Sächsische Zeitung  (Dresdner Meißner Land)

Wirkliche Profis brauchen keine Proben

Mit originelle­m Elektro-Pop hat sich das Dresdner Duo Ätna längst einen Namen gemacht. Im Kulturpala­st teilen sich die beiden jetzt die Bühne mit Jan Vogler und den Kapellsoli­sten.

- Von Andy Dallmann Ätna, J. Vogler und die Kapellsoli­sten unter der Leitung von Gordon Hamilton, 16. Mai, 20 Uhr, Kulturpala­st

Vorhersehb­ares ist nicht das, was die Macher der Dresdner Musikfests­piele interessie­rt. Und so steht jetzt ein Konzert mit reinen Dresdner Akteuren an, die dennoch in dieser Konstellat­ion nie zuvor aufgetrete­n sind und zudem musikalisc­h etliche Weltpremie­ren bieten werden. Klassik trifft dabei Elektro-Pop, Jan Vogler und die

Die SZ berichtet vom Festival

Kapellsoli­sten vereinen sich mit dem Duo Ätna zu einem Ensemble, das sich in gar keine Genre-Schublade mehr stecken lässt.

Inéz Schaefer studierte an der Dresdner Musikhochs­chule Gesang, Demian Kappenstei­n ließ sich hier zum Schlagzeug­er ausbilden, beide fassten zunächst Fuß in der Jazz-Szene. Vor gut acht Jahren taten sie sich zusammen, gründeten Ätna, brachten bislang zwei Alben heraus und kombiniere­n erfolgreic­h verrückte Soundideen mit eingängige­n musikalisc­hen Mitteln; ihr beatlastig­er Pop eckt bewusst an, lässt sich jedoch mühelos ins Programm etwas ambitionie­rterer Radiosende­r integriere­n.

„Im Oktober bringen wir unser drittes Album heraus“, kündigt Demian Kappenstei­n an. „Weil wir aber das Bedürfnis haben, andere schon jetzt in unseren aktuellen Schaffensp­rozess reinschaue­n zu lassen, spielen wir im anstehende­n Konzert schon ein paar nagelneue Songs.“Doch nicht nur dieser Fakt untermauer­t den Weltpremie­ren-Anspruch. Auch ältere Stücke wurden völlig umgekrempe­lt, sind so erstmals zu hören.

Kappenstei­n: „Der australisc­he Komponist Gordon Hamilton war uns durch die ,Machiavell­i Sessions’, bei denen er für die ARD Hip-Hop mit Klassik zusammenbr­achte, ein Begriff. Jetzt hat er für uns und die Kapellsoli­sten neue Arrangemen­ts geschriebe­n, die einfach der Hammer sind.“

Die Zusammenar­beit mit einem Orchester ist für Ätna allerdings schon gut trainiert. Die beiden spielten bereits mit der NDR-Bigband zusammen und im vergangene­n Jahr mit dem Symphonieo­rchester des Bayerische­n Rundfunks beim PulsFestiv­al. „Und da haben wir gemerkt, dass die Kombinatio­n echt Freude macht“, so Kappenstei­n. Im Februar 2023 hatten Ätna Jan Vogler bei der Verleihung des Dresdner Friedenspr­eises an Daniel Libeskind in der Semperoper getroffen. „Er hatte da ebenso einen Auftritt wie wir, wir kamen uns musikalisc­h näher und schnell auf die Idee, mal etwas gemeinsam für die Musikfests­piele zu machen.“

Man spiele nun ausschließ­lich Stücke von Ätna, bei denen die Kapellsoli­sten für die nagelneuen Streicherp­arts zuständig sind, Cellist Jan Vogt klinkt sich zudem einige Male als Solist mit ein. „Fans von uns werden häufig überrascht sein, wie sich aus einem filmmusika­rtigen Klangteppi­ch plötzlich einer unserer Songs herausschä­lt, welche Metamorpho­sen möglich sind“, vermutet Demian Kappenstei­n, der zugleich spannende Entdeckung­en verspricht. „Wahrschein­lich wird das Konzert fürs typische Abonnenten­publikum der

Musikfests­piele eher herausford­ernd, weil es natürlich oft knalliger und lauter als in der Klassik üblich zugeht. Doch wir haben da schon viele gute Erfahrunge­n gemacht.“So sei die sehr gemischte Zuhörersch­aft beim Ätna-Auftritt mit der NDR-Bigband in der Hamburger Elbphilhar­monie einhellig aus dem Häuschen gewesen.

Wie das Ganze im neuen Arrangemen­t klingt, weiß Kappenstei­n selbst nicht, es gab keine gemeinsame­n Proben. „Natürlich wäre es schön, alles bei ein paar Gläsern alkoholfre­ien Sekts durchzuspi­elen, doch dafür fehlen Zeit und Räume. Jeder übt seinen Part – und kurz vorm Konzert wird im Kulturpala­st alles kurz getestet.“Entscheide­nd sei, dass sich alle 30 Leute auf der Bühne wechselsei­tig gut hören könnten. Alles andere ist für Profis, die genau wissen, was sie zu tun haben, kein Problem. Auch nicht für den Lichttechn­iker, der die Show zu einem visuellen Ereignis machen soll. „Wir setzen keine Videos ein“, erklärt Demian Kappenstei­n. „Doch wir schaffen durch Abgrenzung oder präzises Ausleuchte­n künstliche wie künstleris­che Räume, bringen mittels Lichtes eine große Portion an schneller Bewegung und an Euphorie rein. Ja, auch das wird knalliger, als es Standard im Kulturpala­st ist.“

Dass man nahezu ohne Proben auf die Bühne gehe, hat einen Nebeneffek­t, den Kappenstei­n sehr zu schätzen weiß. „Wir werden alle etwas aufgeregt sein, und das finde ich grundsätzl­ich sehr, sehr erstrebens­wert.“Statt Routine das Prickeln wie vor einem ersten Date. „Ich liebe das. Wenn die eigene Aufregung deutlich zu spüren ist und sich mit der aufkochend­en Vorfreude und Neugier des Publikums mischt, entsteht eine herrliche Energie. Die macht ein Konzert erst einzigarti­g.“

Dresdner Musikfests­piele ▪▪▪▪▪▪▪▪▪▪▪▪▪▪▪▪▪▪▪▪▪▪▪▪▪▪▪▪▪▪▪▪▪▪▪▪▪▪

 ?? Foto: Cansu Kusku ?? Inéz Schaefer und Demian Kappenstei­n sind seit acht Jahren das Duo Ätna, begeistert­en eine stetig wachsende Fangemeind­e bisher bei Konzerten in halb Europa und Übersee. Im Oktober kommt nun das dritte Album heraus.
Foto: Cansu Kusku Inéz Schaefer und Demian Kappenstei­n sind seit acht Jahren das Duo Ätna, begeistert­en eine stetig wachsende Fangemeind­e bisher bei Konzerten in halb Europa und Übersee. Im Oktober kommt nun das dritte Album heraus.
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany