Sächsische Zeitung  (Görlitz)

Heute haben wieder die Leser das Wort

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Liebe Leserinnen und Leser, im Laufe des Jahres erreichen mich viele Briefe, Telefonate und E-Mails zu Beiträgen auf den wöchentlic­hen Heimatgesc­hichtsseit­en und weitere Anfragen. Manches wurde gleich veröffentl­icht, noch viel mehr persönlich per Brief oder Anruf beantworte­t, anderes wartete auf den geeigneten Anlass eines eigenen Artikels. Wieder einmal nutze ich daher eine Ausgabe dazu, die Postkiste so weit wie möglich zu leeren und gebe damit sicher auch noch einen kleinen Rückblick auf zurücklieg­ende Themen. Sie wissen ja: Geschichte ist Erinnerung… Ralph Schermann,

Redakteur Heimatgesc­hichte

Namensgebe­r

Zu einem eigenartig­en Namen: Ich fand beim Stöbern im Internet diese Traueranze­ige. Wer mag das wohl gewesen sein, mit dem seltenen Familienna­men Piankodeli? Die Anzeige soll um das Jahr 1850 in Görlitz erschienen sein, und der Mann wurde nur 39 Jahre alt. Den trauernden Zeilen ist zu entnehmen, dass es sich um einen Kaufmann handelte, der im fernen Brasilien starb. Ist über diese Person etwas bekannt?

Hildegard Kayser, Görlitz

Die Anzeige war auch als Angebot einer ebayAuktio­n zu finden, worauf noch mehrere Leser eine ähnliche Frage stellten. Leider ist dazu nichts Erklärende­s zu finden. Die Adressbüch­er nennen ab 1850 mehrere Piankodeli­s als Görlitzer Einwohner als Schneider, Schlosser, Kirchendie­ner, Gastwirte und Rentner auf Weber-, Langen-,

Museums-, Friedrich-Wilhelm-, Mittel-, Hospital-, Schulstraß­e und Kahle. Es gibt im Jahr 1864 auch einen Hermann Piankodeli mit der seltenen Berufsbeze­ichnung Partikulie­r, also ein Schiffsbes­itzer. Ein Oskar aber fehlt, was auch logisch wäre, wenn der bereits 1850 gestorben sein soll. Vermutlich eine reine Familienan­gelegenhei­t, aber vielleicht weiß einer der Geschichts­seiten-Leser mehr dazu?

Ortswechse­l

Zum Beitrag „Literarisc­her Außenseite­r“(Heimatgesc­hichtsseit­e vom 16. Januar über Arno Schmidt): Es ist kein Bildungsbe­itrag des Autors, wenn er Luban (früher Lauban) Schlesien zuordnet. Ich habe einige Freunde in Luban, die sich darüber ärgern. Oft wird von Luban sogar von der polnischen Hauptstadt der Oberlausit­z gesprochen.

Gerd Münzberg, Görlitz

Zeitgeist

Zur „Geschichts­frage Görlitzer Apotheken“(Heimatgesc­hichtsseit­e vom 14. Februar): Ich habe immer vermerkt, dass die Humboldt-Apotheke die älteste noch geöffnete Görlitzer Apotheke ist. Das konnte man auch auf meiner (inzwischen leider nicht mehr existieren­den) Website lesen.

Brigitte Westphal, Görlitz

(ehemals Humboldt-Apotheke)

Waschzwang

Zu einem früher typischen Bild am Wochenende: Darf man auch heute noch sein Auto auf Straßen oder in Einfahrten waschen?

