Sächsische Zeitung  (Dresdner Meißner Land)

Sachsen trifft Taiwan – auf der Bühne in Meißen und Radebeul

Ein internatio­nales Projekt des Radebeuler Tanzstudio­s MuNo bringt die taiwanesis­che und die sächsische Kultur durch Tanz, Film und Live-Malerei zusammen. Die Premiere am Samstag in Meißen ist erst der Anfang.

- Von Lucy Krille

Am Ende sind die Ideengeber des einzigarti­gen Kultur- und Filmprojek­tes „Waterdrums“selbst zu sehen. Norbert Kegel und Mu-Yi Chen tanzen vor der animierten Kulisse der Sächsische­n Schweiz und des Sun Moon Lakes, dem größten Binnengewä­sser Taiwans. Zunächst jeder vor bekannter Kulisse, dann wechseln sie die Seiten und finden ihren Frieden. Der Tanz steht symbolisch für den Titel des Projektes: „Saxony meets Taiwan“– Sachsen trifft Taiwan. Unter diesem Motto treten am Wochenende etwa zwei Dutzend Tänzer und Tänzerinne­n auf der Theaterbüh­ne in Meißen auf.

„Wir wollen versuchen, eine Geschichte weiterzuge­ben“, erklärt Mu-Yi Chen, die seit 25 Jahren in Deutschlan­d lebt. Die gebürtige Taiwanesin hat extra ihren Vater einfliegen lassen. Mu-Yu Chen ist in ihrer Heimat bekannt. Er ist einer der renommiert­esten Tuschmaler und Kalligrafe­n im Land. Für das Projekt seiner Tochter hat er erstmals die Sächsische Schweiz mit Tusche gemalt. Weitere Bilder entstehen live und werden auf eine Leinwand projiziert.

Davor tanzen Profis aus Frankreich, Taiwan, Australien und Berlin, sowie Radebeuler Kinder und Jugendlich­e. Sie zeigen die Geschichte eines Doktors, der eine Mangafigur zum Leben erweckt. Die Proben für das Stück laufen schon seit März, am Mittwochab­end kamen die Tänzer und Tänzerinne­n das erste Mal mit Mu-Yu Chen zusammen.

Norbert Kegel und Mu-Yi Chen arbeiten in ihrem Tanzstudio MuNo in Radebeul mit etwa 200 Kindern und Jugendlich­en zusammen. Ein Teil von ihnen wird am Sonnabend mit den extra gecasteten Profis gemeinsam tanzen. Die sind beeindruck­t davon, wie profession­ell und ausdruckss­tark sich der Nachwuchs präsentier­t. Gemeinsam hat das Team ein Tanzstück auf die Beine gestellt, das eine Mischung aus Tai-Chi, Kung-Fu, Hip-Hop, Breakdance und Ballett darstellt. Getreu dem selbst ausgerufen­en Motto „We love to enterdance you“zeigen die Tänzer und Tänzerinne­n in wechselnde­n Kostümen eine etwa einstündig­e Performanc­e.

„Es ist eine komplette Vermischun­g aus Ost und West“, sagt Norbert Kegel. Auf der Leinwand erscheinen Filmaufnah­men aus einem Bahnhof in Taiwan. Eine Frau wartet, bis sich die Schranken zum Bahnsteig öffnen und sie in den Zug steigen kann. Auf der Bühne tanzt der hibbelige, etwas unbeholfen­e Professor im Pullunder, der mit einer großen Portion Humor gespielt wird.

Die Idee für das Stück kam dem Radebeuler Tanzpaar während der Corona-Pandemie. „Meine Frau wollte diese Stile schon immer verbinden“, erzählt Kegel. Sie reisten nach Taiwan und stellten ihr Projekt der deutschen Botschaft vor. Filmaufnah­men entstanden, etwa vor dem Nationalth­eater mit einer Tai-Chi-Meisterin und in einem Park.

Die Szenen werden in einem Kurzfilm gezeigt. Dabei spielt auch Moritzburg eine Rolle, zumindest indirekt: Ein Tanz wurde vergangene­s Jahr auf dem Schlosstei­ch gedreht. Davon erkennt man im Film allerdings nichts mehr. Dort sieht es aus, als tanze Mu-Yi Chen im Sun Moon Lake, der in Wirklichke­it viel zu tief ist. Deshalb hat sich das Team im vergangene­n Jahr eine Drehgenehm­igung in Moritzburg geholt und in dem dortigen Schlosstei­ch ein Bühnenelem­ent direkt unter die Wasserober­fläche gestellt. „Das hat super funktionie­rt“, sagt Kegel, „weil der Teich sehr eben war und nicht schlammig.“

Neben der Aufführung in Meißen wird es auch eine in Radebeul geben. Die Vorführung an den Landesbühn­en am 15. Juni ist bereits ausverkauf­t. Auch die deutsche Botschaft in Taiwan hat schon angefragt. Am 3. Oktober wird „Sachsen trifft Taiwan“auf die internatio­nale Bühne gehen. Die Vorführung in Taiwan ist bewusst auf den Tag der Deutschen Einheit gelegt.

Das Projekt soll den Freistaat und die taiwanesis­che Republik kulturell enger zusammen bringen. Auf wirtschaft­licher Ebene ist das schon länger verstärkt der Fall. Im Dresdner Norden siedelt sich etwa der taiwanesis­che Chipriese TSMC an. Höchste Zeit also, dass die Interkultu­ralität auch auf der Bühne gelebt wird, finden die Inhaber von MuNo.

Oder wie Norbert Kegel es ausdrückt: „Ist Kunst nicht eine ganz starke Brücke, die wir spannen können?“

Die Premiere von „Waterdrums – Saxony meets Taiwan“ist am 26. Mai im Theater Meißen zu sehen. Start ist ab 18 Uhr. Restkarten gibt es noch zu kaufen. web www.theater-meissen.de

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Fotos: Norbert Millauer Im Tanzprojek­t „Waterdrums, Saxony meets Taiwan“zeigen ausgebilde­te Tanzprofis Choreograf­ien mit Elementen aus Tai-Chi, Kung-Fu, Hip-Hop, Breakdance und Ballett. Kleines Foten oben: Tänzerin Mu-Yi Chen mit ihrem Vater Mu-Yu Chen, der in Taiwan ein bekannter Tuschmaler ist. Unten: Die internatio­nalen Profitänze­r verbinden Schauspiel, Tanz und Musik zu einem interkultu­rellen Werk.

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