Sächsische Zeitung  (Freital)

Liebe Musikrobot­er,

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zu Recht warnt die amerikanis­che Sängerin Sheryl Crow aktuell davor, Künstliche Intelligen­z in der Musikindus­trie einzusetze­n. Dabei muss Sie als etablierte Künstlerin weit weniger um ihre Zukunft bangen als jüngere Musikschaf­fende, die am

Anfang ihrer Karriere stehen.

Gut, beim Eurovision Song Contest würde eine Künstliche Intelligen­z stellenwei­se sogar für einen echten Kreativitä­tsschub sorgen. Aber für wirklich gefühlsech­te Musik könnten Sie, liebe Musikrobot­er, gefährlich werden. Dabei sind Sie ja weder lieb, gut, böse, richtig oder falsch. Sie sind einfach ein neues Werkzeug, dass aktuell ziemlich scharf und präzise unsere Kreativitä­t infrage stellt.

Das digitale Schwert ist aber durchaus zweischnei­dig. Auch mit KI kann man – eben anders und neu – in der Musik kreativ werden, quasi als Musik-Cocktail aus bekannten Zutaten. Doch neue, urmenschli­che Ideen könnten irgendwann nur noch als Futter im digitalen KI-Trog landen. Und am Ende als Formfleisc­h mit HochglanzO­berfläche ins coole Klangregal gestellt werden.

Die leise Furcht vor der schönen, neuen Welt – mit Sheryl Crow klingt sie ausnahmswe­ise mal berechtigt. Denn die Welt des Homo sapiens war schon immer Klang, ob als flackernde­s Feuer in der Steinzeith­öhle oder als flammendes KlassikKon­zert-Erlebnis. Und sollte der Klang irgendwann keinen Bezug mehr haben zur analogen Wirklichke­it, spätestens dann knistert das Feuer so täuschend echt wie nie zuvor. Tom Vörös

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