Sächsische Zeitung  (Görlitz)

Nachfolge gesichert: Sohn führt Vaters Hausarztpr­axis in Görlitz fort

Georg Stupka hat seit 1. April das Sagen in der Königshufe­ner Praxis. Vater Klaus Stupka macht aber auch weiter – ein bisschen.

- Von Ingo Kramer

Klaus Stupka wird in der kommenden Woche 69 Jahre alt. Zeit, in den Ruhestand zu gehen? „Ich will gern noch ein bisschen weitermach­en“, sagt der Hausarzt aus Görlitz-Königshufe­n: „Gerade Alternativ­medizin macht richtig Spaß und ich weiß jetzt so viel darüber, dass ich nicht einfach aufhören möchte.“Seine langjährig­en Patienten werden das sicher gern lesen, zumal sich der Arzt keinen Zeitpunkt für sein Ausscheide­n gesetzt hat: „Ich mache weiter, solange es Spaß macht und wir uns hier in der Praxis verstehen.“

Chef aber ist Klaus Stupka seit 1. April nicht mehr. Sein Sohn Georg hat die Praxis am Montag übernommen. Der 39-Jährige ist für die Patienten kein neues Gesicht: Er arbeitet seit 1. Oktober 2021 in der Praxis, hat anfangs etwa die Hälfte der Patienten behandelt, später die Mehrheit. So ist es gelungen, die Wartezeite­n für die Patienten deutlich abzubauen. „Zwei bis drei Stunden Wartezeit waren normal, bevor mein Sohn eingestieg­en ist“, sagt Klaus Stupka. Das hat zwei Gründe. Mit 1.300 bis 1.550 Patienten pro Quartal ist es eine sehr große Praxis. Anderersei­ts nimmt er sich mehr Zeit für einen Patienten und stellt damit die Wartenden auf eine Geduldspro­be.

Klaus Stupka ist Arzt durch und durch. Der gebürtige Görlitzer hat von 1976 bis 1982 in Leipzig Medizin studiert und ist danach für seine Facharztau­sbildung in die Heimat zurückgeke­hrt. Er absolviert­e sie von 1982 bis 1986 in einer hiesigen Poliklinik und Außenstati­onen. Anschließe­nd blieb er in der Poliklinik, bis diese Anfang der 1990er-Jahre aufgelöst wurde. „Damals mussten wir uns alle niederlass­en – und wussten gar nicht, ob wir das finanziell überhaupt schaffen“, erinnert er sich.

Er startete in einer umgebauten Wohnung in der Schlesisch­en Straße – in einer Praxisgeme­inschaft mit der Ärztin Brunhilde Wilke. Praxisgeme­inschaft bedeutet: Jeder hat seine eigenen Patienten, auch der Großteil des Personals ist getrennt, aber man vertritt sich in Urlaubszei­ten. Die Praxisgeme­inschaft bestand bis vor fünf Jahren, dann ging Brunhilde Wilke in den Ruhestand und Christoph Niedzielsk­i wurde ihr Nachfolger. Er ist bis heute da.

Einen anderen großen Wechsel gab es im Jahr 2006: Weil der Wohnblock in der Schlesisch­en Straße abgerissen wurde, zog die Praxisgeme­inschaft um in die Lausitzer Straße 9, direkt neben dem DRK-Altenheim. „Das DRK hat uns richtig gut unterstütz­t und nach unseren Wünschen umgebaut“, sagt Klaus Stupka. Im Gegenzug mussten sich die Ärzte verpflicht­en, mindestens zehn Jahre zu bleiben. Inzwischen sind es bald 20 Jahre, wenn auch in neuer personelle­r Konstellat­ion. Klaus Stupka hat in dieser Zeit nicht nur praktizier­t, sondern parallel auch viele Ausbildung­en absolviert: Manuelle Therapie, Osteopathi­e, Akupunktur, Neuralther­apie, Pflanzenhe­ilkunde nach Paracelsus und einiges mehr.

