Wie sich Hotels auf Rammstein-Gäste vorbereiten
Die Rammstein-Konzerte und Pfingsten nahen. Fast alle Hotels in Dresden sind deshalb ausgebucht. Wie sich die Preise entwickelt haben – und wie lange die Gäste bleiben.
Ab Mittwoch starten in Dresden die vier Megashows von Rammstein vor bis zu 70.000 Fans pro Abend. Gleichzeitig naht das verlängerte Pfingstwochenende, welches ohnehin fast ausgebuchte Zimmer stadtweit garantiert. Wie hat sich der Dresdner Hotelmarkt entwickelt – und was kosten die Zimmer in der überraschend möglich gewordenen neuen „Hochsaison“mitten im Jahr?
Wer an den kommenden Tagen eines der Rammstein-Konzerte in der Rinne besuchen – und obendrein noch in der Landeshauptstadt übernachten – will, muss auf Restplätze setzen. Die gibt es tatsächlich noch immer. Während das Konzert am Samstag restlos ausverkauft ist, gab es eine Woche vorher für alle weiteren noch Tickets. Für Pfingstsonntag konnten beispielsweise noch Karten für die beste Sitzplatzkategorie (149 Euro) gebucht werden. Wenig später waren diese Tickets jedoch ausverkauft.
Hotelzimmer waren ebenfalls noch zu haben, die Auswahl ist jedoch extrem begrenzt. Die günstigsten Doppelzimmer kosteten ab 220 Euro. Überraschenderweise buchbar über www.booking.com war eine Zeit lang ein Zimmer im Schlosshotel Eckberg für 238 Euro. Auch in anderen großen Hotels, wie dem Maritim-Hotel, dem Bilderberg-Hotel und dem NH-Hotel in der Dresdner Neustadt waren noch Zimmer zu haben.
„Die Gäste kommen für eine Nacht“
Spürbar zufrieden ist Johannes Lohmeyer mit der Auslastung seiner beiden Dresdner Hotels, dem Courtyard by Marriott und dem nebenan gelegenen Best Western Hotel am Rande des Hechtviertels. Üblicherweise kostet eine Übernachtung etwa 130 Euro pro Doppelzimmer – zuzüglich Frühstück. Momentan können etwa doppelt so hohe Preise erzielt werden. „Man kann
Rammstein in etwa mit der StriezelmarktZeit vergleichen. Als groben Trend beobachte ich stadtweit eine Verdopplung der Preise im Vergleich zur Nebensaison“, sagt Lohmeyer.
Der Hotelier, der auch in anderen Städten Häuser führt, legt Wert darauf, dass dieser Trend weit unter den Preisaufschlägen in anderen Regionen liegt. In Frankfurt am Main liegen die „Messepreise“der Hotels laut Lohmeyer beim vierfachen der regulären Preise. Seine beiden Hotels seien rund um Rammstein und Pfingsten bis auf wenige Restplätze ausgebucht.
„Solche Termine sind wichtig für die Stadt“, sagt der Hotelier. Allerdings würden seine Gäste meist nur für eine Nacht kommen. „Es wird nicht mit einem Wochenende kombiniert, das habe ich eigentlich erwartet. Dies spricht dafür, dass die meisten Gäste doch aus der Region kommen.“340 Zimmer mit insgesamt 680 Betten warten im legendären Bilderberg Bellevue Hotel
Dresden an der Großen Meißner Straße auch auf Rammstein-Gäste. Noch seien Zimmer verfügbar, sagt Marketing-Chefin Cindy Knoblauch. Und: „Wir sind voller Vorfreude auf dieses Konzert-Highlight und heißen unsere Gäste aus verschiedenen Ländern und Bundesländern herzlich willkommen. Ob Aperitif vor oder der Absacker nach dem Konzert – wir sind vorbereitet.“
Derart große Konzerte seien sehr wichtig für den Tourismus in Dresden. „Es gibt genügend Tage im Jahr, an denen die Nachfrage noch zu gering ist.“Es müsse deswegen das klare Ziel sein, Konzertveranstaltern eine Perspektive zu geben und zu signalisieren: In Dresden können sehr gut große Konzerte organisiert werden.
