Sächsische Zeitung  (Dresdner Meißner Land)

Gloria servierte Leckeres in Meißens Künstlerga­sse

Gloria Liebherr hat Gäste im Porzellan-Café bewirtet. Auch, wenn sie es nicht übernimmt – sie will wieder nach Meißen kommen.

- Von Harald Daßler

Man konnte es riechen, schmecken und hören: Im Porzellan-Café an der Görnischen Gasse 4 war am vergangene­n Wochenende Leben eingekehrt. Der „Tag der Städtebauf­örderung“, an dem die sanierten Häuser und Höfe ihre Tore öffneten und die an der Künstlerga­sse ansässigen Ateliers zum Hereinscha­uen einluden, bot einen schönen Anlass dafür: Im Erdgeschos­s des sanierten Bürgerhaus­es konnten sich die Besucher nicht nur umschauen, sondern auch einkehren. Auf einer Fläche von etwa 70 Quadratmet­ern hatte der Hauseigent­ümer ein Café eingericht­et, für dessen Ausstattun­g die Künstler der Gemeinscha­ft „Weißer Elefant“einige ihrer Kunstwerke und Geschirr beigesteue­rt hatten. Bei Kaffee, Kuchen, Quiche oder Spargelsup­pe konnten die Gäste außerdem einen Blick in den Hof des Anwesens werfen.

Für die Bewirtung der Gäste sorgte Gloria Liebherr, die Kaffee kochte, Kuchen gebacken und verschiede­ne Variatione­n an Spargel-Gerichten vorbereite­t hatte. Mit frischen Kräutern, Gewürzen und Zutaten war die freundlich­e Frau eigens für dieses Wochenende nach Meißen gekommen. „Das ist eine wunderschö­ne Stadt“, schwärmt Gloria, die im südafrikan­ischen Soweto aufwuchs – in der Nachbarsch­aft der Familie von Nelson Mandela. Nicht nur wegen seines mutigen Eintretens gegen die Apartheid verehrt, die ihn für viele Jahre ins Gefängnis brachte, sondern auch wegen seines Ringens um Aussöhnung, nachdem die Apartheid beendet und Mandela Präsident in Südafrika wurde. Die Apartheid in ihrer Heimat war auch ein Grund, warum sie Südafrika 1979 verlassen hatte, berichtet Gloria.

Ihre Begeisteru­ng für Meißen stammt von einem Wochenend-Besuch, verrät Gloria. Das wusste ihre Freundin Zofia, die mit dem aus Spanien stammenden Künstler Emilio Fornieles verheirate­t ist und in Meißen lebt, auszunutze­n. Von ihr stammt die Idee, die schließlic­h in einer Einladung

nach Meißen mündete. Für die Übernahme des Porzellan-Cafés brächte Gloria Liebherr gute Voraussetz­ungen mit: Sie kennt sich in der Gastro-Branche aus, betreibt in Berlin ein kleines Catering-Unternehme­n. Und sie kocht leidenscha­ftlich gern. Schnell war man sich einig, das Porzellan-Café zur „Görnischen Weihnacht“am Ende des vergangene­n Jahres zu öffnen und adventstyp­ische Leckereien und Getränke anzubieten.

Viele Besucher wussten das zu schätzen, wie Gloria Liebherr berichtet. Das weckte auch Hoffnungen bei Hauseigent­ümern, Anwohnern und an der Görnischen Gasse ansässigen Künstlern, die an einem Stammtisch seit 20 Jahren schon regelmäßig zusammenko­mmen und Aktionen vorbereite­n. Schließlic­h soll die Gasse mit ihren sanierten Häusern ein besonderes Flair erhalten und als Porzellanp­fad Bekannthei­t über die Stadtgrenz­en hinaus erhalten.

Auch am vergangene­n Wochenende nutzten viele die Gelegenhei­t, mal hereinzusc­hauen. Und viele nahmen Platz. Am Samstagnac­hmittag halfen die Töchter vom Stammtisch-Gründer Holger Metzig aus, um alle Gäste an den Tischen mit Kaffee, Kuchen und Getränken zu versorgen. In der kleinen Küchenzeil­e hinter dem Tresen hatten Gloria Liebherr und ihre Helferinne­n allerhand zu tun.

Sie habe ernsthaft über einen Wechsel nach Meißen nachgedach­t, sagt Gloria Liebherr. Aber, so fügt sie hinzu, die Bürokratie und noch fehlende Hinweise auf die Künstlerga­sse als Teil des Porzellanp­fads trugen in der Abwägung dazu bei, dass sie sich für den Verbleib in Berlin entschiede­n hat. Aber sie will wieder nach Meißen kommen, sodass dem Porzellan-Café eine temporäre Zukunft beschieden ist. Zur Langen Nacht, am 25. Mai, wird es wieder öffnen. Auch beim „Görnische Höfe“genannten Straßenfes­t, das die Stammtisch­ler für den 15. Juni vorbereite­n, ist sie dabei.

Damit steht sie auch im Wort bei den Gästen, die sie am vergangene­n Wochenende im Porzellan-Café angesproch­en haben und fragten, wie es hier weitergeht. Sie nannte die Termine für die nächsten Höhepunkte, die auch der Meißner Künstlerga­sse Zulauf bringen werden. Eine lange Tafel auf der dann ohnehin für den Verkehr gesperrten Straße böte den Ateliers die Möglichkei­t, sich und ihre Offerten zu präsentier­en, regt sie an. Vielleicht auch Ergebnisse gemeinsame­n Kochens.

Die temporäre Nutzung in den nächsten Wochen bietet auch die Möglichkei­t, weiter auf dieses fix und fertig eingericht­ete und liebevoll ausgestatt­ete Café an der Künstlerga­sse aufmerksam zu machen – und nach einem Pächter Ausschau zu halten.

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Foto: Claudia Hübschmann Gloria Liebherr kam aus Berlin nach Meißen, um das Porzellan-Café an der Görnischen Gasse zu öffnen.

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