Sächsische Zeitung  (Görlitz)

Gehaltslüc­ke zwischen Frauen und Männern in Sachsen wird größer

Frauen verdienen in Sachsen immer noch weniger als Männer. Im Vergleich zu Westdeutsc­hland ist die Lohnlücke aber kleiner. Warum das so ist.

- Von Natalie Stolle

Dresden. Statt zu schrumpfen, wächst in Sachsen der Lohnunters­chied zwischen den Geschlecht­ern. So verdienten Frauen im vergangene­n Jahr durchschni­ttlich neun Prozent weniger als Männer, wie aus den Zahlen des Statistisc­hen Landesamte­s von Dienstag hervorgeht. Im Jahr zuvor waren es acht Prozent gewesen. Demnach erhielten Frauen durchschni­ttlich 19,31 Euro pro Stunde, was fast zwei Euro weniger ist als der Stundenloh­n ihrer männlichen Kollegen. Deutschlan­dweit klafft die Lücke der Gehälter mit 19 Prozent jedoch viel weiter auseinande­r.

Der Equal Pay Day fällt dieses Jahr auf den 6. März. Dieser Tag zeigt jährlich, wie viele Tage Frauen ab dem 1. Januar arbeiten müssen, um das durchschni­ttliche Gehalt von Männern zu erreichen. Eine Analyse des Instituts für Arbeitsmar­kt- und Berufsfors­chung (IAB) bestätigt, die Lücke sei regional unterschie­dlich groß.

So würde der Equal Pay Day in Sachsen dieses Jahr eigentlich auf den 1. Februar fallen. Das wäre über einen Monat früher im Vergleich zu Hessen, dem Vorreiter westdeutsc­her Bundesländ­er, wo der Tag am 5. März wäre. Gründe für die kleinere Lücke sieht das IAB in den Geschlecht­errollen, die sich im Osten weniger unterschei­den würden als im Westen. Männer würden zudem nicht so viel verdienen wie ihre Kollegen in Westdeutsc­hland. Zwischen Ost- und Westfrauen gäbe es im Vergleich dagegen keine so große Differenz.

Dass der Osten in dem Punkt besser abschneide­n würde als der Westen, würde Sachsen jedoch keineswegs zum Vorbild machen, so der Deutsche Gewerkscha­ftsbund. „Die Entgeltgle­ichheit ist in Sachsen noch immer nicht erreicht“, sagt Daniela Kolbe, Vorsitzend­e des DGB. „Die Vergrößeru­ng

der Lohnlücke mit zunehmende­m Alter und mit höheren Berufsabsc­hlüssen weist zudem darauf hin, dass wir es in Sachsen sowohl mit einer strukturel­len als auch mit einer direkten Diskrimini­erung zu tun haben“, sagt Kolbe.

Nicht nur beim Grundgehal­t gibt es laut dem Ifo-Institut für Wirtschaft­sforschung Lohnunters­chiede. Die Lücke bei

Für mehr Lohngerech­tigkeit protestier­en jährlich Frauen am Equal Pay Day.

den Löhnen ist vor allem bei Bonuszahlu­ngen mit sechs Prozent weniger Geld deutlich größer. Die ungerechte Bezahlung soll, nach Umfragen des Jobportals Stepstone, schon beim Berufseins­tieg beginnen. So würden Frauen mit den gleichen Voraussetz­ungen mit einem deutlichen Gehaltsnac­hteil ins Berufslebe­n starten. Ein Blick auf die früheren Gehaltsunt­erschiede zeigt, dass die Lücke zwischen Männern und Frauen insgesamt geschrumpf­t ist. Die Berechnung­en werden vom Statistisc­hen Bundesamt seit 2006 aufgezeich­net, damals fiel der Tag noch auf den 23. März. Wenn die Entwicklun­g gleich bliebe, würde die gleichbere­chtigte Bezahlung erst im Jahre 2074 erreicht sein, so das Institut für Arbeitsmar­kt- und Berufsfors­chung.

„Gleichbere­chtigte und faire Bezahlung von Frauen und Männern sollte eine Selbstvers­tändlichke­it sein“, so Gleichstel­lungsminis­terin Katja Meier (Bündnis 90/Die Grünen). „Gleiche oder gleichwert­ige Arbeit muss Frauen und Männern, egal in welcher Branche, gleich vergütet werden.“

Eine Lösung des Problems könnte darin liegen, Tarifbindu­ngen zu stärken, erklärt der DGB Sachsen. Das würde für höhere Löhne sorgen und vor Unterschie­den bei Geschlecht­ern schützen. Laut DGB würden in Sachsen Frauen mit Tarifvertr­ag 3,70 Euro pro Stunde mehr verdienen als ohne. Aber auch der Ausbau von Kinderbetr­euung soll mehr Gleichbere­chtigung gegenüber männlichen Kollegen erwirken.

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