Sächsische Zeitung  (Freital)

Erste Schritte auf Dresdner Boden

Am 26. Mai trafen die beiden Binturongs im Zoo ein und erkundeten – jeder in seinem Tempo – die nagelneue Innenanlag­e im Orang-Utan-Haus.

- Von Birgit Hilbig

Vorsichtig schiebt sich eine spitze Schnauze aus der geöffneten Transportk­iste und zieht sich gleich darauf wieder zurück. Im zweiten „Anlauf“wird ein ganzer Kopf sichtbar und im dritten die vordere Hälfte eines dunklen Tierkörper­s. Nach nur wenigen Minuten fühlt sich das junge Binturong-Weibchen bereits sicher genug: Es verlässt die grüne Kiste und steuert zielstrebi­g auf einen Kletterbau­m in der nagelneuen Schauanlag­e im Orang-Utan-Haus zu.

Die versammelt­en Zoologen, Tierärzte und Tierpflege­r sehen mit Erleichter­ung, wie der Neuankömml­ing aus Holland kurz an der Obst- und Gemüsescha­le nascht und sich dann auf Erkundungs­tour über die Äste begibt. „Als Baumbewohn­er fühlen sich Binturongs in der Höhe am wohlsten“, sagt Dr. Wolfgang Ludwig, der bis Ende 2023 Zoologisch­er Leiter des Zoo Dresden war und die Art noch aus dem alten Raubtierha­us kennt. Wenig später hat das Weibchen einen Ruheplatz auf einer der hoch angebracht­en Schlafboxe­n gefunden und wirkt – zumindest auf Außenstehe­nde – entspannt.

Das ebenfalls erst knapp zweijährig­e Männchen macht einen deutlich zaghaftere­n Eindruck und trennt sich nur ungern von der Transportk­iste, in der es die letzten rund eineinhalb Tage verbracht hat. „Es war in Frankreich auch schon schwierige­r hineinzube­kommen“, berichtet Tiertransp­ort-Profi Uwe Wolf. „Im Auto hat es durch die Kistenlöch­er aber ziemlich aktiv mit dem Weibchen kommunizie­rt.“

Als das Männchen endlich Dresdner Boden betritt, bewegt er sich etwas tapsiger als seine Artgenossi­n und potenziell­e Partnerin. Deutlich größer und kräftiger, tastet er sich langsam und mit spürbarem Herzklopfe­n über die Äste seines neuen Zuhauses.

„Vielleicht liegt das daran, dass es in der Innenanlag­e seines Herkunftsz­oos weniger Klettermög­lichkeiten hatte“, vermutet Wolf. Gesund seien beide Tiere auf jeden Fall – das habe der jeweils zuständige Amtstierar­zt kurz vor der Abreise bescheinig­t. „Und weil die beteiligte­n Zoos alle drei einen festen Veterinärs­tatus haben“, ergänzt der Dresdner Seniorkura­tor Matthias Hendel, „müssen die Binturongs keine Quarantäne durchlaufe­n.“Mittlerwei­le haben die Tierpflege­r die bis dahin namenlosen Tiere Swantje und Roquefort getauft.

Als Einzelgäng­er tun sich Binturongs mit dem Kennenlern­en allerdings etwas schwerer als beispielsw­eise die Glattotter, die am 26. April mit demselben Transport im Orang-Utan-Haus eintrafen. Deshalb beobachten Revierleit­er Roman Richter und seine Mitarbeite­r in den ersten Stunden jede Bewegung ihrer neuen Schützling­e – mindestens zwei Tierpflege­r sind praktisch immer „auf dem Sprung“. „Falls die erste direkte Begegnung wider Erwarten ruppig ausfällt, können wir sofort eingreifen.“

Richter und seine Kollegen haben sich in den vergangene­n Monaten gründlich auf die Binturongs vorbereite­t: „Wir haben Bücher gewälzt, uns die Art in anderen Zoos angeschaut und uns mit den dortigen Tierpflege­rn ausgetausc­ht. Für unsere beiden Tiere kamen von den Herkunftsz­oos Futterlist­en.“Alles Weitere werde man nun im gemeinsame­n Alltag austesten.

Nach 33 Jahren Spielzeit und über 15.000 Vorstellun­gen hat sich „Zookasper“Stefan Flinner im Alter von 75 Jahren in den wohlverdie­nten Ruhestand verabschie­det. Bei ihm war alles handgemach­t: von den über 80 Handpuppen über die Bühnenbild­er bis hin zu dem selbst eingesunge­nen Kasperlied und den Malblätter­n, die er nach jeder Vorstellun­g an die Kinder verteilte.

Einen Ersatz für den mit so viel Herzblut agierenden Zookasper zu finden, ist nicht einfach. Wie geht es also weiter mit der kleinen Freiluft-Puppenbühn­e? Katrin Kretschmer von der Marketinga­bteilung des Zoo Dresden verspricht, dass die Kasperbühn­e an Feiertagen und bei Veranstalt­ungen immer mit Leben gefüllt wird.

So können sich die kleinen Zoogäste in den kommenden zwei Monaten auf die Puppenbühn­e Hellwig (Himmelfahr­t und Pfingstson­ntag) oder das Figurenthe­ater Cornelia Fritzsche (Pfingstmon­tag und Kindertag) freuen. Am 1. Mai gastierte bereits das Puppenthea­ter Luna im Zoo. Die Vorstellun­gen beginnen immer um 10, 11.30 und 15 Uhr und sind weiterhin kostenlos.

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Fotos: Thorsten Eckert Ankunft eines Binturong am Orang-Utan-Haus und erster vorsichtig­er Kontakt mit der neuen Innenanlag­e
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Foto: Zoo Dresden Das Haus des Zookaspers
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