Sächsische Zeitung (Dresdner Meißner Land)
TikTok und Tagesschau: Wie blicken Erstwähler auf die Wahlen?
2024 geben viele junge Menschen zum ersten Mal ihre Stimme ab. Drei von ihnen sagen uns, warum sie wählen, was sie am meisten interessiert und wo sie sich darüber informieren.
Das Jahr 2024 wird oft auch als Superwahljahr bezeichnet. In acht Bundesländern finden in diesem Jahr Kommunalwahlen statt, darunter auch in Sachsen am 9. Juni. Zudem erwarten uns noch die Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg. Und außerdem steht in ganz Deutschland die Europawahl an. Das besondere diesmal ist, dass nun auch Wahlberechtigte ab 16 Jahren ihre Stimme für Parteien abgeben können, die ihre Meinung auf EU-Ebene vertreten sollen.
Diskussionen mit Freunden
Laut der Stadt Meißen dürfen in diesem Jahr rund 1.127 Erstwähler ihre Stimmen abgeben. Allerdings sind hier 463 junge
Wähler dabei, die mit 16 oder 17 Jahren nur für die Wahl zum Europa Parlament wahlberechtigt sind. Sächsische Zeitung hat drei Erstwähler aus Meißen und Umgebung befragt, was sie zu ihrer ersten Stimmabgabe bewegt. In einem ist sich Paul*, ein 18-jähriger Schüler aus der nahen Umgebung von Meißen, sehr sicher: Wählen sei wichtig und wenn man 18 sei und die Chance habe, wählen zu gehen, sollte man diese auch nutzen. Er möchte seine Stimme sinnvoll vergeben, um seine
Meinung zu vertreten, und dem Rechtsruck etwas entgegen zu setzten. Die Flüchtlingspolitik ist nicht nur in den Nachrichten präsent, auch Erstwähler setzen sich damit auseinander. Paul interessiert, neben Wirtschaftspolitik, dieses Thema hauptsächlich. Er gibt an, dass er oftmals mit Freunden über Politik diskutiert oder sich die entsprechenden Wahlprogramme durchliest.
Zum ersten Mal dürfen auch 16-Jährige an der Europa-Wahl teilnehmen. Doch hätten Paul und andere Erstwähler sich vorstellen können mit 16 schon ihre Stimmen in Sachen Politik abzugeben? Paul bezieht zu diesem Thema eine durchaus positive Meinung, aber vor allem, sagt er, sei es wichtig, mit 16 zum Thema Politik schon genug aufgeklärt zu sein.
Die Möglichkeit, etwas zu verändern
Tim*, ebenfalls ein 18-jähriger Schüler aus dem Meißner Umland, sieht das anders. Er sagt, mit 16 fehle vielleicht noch vielen die geistige Reife zum Wählen, so sei es ihm zumindest in diesem Alter gegangen. Rückblickend hätte er sich nicht in der Lage gefühlt, seine Stimme sinnvoll zu verwenden, weil mit 16 eine gewisse Reife und Lebenserfahrung fehle. Für Tim sind vor allem Themen zur Innenpolitik wichtig, explizit innere Sicherheit und Militär. Aber auch Außen- und besonders Flüchtlingspolitik spielen für ihn eine große Rolle. Zu diesen Themen informiert der Schüler sich vorrangig über Social Media, insbesondere über TikTok, Instagram oder Youtube. Doch auch in der Tagesschau könne man sich sehr gut über die Parteien auf dem Laufenden halten.
Aber warum sollte man nun wählen gehen? Tim ist seine Stimme wichtig, um etwas ändern zu können. „Man kann sich über vieles beschweren“, sagt er, „aber wenn man an den Umständen etwas ändern möchte, ist es essenziell, zu wählen.“
Maria* ist 18 Jahre alt und kommt direkt aus Meißen. Auch sie möchte ihre Stimme klug einsetzten und nutzen, um aktiv mitwirken zu können. „Es sollte jeder in einer Demokratie die Möglichkeiten ergreifen, die man hat“, sagt sie, „um etwas zu verändern.“
Das Thema Social Media spielt bei ihr ebenfalls eine große Rolle, wenn es um das Sammeln von Information geht, aber auch sie nutzt lieber die Tagesschau als andere Webseiten. Die Beseitigung von Rassismus ist ihr ebenso wichtig wie viele Themen rund um die Flüchtlingspolitik. Maria schließt sich Tim an bezüglich der Herabsetzung des Wahlalters auf 16.
Es hänge davon ab, wie man mit 16 über die Politik informiert ist, sie selbst aber, sagt sie, hätte sich in dieser Lage überfordert gefühlt.