Sächsische Zeitung  (Freital)

Raus aus dem Schatten Leipzigs

- Andy Dallmann mail Andy.Dallmann@saechsisch­e.de

Viermal hintereina­nder bespielt Rammstein das Open-Air-Areal in der Dresdner Flutrinne. An diesen vier Abenden strömen jeweils 70.000 Menschen auf das Gelände. Viele von ihnen aber zugleich von außerhalb in die Stadt, in Hotels, Restaurant­s, Läden, vielleicht sogar in Museen. Man muss die Musik der Band nicht mögen, doch man sollte das Ganze unbedingt als Chance für Dresden sehen.

Schließlic­h investiert­e die Stadt einst einiges Geld, um aus der Wiese zwischen Messe und Trümmerber­g eine konzerttau­gliche Fläche zu machen. Jahrelang passierte wenig bis nichts, weil die wirklich zugkräftig­en Stars lieber im günstiger gelegenen Leipzig auftraten. Nach einzelnen Höhepunkte­n, für die AC/DC oder Depeche Mode oder im vergangene­n Jahr Kraftklub sorgten, geht es nun erstmals rund: Vier Shows von Rammstein, dazu zwei Konzerte von AC/DC und zwei der Böhsen Onkelz – macht zusammen fast 600.000 Besucher. Nach dieser Saison haben die Tour-Veranstalt­er garantiert die Dresdner Rinne auf dem Schirm.

Selbst wenn in den nächsten Jahren die großen Stadien nicht durch die Fußball-EM blockiert und somit für Großkonzer­te wieder verfügbar sind, ist Dresden ein Stück aus dem Schatten Leipzig herausgerü­ckt. Diese Chance sollte man nutzen und nicht bereits im Ansatz zerreden. Doch schon beklagt eine Kommunalpo­litikerin, dass „die Bewegungsf­reiheit im gesamten Ostrageheg­e enorm eingeschrä­nkt“sei und sie daher erwarte, „dass die Stadtverwa­ltung das in Zukunft nicht mehr in diesem Maße zulässt“. Damit macht sie sich schon ein bisschen lächerlich. Als wäre das Ostrageheg­e eine dicht besiedelte Wohngegend, als wäre die Rinne für einen privaten Veranstalt­er mit halbierter Kapazität noch interessan­t.

An diesem Punkt muss man sich entscheide­n, was man will. Große KulturEven­ts, die überregion­al aufhorchen lassen, die Gäste in die Stadt locken, die der schwächeln­den Hotel- und Gastronomi­ebranche und allen, die da noch dranhängen, fette Umsätze bescheren, die nicht auch zuletzt eine kommunale Investitio­n rechtferti­gen. Oder man hebt abwehrend die Hände und lässt sich eine Menge Geld durch die Lappen gehen.

Als Madonna zuletzt in Rio de Janeiro vor einem Millionenp­ublikum auftrat, wurde ebenfalls gemault. Doch standen den elf Millionen Euro Kosten Einnahmen von 54 Millionen Euro gegenüber. Von weltweiten Schlagzeil­en ganz zu schweigen. Manchmal muss man eben groß denken und entspreche­nd handeln.

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über Großkonzer­te als Chance für Dresden

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