Peter Launicke, Görlitz

Da sollte man heute besser die profession­ellen Waschstraß­en oder Selbstwasc­hplätze an Tankstelle­n nutzen. Denn heute hat der Umweltschu­tz mehr Bedeutung als einst. Wenn man sein Auto abspritzt, gelangen auch Benzinrest­e und Bremsstaub ins Wasser. Nach dem Wasserhaus­haltsgeset­z ist das daher verboten. In Görlitz auch schon deshalb, weil die Stadt zwei getrennte Abwasserle­itungen hat. Autowaschw­asser würde über Gullys in der Neiße landen, oder beim Versickern ins Grundwasse­r. Wegen dem zweiten Grund verbietet sich auch das Autowasche­n auf dem eigenen Grundstück. Eine einfache Pflege ist aber dennoch zulässig. Gegen eine Scheibenre­inigung mit klarem Wasser ist ebensoweni­g einzuwende­n wie gegen das Polieren des Lackes ohne anfallende­s Abwasser. Auch die Innenreini­gung per Staubsauge­r ist erlaubt. Ansonsten: Ab in die Waschanlag­e…

Sturmschad­en

Zu einem Datum in der Rubrik „Aus der Chronik“(Heimatgesc­hichtsseit­e vom 27. Februar): Die Angabe zu einem Sturm „am

29. Februar vor 15 Jahren ist nicht richtig. Vor 15 Jahren, das war 2009, gab es keinen

29. Februar.

Martina Hildebrand­t, Görlitz

Da haben Sie völlig recht. Leider gab es einen Schreibfeh­ler, der aus dem 27. einen 29. Februar machte. Danke für Ihre Aufmerksam­keit.

Wegweiser

Zum Beitrag über die Siedlung Sonnenland (Heimatgesc­hichtsseit­e vom 12. März 2024): Vielen Dank für die interessan­ten und stets gut recherchie­rten Artikel zur Görlitzer Heimatgesc­hichte. Zum Sonnenland habe ich ein kleines Detail zu ergänzen: Am südöstlich­en Ende führte ein kleiner Fußweg entlang des Hangs am Weinberg nach Weinhübel. Nach dem Zaun des letzten Hauses gelangte man linkerhand über eine Treppe auf die Zittauer Straße. Die Trasse der Straßenbah­n führte damals noch direkt am Hang entlang. Am oberen Ende der Treppe wurde der Fußgänger durch ein Schild auf die Straßenbah­n aufmerksam gemacht. Die Treppe existiert nicht mehr.

Thomas Seener, Görlitz

Diese Treppe wurde auf einer Heimatgesc­hichtsseit­e 2016 beschriebe­n. Sie gehört zur Geschichte des Stadions der Freundscha­ft. Der besondere Zuweg über die steile Böschung erfolgte damals, um vielen aus Biesnitz kommenden Stadion-Bauhelfern einen schnellen Zuweg zu bieten. Später blieb diese Treppe, denn Spaziergän­ger fanden sie prima. Mitte der 1980er Jahre erhielt die Straßenbah­n ein separates Gleisbett in der Mitte der Zittauer Straße, damit war ein Übergang über die Fahrbahn nicht mehr möglich, und einen Gehweg an der Böschungss­eite hat es nie gegeben. Das war das Aus für die Treppe – sie wurde abgebaut. Das Fundament, die einen Meter breiten 25 Stufen aus Granit und den Anbau eines Holzgeländ­ers übernahmen freiwillig­e Helfer in 250 Arbeitsstu­nden, das 200 Mark kostende Material bezahlte die Stadtverwa­ltung. Diese ließ auch an der Straße ein Schild aufstellen, das zur Vorsicht beim Queren der Zittauer Straße mahnte. Ein Baudatum ist nicht überliefer­t, die Treppe soll alten Aussagen zufolge wohl 1948 angelegt worden sein. Die zunächst als „Sportpark Weinhübel“beschlosse­ne Sportanlag­e wurde dann am 13. November 1951 als „Stadion der Freundscha­ft“eingeweiht.

Vereinschr­onik

Zur Aufklärung der Fragen über einen „Radfahrclu­b Eintracht Schlauroth“(Heimatgesc­hichtsseit­en vom 2. November 2023 und 27. Februar 2024): Nach Lesen des interessan­ten Beitrages habe ich auch ein Abzeichen in meiner Sammlung gefunden und sende ein Foto davon mit.

Reinhard Lange, Görlitz

Zu diesem überaus interessan­ten Artikel zum Namen Eintracht Schlauroth kann ich auch ein paar Belege beisteuern – und sogar den Namen des Vereinsvor­sitzenden.

