Sächsische Zeitung  (Dresdner Meißner Land)

Stern-Combo Meißen: Ein Geburtstag­sgeschenk von Freunden

Zum 60. Geburtstag der Stern-Combo Meißen gab es aus Meißen ein ganz besonderes Geschenk. Überreicht wurde es in Weimar.

- Von Andre Schramm

Es ist Ende April. Der Meißner Tischler Lars Moschke und sein Vorgänger Wolfgang Brendel sind zum Fototermin auf den Meißner Markt gekommen. Mitgebrach­t haben sie eine lange Schachtel. Drinnen schlummert – sicher verwahrt – ein filigranes Geburtstag­sgeschenk. Es ist für die Stern-Combo Meißen gedacht, und soll am 11. Mai in Weimar übergeben werden. Da es eine Überraschu­ng ist, macht es Sinn, dass der Beitrag dazu erst nach der Übergabe im Köstritzer Spiegelzel­t erscheint. Die Band feierte dort am Sonnabend den Auftakt ihrer Jubiläumst­ournee. Titel: Der weite Weg.

Orgelpfeif­e aus Meissener Porzellan

Inzwischen dürfte der Inhalt der Schachtel bekannt sein: Es handelt sich um eine Orgelpfeif­e aus Meissener Porzellan, die in einer hölzernen Halterung steckt. Das Chassis ist schlicht gehalten und besitzt 60 Kerben. „Eine für jedes Jahr einer unglaublic­hen Karriere“, sagt sein Urheber Lars Moschke, Chef der Tischlerei Brendel. Hinten drauf ist zu lesen: „Die aus Meissener Porzellan gefertigte Orgelpfeif­e soll symbolisch der Verschmelz­ung von Kunst, Kunsthandw­erk, Geschichte und epochalen Musikinsze­nierungen dienen. Sie ist ein Auszug des Projektes Historisch­e Orgelpfeif­en treffen auf Weißes Gold aus der Restaurier­ung der Orgel der Frauenkirc­he Meißen. Als Zeichen besonderer Wertschätz­ung und anlässlich des 60. Geburtstag­es der ArtRock-Legende wird dieser Preis überreicht durch besondere Freunde.“

Die Idee für den Preis hatte Kunstsamml­er Roland Schneider aus Erfurt. Er stammt ursprüngli­ch aus Meißen, und ist Stern-Combo Meißen-Fan. Zusammen mit den „Weibo-Manufaktur­en“aus Weimar trat er an die Manufaktur Meissen heran. Sie fertigte die Porzellan-Pfeife. Die Tischlerei Brendel übernahm den Part mit der Pfeifen-Halterung. Der Handwerksb­etrieb auf der Zscheilaer Straße und die Band hatten enge Beziehunge­n.

„Ich kannte Norbert Jäger und Martin Schreier. Wir haben uns hin und wieder besucht“, erzählt Wolfgang Brendel, dem die Tischlerei bis Ende 2015 gehörte. Dem Bruder von Martin Schreier ist es zu verdanken, dass Brendel überhaupt eine Tischlerei eröffnen konnte. „Peter und ich haben unzählige Abende im Sächsische­n Hof verbracht, über Gott und die Welt geredet. Eines Abends sagte er völlig aus der Kalten: Du übernimmst die Tischlerei von Kremtz“, erinnert sich Brendel. Otto Kremtz stand damals kurz vor dem Ruhestand. Seine Tischlerei befand sich hinter der heutigen Sparkasse in der Neugasse. Peter Schreier machte einen Termin. „Das war wirklich eine urige Tischlerei. Otto Kremtz zog damals seine Lampe an einem Seil durch den Betrieb zu seinem Platz am Spänehaufe­n“, schmunzelt Wolfgang Brendel.

Allerdings hatte der Standort des Betriebs keine Zukunft. Aufgrund von Baumaßnahm­en am Mühlgraben musste die Tischlerei weichen. Zur selben Zeit zog die HO-Tischlerei aus den Räumlichke­iten auf der Zscheilaer Straße aus. Brendel kaufte

Maschinen und zog ein. „Aus heutiger Sicht war es unglaublic­h schwer, alle Genehmigun­gen dafür zu bekommen“, erinnert sich der Ruheständl­er. 1983 hielt er schließlic­h die Gewerbeerl­aubnis in den Händen – ausgestell­t durch den Rat des Kreises. In Sachen Equipment griff Stern Meissen gern auf die Fähigkeite­n der Tischlerei zurück. Wolfgang Brendel baute eine Vielzahl an Boxen für die Musikforma­tion. „Große Dinger aus Sperrholz für die Konzertbüh­ne“, erinnert er sich. Als Vorlage dafür dienten Bauanleitu­ngen aus dem Westen. „Gedacht waren diese Anleitunge­n eigentlich für Bands in der BRD, die nicht viel Geld hatten“, erinnert sich Brendel. Nur über Umwege kam er an die Zeichnunge­n.

Erster Auftritt der Band 1964

„Wir waren selbst Stern-Meissen-Fans. Sind mit dem Moped ihren Auftritten hinterherg­efahren“, erzählt er weiter. Als im Jahr 2015 der Ruhestand kam, gab es keinen Nachfolger. „Wolfgang wollte die Tischlerei dichtmache­n. Das wäre schade gewesen“, erzählt Lars Moschke. Der Produktion­sdesigner übernahm den Betrieb und macht seither u. a. mit den tollen Leistungen seiner Azubis auf sich aufmerksam.

Persönlich konnte keiner von den Beiden bei der Übergabe des Preises in Weimar dabei sein. „In Gedanken aber schon“, schmunzelt Wolfgang Brendel. Wie zu hören war, sei der Tournee-Auftakt „mega“gewesen. Die Stern-Combo Meißen gehört zu den dienstälte­sten Rockbands Deutschlan­ds. Gründungsm­itglied Martin Schreier ist nach wie vor dabei. Der erste Auftritt der Band geht auf das Jahr 1964 zurück. Sie gab damals ein Konzert für Rentner im „Luftbad Meißen-Spaar“.

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Foto: Daniel Schäfer Wolfgang Brendel (li.) und Lars Moschke mit dem Geschenk für die Stern-Combo Meißen.

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