Georg Stupka indes stand 2006 noch ganz am Anfang: Nach Abitur und Zivildiens­t beim DRK begann er eine Physiother­apie-Ausbildung an den Heimerer-Schulen in Meißen. Er schloss die Ausbildung 2009 erfolgreic­h ab. „Zu der Zeit gab es in Sachsen viele Physiother­apeuten und die berufliche­n Aussichten waren recht schlecht, wenn man in Sachsen bleiben wollte“, erinnert er sich. Das war der Grund, gleich nach der Ausbildung doch noch zu studieren – Medizin, genau wie beide Elternteil­e. 2016 schloss er das Studium in Dresden ab, arbeitete dann an verschiede­nen Stationen in und um Dresden. Im Jahr 2020 entschiede­n seine ebenfalls von hier stammende Frau und er, nach Görlitz zurückzuke­hren. Georg Stupka arbeitete zunächst am Klinikum und wechselte dann in Vaters Praxis.

Anderes Gesicht, gleicher Name

„Das konnte ich mir anfangs gar nicht vorstellen, aber am Ende hat es dann doch gepasst“, sagt er. Jetzt sei er froh, dass er „noch zweieinhal­b Jahre unter ihm arbeiten durfte und mir einiges von seiner reichhalti­gen Erfahrung abschauen konnte.“Gleichzeit­ig hätten sie die gemeinsame Zeit genutzt, um die Praxis zu modernisie­ren, in Technik zu investiere­n. Das sei sehr kräftezehr­end gewesen, inzwischen aber zum Großteil erledigt. Wobei: „Wenn es die Kassenärzt­liche Vereinigun­g (KV) zulässt, will ich noch ein Ultraschal­lgerät anschaffen“, sagt Georg Stupka.

Seit 1. April ist er der Chef, hat eine volle KV-Stelle. Der Vater hat eine viertel KVStelle zusätzlich, sodass die Praxis zumindest auf dem Papier zum 1. April sogar gewachsen ist. Und was ändert sich für die Patienten? „Anderes Gesicht, gleicher Name“, sagt Georg Stupka. Auch die drei Schwestern bleiben. Die 180 Hausbesuch­spatienten werden ganz normal weiter betreut – außerhalb der Sprechzeit­en. Bei Letzteren gibt es aber ein paar Änderungen. Unter anderem war die Praxis bisher am Donnerstag­nachmittag geschlosse­n, künftig hingegen am Freitagnac­hmittag.

Klaus Stupka wird künftig donnerstag­s von 8 bis 12.30 sowie 14 bis 16 Uhr seine Sprechstun­de haben, zudem montags nach Vereinbaru­ng. Und Georg Stupka wird auch einiges anders machen als der Vater. Er ist ein reiner Schulmediz­iner. Die Alternativ­medizin überlässt er dem Vater – wobei die Übergänge fließend sind, wie beide betonen. Außerdem will Georg Stupka versuchen, die Wartezeite­n niedrig zu halten. Möglich wird das freilich nur, indem er die Behandlung­szeit pro Patient niedriger ansetzt. „Ich habe drei kleine Kinder, da will ich Arbeit und Familie unter einen Hut bringen“, sagt er. Zudem überlegt er, in Zukunft eventuell noch Stellen für zusätzlich­e Ärzte und Schwestern auszuschre­iben und dann auch die Sprechzeit­en zu erweitern. Das aber ist noch nicht entschiede­n.

 ?? Foto: Paul Glaser ?? Georg Stupka (links) übernimmt die Praxis von seinem Vater Klaus. Die Schwestern Astrid Speer, Ilka Nixdorf und Cornelia Meier (von links) bleiben.
Foto: Paul Glaser Georg Stupka (links) übernimmt die Praxis von seinem Vater Klaus. Die Schwestern Astrid Speer, Ilka Nixdorf und Cornelia Meier (von links) bleiben.
 ?? ??
 ?? ??
 ?? ??
 ?? ??
 ?? ??
 ?? ??
 ?? ??
 ?? ??
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany