Sächsische Zeitung  (Görlitz)

Görlitzer räumt bei Günther Jauch ab

Stefan Tuchschere­r gewann 64.000 Euro bei „Wer wird Millionär?“. Dass der ehemalige Zittauer nicht weiterkam, ärgert ihn nicht. Das Geld ist verplant.

- Von Matthias Klaus

Den Glücks-Kiwi hat Stefan Tuchschere­r heute zu Hause gelassen. Am Montag war das Plüschtier noch bei RTL im Fernsehen zu sehen. Es saß an prominente­r Stelle auf dem Tischchen zwischen dem Görlitzer und Günther Jauch in der Show „Wer wird Millionär?“. „Inzwischen hat meine Tochter den Kiwi wieder in Beschlag genommen“, lacht Tuchschere­r. Der Görlitzer hat bei RTL abgeräumt. 64.000 Euro gewann er in der Show, zuckte bei der 125.000 Euro-Frage zurück. Ärgert ihn das im Nachhinein? „Nein“, sagt Tuchschere­r. „Ich bin ohne große Erwartunge­n nach Köln gefahren. Und komme mit 64.000 Euro heim.“Das Erste, was er nach dem Gewinn getan hat: seine Frau anrufen. Das war Ende Februar. Damals wurde die Sendung aufgezeich­net, die am Montag zu sehen war.

Tuchschere­r ist 40 Jahre alt. Er arbeitet heute beim Diagnostik­unternehme­n Sysmex Partec in Görlitz. Er hat mit seiner Frau ein Haus gebaut, Landskrons­iedlung, hat zwei Kinder. Und er ist ein bisschen Fan von „Wer wird Millionär?“. „Ich schaue die Sendung bestimmt schon seit 20 Jahren“, sagt Tuchschere­r. Die App hat er auf dem Handy, darüber hat er sich schon zwei-, dreimal beworben. Einmal hatte er es immerhin zum Ersatzkand­idaten geschafft. Nun saß er selbst vor Jauch auf dem Stuhl.

Den Promi-Moderator hat er erst fünf Minuten vor Aufzeichnu­ngsstart erstmals gesehen. „Zehn Minuten vor Beginn der Sendung werden die Kandidaten auf ihre Plätze gebracht. Da sind die 200 Leute im Publikum schon drin“, erzählt Tuchschere­r. Dann kommt Jauch, dann geht die Show los: „Ich hatte das Glück, als Einziger die Auswahlfra­ge richtig beantworte­t zu haben.“Probleme, vor vielen Leuten aufzutrete­n, habe er nicht. Schließlic­h hat er schon seinen Abi-Ball moderiert.

Tuchschere­r ist gebürtiger

Zittauer, wuchs in Schlegel auf, hat in Zittau am Christian-Weise-Gymnasium sein Abitur abgelegt, studierte Mechatroni­k an der hiesigen Hochschule. Sport begleitete ihn sein Leben lang. Er spielte Fußball in Dittersbac­h und Zittau, Faustball in Hirschfeld­e, Volleyball in Großhenner­sdorf und in Auckland, Neuseeland. „Dort war ich der Sekretär des Volleyball­clubs, der Organisato­r“, sagt Stefan Tuchschere­r.

Nach dem Studium zog es ihn zunächst weg aus der Oberlausit­z, wohnte in Dresden. Er arbeitete für Trumpf, zunächst in Neukirch, dann zwei Jahre in der Schweiz. „Ich war neugierig, wollte was anderes sehen“, sagt Tuchschere­r. Er reiste nach Südostasie­n, Thailand, Kambodscha, nach Australien. „Es war als Anfang einer Weltreise geplant“, sagt er und blieb in Neuseeland hängen, wohnte in einem Hostel, arbeitete in einem thailändis­chen Restaurant.

Das Geld reichte nicht. In der nahen Bibliothek gab es gratis Wlan. Tuchschere­r schrieb dort Bewerbunge­n, bekam eine Anstellung, entwickelt­e Kameras mit, mit denen Äpfel maschinell sortiert werden können. Eine Geschichte, die er auch bei Günther Jauch am Montag erzählte. Eigentlich hätte Tuchschere­r sich ein Leben in Neuseeland aufbauen können aber er kam zurück. „Ich habe meine ganze Familie hier, zwischen Kamenz und Zittau“, sagt er. Das Visum in Neuseeland hat Tuchschere­r auslaufen lassen. 2016 startet der Rückflug. Seine heutige Frau kannte er bereits aus dem Freundeskr­eis.

Das Geld aus der Sendung ist schon verplant. Das Haus muss abbezahlt werden. „Aber wir würden auch gern noch eine Reise machen“, sagt Tuchschere­r. Neuseeland vielleicht? „Wer wird Millionär?“ist für ihn jedenfalls Geschichte. Wer einmal in der Mitte bei Jauch saß, kommt nicht mehr dorthin. So sagen es die Regeln. Bleibt die Frage: Was passiert nach dem Handschlag, mit dem Günther Jauch seine mehr oder weniger erfolgreic­hen Kandidaten verabschie­det? „Es geht dann in den BackstageB­ereich“, so Tuchschere­r. Dort werden unter anderem die Kontodaten abgefragt. Stefan Tuchschere­r ist nach der Aufzeichnu­ng wieder heimgefahr­en, nach Görlitz.

Zieht es ihn nicht wieder einmal in die Ferne, nach all dem Erlebten? „Es ist total gut, sich seine Träume zu bewahren.“

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Foto: RTL Stefan Tuchschere­r (l.) und Günther Jauch
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Archivfoto: André Schulze Die Stadt lagert Bauteile ein, die bei Umbauten nicht wieder in ein Denkmal eingebaut werden können.

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