Bannewitz verabschiedet sich von einem Macher
Der Tod des Bannewitzer Alt-Bürgermeisters Christoph Fröse bewegt viele Menschen. Weggefährten schauen auf ihre Zeit mit ihm zurück.
Für viele war er ein Freund. Ein Mensch, der zuhörte. Jemand, der auf eine gleichberechtigte Zusammenarbeit setzte. Der plötzlich verstorbene Bannewitzer AltBürgermeister Christoph Fröse lässt dankbare Mitstreiter zurück - sowohl in der Gemeinde als auch auf Kreisebene. Seine Spitzeltätigkeit für die Staatssicherheit der einstigen DDR spielt offenbar längst keine Rolle mehr.
„Als Gemeinderäte wird uns Herr Fröse besonders positiv im Gedächtnis bleiben, aufgrund seines Engagements auf vielen Ebenen des Gemeindelebens“, sagt Sabine Pelz von den Bündnisgrünen, für die sie auch ein Kreistagsmandat wahrnimmt. Die Abgeordnete spielt damit auf die Stärkung der Wirtschaft, des Sports, der Ortsfeuerwehren, der Kultur und der Vereinsarbeit an. Vor allem zeigt sie sich beeindruckt davon, in welcher Weise Christoph Fröse seine politische Arbeit in Angriff nahm. „Als Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler hat er konstruktiv und souverän die Positionen seiner Fraktion vorgetragen und verteidigt. Verbale Angriffe beispielsweise vonseiten der AfD konnten ihn nicht einschüchtern“, sagt Sabine Pelz.
Neben seinem Einsatz für den Schulcampus im Ortsteil Bannewitz lobt Gemeinderat Eyk Flasche, ebenfalls Bündnis 90/Grüne, den Verstorbenen für seine Bereitschaft, soziale Einrichtungen wie das Pflegeheim „Florence“, das Mutter-VaterKind-Heim in Cunnersdorf oder die Gut Leben gGmbH in die Gemeinde zu holen. Auf diese Weise habe sich vielen bedürftigen Menschen helfen lassen.
Auch wenn sie hin und wieder im Politikgeschäft einige seiner Ansichten nicht teilten, steht für beide fest: Christoph Fröse werden sie als einen Mann mit einem großen Herzen und viel Humor im Gedächtnis behalten. „Er hatte die Amtsphilosophie, alle Ortsteile der Gemeinde gleichberechtigt zu behandeln“, lobt Walter Kaiser von der Bürgergemeinschaft den verstorbenen Alt-Bürgermeister. „Die nachhaltigen Spuren sieht man in der geschaffenen Infrastruktur.“In dem Zusammenhang führte der Gemeinderat die denkmalgerechte Sanierung der alten Schule in Goppeln oder auch den neuen Buswendeplatz in besagtem Ortsteil an. „Beides realisierte er gegen alle behördlichen Hemmnisse.“
Lebensbejahende Art kam an
Im Kreistag trat zuletzt der Hotelier und Unternehmer Ralf Thiele als Chef der Fraktion der Freien Wähler in die Fußstapfen seines Vorgängers. Christoph Fröse hatte sein Mandat 2022 aus gesundheitlichen Gründen niedergelegt. Er sei bis dahin das „sympathische Gesicht“des politischen Zusammenschlusses gewesen, heißt es nun. In den Reihen der Freien Wähler wurde der verstorbene Kommunalpolitiker als Ratgeber, Unterstützer, kritischer Zeitgeist und Freund geachtet. „Über sämtliche Parteigrenzen hinweg war er anerkannt“, sagt Ralf Thiele über seinen langjährigen Weggefährten. „Noch heute schätze ich seinen Pragmatismus, seine Klarheit in den Argumenten und seine Sicht auf das Große und
Ganze.“Deshalb wird der Unternehmer so einiges vermissen, wenn er beispielsweise an den Bundestagswahlkampf vor zwei Jahren zurückdenkt.
Kondolenzbuch liegt im Rathaus aus
„Während seiner Wohnmobiltour ist Christoph unermüdlich durch unseren Landkreis gefahren. Dabei wurde seine Kompetenz, seine Geduld und Bürgernähe mehr als deutlich.“Vor allem habe ihm die Zukunft der Kinder und Jugendlichen bewegt. Die sei ihm eine Herzensangelegenheit gewesen. Auch Ralf Thiele verwies in dem Punkt auf den Anteil, den Christoph Fröse am Ausbau des Schulcampus‘ in Bannewitz hatte.
Selbst Landrat Michael Geisler (CDU) wird eigenen Angaben zufolge Christoph Fröses ansteckender Enthusiasmus, seine unkonventionelle Art sowie sein Durchhaltevermögen in guter Erinnerung bleiben. „Ich hätte ihm gern noch viele Jahre gewünscht, in denen er als (Un-)Ruheständler viele Träume hätte verwirklichen können“, sagt Geisler. „Leider war ihm das nicht vergönnt.“Wie viele andere überraschte der plötzliche Tod des früheren Rathauschefs auch den CDU-Gemeinderat Roland Auxel. Seine Gedanken und die der gesamten
Fraktion seien bei den Hinterbliebenen. „Für die Familie sind dies zweifellos schwere Stunden. Wir sprechen unser Beileid aus.“Der 69 Jahre alt gewordene Christoph Fröse hinterlässt neben seiner Ehefrau einen leiblichen Sohn sowie zwei in die Ehe eingebrachte Töchter. Aller Voraussicht nach soll er auf dem Bannewitzer Friedhof seine letzte Ruhestätte finden. Wer sich mit dem Alt-Bürgermeister verbunden fühlt, kann sich in ein Kondolenzbuch eintragen. Dieses wird erstmals zur Gemeinderatssitzung am Dienstag, 19. September, ausgelegt. Ab 20. September wird es im Bannewitzer Rathaus zu finden sein.