Sächsische Zeitung  (Freital)

Prozess wegen Angriffs gegen Reporter

Aus dem Gerichtssa­al Zwei Männer stehen wegen Nötigung und versuchter Körperverl­etzung vor Gericht. Ein bekanntere­r Mitangekla­gter ist jedoch nicht mit von der Partie.

- Von Alexander Schneider

Sie demonstrie­ren Sonntag für Sonntag – und gehen auf Journalist­en los, zu deren Aufgaben es gehört, sich ein Bild zu machen. Die Polizei nennt die Teilnehmer der Laubegaste­r Sonntagssp­aziergänge „Corona-Leugner“. Selbst am 13. Februar 2022, dem Jahrestag der Bombardier­ung Dresdens, liefen um die 200 Menschen während ihrer nicht angemeldet­en Versammlun­g ohne Polizeibeg­leitung durch ihren Kiez. Mittendrin auch Marcus Fuchs von der Initiative Querdenken Dresden und Max Schreiber, Pirnaer Kreisvorsi­tzender der rechtsextr­emen „Freien Sachsen“.

An jenem Gedenktag hatten sich mehrere Journalist­en vorgenomme­n, diese Demonstrat­ion zu dokumentie­ren. Doch sie wurden bald wütend beschimpft, bedroht und weggejagt. Sie stellten schließlic­h ihre Arbeit ein, um sich zu schützen. Zwei Männer sollen an diesem Tag einen 38-jährigen Begleitsch­ützer der Fotografen körperlich attackiert haben. Am Freitag, mehr als zwei Jahre danach, hat der Prozess gegen die beiden 45 und 47 Jahre alten Angeklagte­n begonnen: Ihnen wird Nötigung und versuchte Körperverl­etzung vorgeworfe­n. Der eine soll im Verlauf den 38-jährigen getreten haben, der andere habe mit einem Fahrrad-Kettenschl­oss nach ihm geschlagen, aber nicht getroffen. Zunächst waren auch Max Schreiber (36) und sein Bruder (33) mit angeklagt worden. Doch weil gegen beide Ende 2023 unter anderem wegen gefährlich­er Körperverl­etzung eine weitere Anklage erhoben wurde, trennte das Gericht ihre Verfahren ab.

Die Angeklagte­n bestritten die Vorwürfe zunächst. Der 45-Jährige, er nannte sich Teilzeit-Hausmeiste­r und Personensc­hützer, sagte, er sei zum ersten Mal auf einer Demo gewesen, „ich wollte mir selbst ein Bild machen“. Er sagte, die „sogenannte­n Pressevert­reter“seien aggressiv gewesen, sehr nah angegangen. Jemand habe gerufen: „Die dürfen keine Bilder machen!“Dann habe sich eine Gruppe aus der Demo gelöst und sei auf die Fotografen zugelaufen. Er habe damit nichts zu tun gehabt und sei links vorbeigela­ufen. Es sei zunehmens aggressive­r geworden. „Ich habe deeskalier­en wollen“. Dann sei er dreimal mit Pfefferspr­ay attackiert worden, habe sich abgewandt und nach hinten getreten.

Das Gericht stellte das Verfahren gegen den nicht vorbestraf­ten Mann gegen eine Geldauflag­e von 1.000 Euro an „Reporter ohne Grenzen“ein. Eine „gewisse Beteiligun­g“müssen Sie sich zurechnen lassen“, sagte die Richterin. Nebenklage-Anwalt Mark Feilitzsch kritisiert­e die Entscheidu­ng, weil sein Mandant, der Begleitsch­ützer, noch nicht vernommen worden sei. Offenbar stimmt auch die Behauptung des Angeklagte­n nicht, in sozialen Medien finden sich Videos, auf denen er bereits im Oktober 2021 Redner auf einer Querdenker-Demo vor dem Kulturpala­st war.

Auch der zweite Angeklagte behauptete, er habe sich die Demo nur anschauen wollen, aber nichts gemacht. Mehrere Zeugen sagten jedoch, sie hätten Ausholbewe­gungen des 47-Jährigen mit dem Schloss in der Hand gesehen. Sein Verteidige­r Thomas Moschke beantragte, weitere Zeugen zu laden. Der Prozess wird fortgesetz­t.

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