Prozess wegen Angriffs gegen Reporter
Aus dem Gerichtssaal Zwei Männer stehen wegen Nötigung und versuchter Körperverletzung vor Gericht. Ein bekannterer Mitangeklagter ist jedoch nicht mit von der Partie.
Sie demonstrieren Sonntag für Sonntag – und gehen auf Journalisten los, zu deren Aufgaben es gehört, sich ein Bild zu machen. Die Polizei nennt die Teilnehmer der Laubegaster Sonntagsspaziergänge „Corona-Leugner“. Selbst am 13. Februar 2022, dem Jahrestag der Bombardierung Dresdens, liefen um die 200 Menschen während ihrer nicht angemeldeten Versammlung ohne Polizeibegleitung durch ihren Kiez. Mittendrin auch Marcus Fuchs von der Initiative Querdenken Dresden und Max Schreiber, Pirnaer Kreisvorsitzender der rechtsextremen „Freien Sachsen“.
An jenem Gedenktag hatten sich mehrere Journalisten vorgenommen, diese Demonstration zu dokumentieren. Doch sie wurden bald wütend beschimpft, bedroht und weggejagt. Sie stellten schließlich ihre Arbeit ein, um sich zu schützen. Zwei Männer sollen an diesem Tag einen 38-jährigen Begleitschützer der Fotografen körperlich attackiert haben. Am Freitag, mehr als zwei Jahre danach, hat der Prozess gegen die beiden 45 und 47 Jahre alten Angeklagten begonnen: Ihnen wird Nötigung und versuchte Körperverletzung vorgeworfen. Der eine soll im Verlauf den 38-jährigen getreten haben, der andere habe mit einem Fahrrad-Kettenschloss nach ihm geschlagen, aber nicht getroffen. Zunächst waren auch Max Schreiber (36) und sein Bruder (33) mit angeklagt worden. Doch weil gegen beide Ende 2023 unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung eine weitere Anklage erhoben wurde, trennte das Gericht ihre Verfahren ab.
Die Angeklagten bestritten die Vorwürfe zunächst. Der 45-Jährige, er nannte sich Teilzeit-Hausmeister und Personenschützer, sagte, er sei zum ersten Mal auf einer Demo gewesen, „ich wollte mir selbst ein Bild machen“. Er sagte, die „sogenannten Pressevertreter“seien aggressiv gewesen, sehr nah angegangen. Jemand habe gerufen: „Die dürfen keine Bilder machen!“Dann habe sich eine Gruppe aus der Demo gelöst und sei auf die Fotografen zugelaufen. Er habe damit nichts zu tun gehabt und sei links vorbeigelaufen. Es sei zunehmens aggressiver geworden. „Ich habe deeskalieren wollen“. Dann sei er dreimal mit Pfefferspray attackiert worden, habe sich abgewandt und nach hinten getreten.
Das Gericht stellte das Verfahren gegen den nicht vorbestraften Mann gegen eine Geldauflage von 1.000 Euro an „Reporter ohne Grenzen“ein. Eine „gewisse Beteiligung“müssen Sie sich zurechnen lassen“, sagte die Richterin. Nebenklage-Anwalt Mark Feilitzsch kritisierte die Entscheidung, weil sein Mandant, der Begleitschützer, noch nicht vernommen worden sei. Offenbar stimmt auch die Behauptung des Angeklagten nicht, in sozialen Medien finden sich Videos, auf denen er bereits im Oktober 2021 Redner auf einer Querdenker-Demo vor dem Kulturpalast war.
Auch der zweite Angeklagte behauptete, er habe sich die Demo nur anschauen wollen, aber nichts gemacht. Mehrere Zeugen sagten jedoch, sie hätten Ausholbewegungen des 47-Jährigen mit dem Schloss in der Hand gesehen. Sein Verteidiger Thomas Moschke beantragte, weitere Zeugen zu laden. Der Prozess wird fortgesetzt.