Begeistert ist auch Florian Leisentritt vom Gewandhaus-Hotel an der Ringstraße. „Der Konzertsommer in Dresden wird für einen enormen Schub sorgen. Nicht nur für Hotels, aber auch für die Gastronomie und den Einzelhandel.“Es sei grundsätzlich sehr wünschenswert, dass noch mehr Highlights nach Dresden geholt werden. Die Planungen für eine neue Eventhalle am Dresdner Flughafen sind demnach „ein wirklich sinnvoller Weg, um auch in der kalten Jahreszeit Konzerthighlights zu etablieren“. Neben dem Hotel profitiert auch die Dresdner Stadtkasse. Allein durch die in der Landeshauptstadt erhobene Beherbergungssteuer werden im Gewandhaus etwa 5.000 Euro an Steuern für die vier Rammstein-Nächte generiert – und an das Rathaus abgeführt.
Extra-Schwung für neues Hotel
„Die Konzerte wirken sich absolut positiv aus. Wir haben das Hotel am Schwanenhaus am 27. Februar dieses Jahres eröffnet. Im September des Vorjahres hatten wir die Zimmer zur Buchung freigegeben“, sagt Hoteldirektor Mathias Terp. Für die Rammstein-Konzerte waren diese innerhalb weniger Tage ausverkauft – direkt nach Buchungsfreigabe.
„Ich war verwundert – uns kannte ja noch kein Mensch“, sagt Hotelchef Terp. 26 Zimmer mit 51 Betten stehen zur Verfügung. Alle Zimmer sind „bis auf wenige Ausnahmen mit Rammstein-Fans belegt“. Auch bei Roland Kaiser, AC/DC oder Andreas Gabalier war das Haus kurz nach Beginn des Ticketverkaufs ausgebucht.
Auffällig sei, dass während der Rammstein-Konzerte Gäste aus der gesamten Republik kommen werden. Bei AC/DC oder Roland Kaiser reisen mehr Gäste aus der Region und dem Umland an, beispielsweise aus Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg oder Berlin. Ungewöhnlich für das Pfingstwochenende seien die häufigen Bettenwechsel. „Während normalerweise die Gäste an langen Wochenenden freitags einchecken und montags abreisen, haben wir täglich An- und Abreisen von Konzertbesuchern. Kein Gast bleibt von Freitag bis Montag. Unser Housekeeping ist also in vollem Einsatz.“Dresden profitiert von den Konzerten – ohne dass Geld für extra Marketing notwendig ist. „Die Konzerte werden von uns nicht beworben“, heißt es von der Dresden Marketing GmbH (DMG
). Die quasi kostenfreien Effekte sind dennoch „spürbar“, sagt DMG-Geschäftsführerin Corinne Miseer. „Das spiegeln uns beispielsweise die Hotels in Dresden Elbland, bei denen zahlreiche Konzertbesuchende übernachten und somit für eine sehr gute Zimmerauslastung sorgen.“
Diese Effekte würden auch für Gastronomie und Handel erwartet. Der touristische Effekt zeige sich auch bei anderen anstehenden Konzerten, etwa denen von AC/ DC und Herbert Grönemeyer. „Großevents wie Konzerte von im In- und Ausland beliebten Künstlerinnen und Künstlern sind aktuell ein großer Reiseanlass.“
Sebastian Klink, General Manager im Bilderberg-Hotel und stellvertretender Vorsitzender im Tourismusverband Dresden, sagt: „Der Konzert-Tourist bleibt in der Regel ein bis zwei Tage. Viele, die Dresden zu einem Konzertbesuch das erste Mal besuchen, kommen noch einmal wieder, um mit mehr Zeit die Stadt und das Umland zu erkunden.“Rund um das Konzert gehören Restaurantbesuche, Stadtrundfahrten und Museumsbesuche mit zum Aufenthaltserlebnis in Dresden. Er bestätigt: „Die Preise sind gestiegen, ungefähr so wie an den Adventswochenenden in Dresden.“