zwar ist Anfang nicht mehr da, aber wer dessen Nachfolger wird, steht offiziell nicht fest. Dynamos absoluter Top-Kandidat ist Thomas Stamm, der momentan noch die zweite Mannschaft des SC Freiburg trainiert. Er gilt als Entwickler junger Spieler und könnte vermutlich auch OBM helfen, aus dem Status des Talents herauszukommen.
Dasselbe gilt für Paul Lehmann, der an Viertligist Rot-Weiß Erfurt ausgeliehen ist. Bisher wurde der 19-Jährige 13-mal eingesetzt, stand davon elfmal in der Startelf und gehört damit beim Tabellenelften der Regionalliga Nordost zum Stammpersonal. Im Sommer kehrt der gebürtige Dresdner zu Dynamo zurück und dürfte fester Bestandteil des Drittliga-Kaders werden. Unklar ist dagegen, wie es mit Jonas Saliger und Julius Hoffmann weitergeht. Saliger ist seit Beginn dieser Saison an die zweite Mannschaft des 1. FC Köln ausgeliehen, Hoffmann an den SV Babelsberg. Bei den beiden Viertligisten haben die zwei Offensivkräfte zunächst sehr regelmäßig gespielt, in der Rückrunde müssen die 20-Jährigen aber immer häufiger auf der Ersatzbank Platz nehmen. Saliger kommt insgesamt in 20 Einsätzen auf zwei Tore und zwei Vorlagen. Hoffmann erzielte in 22 Spielen zwei Tore. Das sind keine Quoten, mit denen man sich für die 3. oder gar zweite Liga empfiehlt. Beide haben aber noch ein Jahr Vertrag in Dresden.
Auch Jan Shcherbakovski, der an Energie Cottbus verliehen wurde, ist noch bis Sommer 2025 an Dynamo gebunden. In Dresden wurde er im Sommer 2023 de facto aussortiert, eine Vertragsauflösung kam aber nicht zustande. So musste er bis zum Wintertransferfenster alleine trainieren, ehe er zum Viertligisten in die Lausitz wechseln konnte. Eigentlich war klar, dass der 23-Jährige kein Spiel mehr für SchwarzGelb macht. Doch die Situation hat sich jetzt geändert. Trainer Anfang, der kein Fan von Shcherbakovskis Spielweise war, ist nicht mehr da.
Dazu kommt, das Dynamo den Aufstieg in die 2. Bundesliga verpassen wird und ein weiteres Jahr in der 3. Liga verbleibt. Shcherbakovski könnte also für den Neuaufbau des Kaders gebraucht werden. Denkbar wäre auch ein Verbleib in Cottbus. Zumal er mit den Lausitzern als Tabellenerster der Regionalliga Nordost beste Chancen hat, in die 3. Liga aufzusteigen.
„Natürlich ist das eine Option für mich“, sagte der Offensivspieler vor einer Woche nach dem 4:3-Sieg gegen Lok Leipzig, wo er per Seitfallzieher in der Nachspielzeit den Siegtreffer schoss. Und er betonte: „Cottbus hat mir noch einmal eine zweite Chance gegeben, mich zu beweisen. Es würde nichts dagegen sprechen, dass ich hierbleibe. Aber das hängt nicht nur von mir ab.“Bereits vor einem Jahr war Shcherbakovski an Cottbus ausgeliehen, konnte sich aber nicht nachhaltig durchsetzen. Im zweiten Anlauf läuft es für ihn deutlich besser. Seit seiner Ankunft bei Energie absolvierte er alle Spiele.