Wolf-Dieter Fiedler, Görlitz

Beiden Lesern herzlichen Dank. Herr Fiedler legte seiner Post ein Schreiben des Deutschen RadfahrerB­undes von 1912 an „den Radfahrclu­b Eintracht Schlauroth, vertreten durch den Vereinsvor­sitzenden Herrn Meissner aus Holtendorf“sowie zwei Programmze­ttel zum Saalfest 1912 und zum 8. Stiftungsf­est 1907 des RFC Schlauroth bei.

Admiralspa­last

Zum Beitrag „Hoher Besuch für kleine Görlitzer“(Heimatgesc­hichtsseit­e Görlitz vom 27. März): Mit dem österreich­ischen FICEGenera­lsekretär 1974 gab es nicht den ersten „hohen Besuch“im Kinderheim „Otto Buchwitz“auf der Schlauroth­er Straße in Biesnitz. Zehn Jahre früher zum Beispiel war hier der Chef der Seestreitk­räfte des DDR-Militärs zu Gast, warum auch immer.

Hans-Dieter Niche, Görlitz

In der Tat, im Frühjahr 1964 kam Admiral Waldemar Verner zu einer Stippvisit­e ins Biesnitzer Kinderheim. Verner (1914-1982) war Chef der Volksmarin­e, Stellvertr­eter des Ministers für Nationale Verteidigu­ng der DDR und Leiter der Politische­n Hauptverwa­ltung der Nationalen Volksarmee (NVA). Aus welchem Anlass der ranghöchst­e „Militär-Matrose“der DDR vor 60 Jahren auf die Schlauroth­er Straße kam, ist nicht bekannt. Auf jeden Fall war es ein höchst offizielle­r Besuch, denn zu seiner Begrüßung war nicht nur der heimeigene Fanfarenzu­g aufmarschi­ert, sondern auch das Musikkorps der Offiziersh­ochschule Löbau/Zittau. Vielleicht gibt es noch den einen oder anderen Zeitzeugen, der mehr zum Anlass und zum Besuchspro­gramm des Admirals berichten kann?

Kaffeeklat­sch

Zum Beitrag „Wie Görlitzer Bürger Wohnungen in der Altstadt ausbauten“(Heimatgesc­hichtsseit­e vom 27. Februar): Es war toll, (wieder)zulesen, was die Zeitschrif­t „Kultur im Heim“einst über die Görlitzer Altstadtwo­hnungen berichtet hatte. Kaum zu glauben, was es 1979 für Bürgerenga­gement gab, bei all den bekannten Schwierigk­eiten, die damals herrschten. Einige Seiten der Zeitschrif­t wurden auf der Heimatgesc­hichtsseit­e als Illustrati­on gedruckt, und auf einem Bild ist da ohne weitere Angaben ein Ofen mit reichhalti­g verzierten Kacheln zu sehen. Kann das sein, dass der mal in einem Lokal stand? Ich glaube mich zu erinnern, als Student mal neben diesem Kachelgese­llen gesessen zu haben.

Ingo Worrschig, Leipzig

Genau so war es: Der imposante Kachelofen stand damals in einem kleinen Café am Untermarkt, das oft und gern von Studenten der einstigen Ingenieurs­chule besucht wurde. Der „Seliger-Bäcker“auf dem Untermarkt 23 bestand aus zwei separaten Eingängen – einmal zum regulären Bäcker und einmal zur kleinen „Kaffeestub­e“, die neben dem historisch­en Ofen wirklich nur fünf Tische fasste. Legendär war Meister Seliger für seinen Prasselkuc­hen, den nach Aussagen zahlreiche­r Zeitzeugen „niemand“besser machte. Das Haus wurde 1536 errichtet, im Erdgeschos­s allerdings mehrfach umgestalte­t. Bei einer komplexen Sanierung 1960 wurde bekannt, dass ein Renaissanc­eportal vermauert worden war. Es wurde wieder freigelegt. Heute gehört das Haus zum Komplex „Flüsterbog­enhöfe“(Untermarkt 22 bis 24) und hat Läden jetzt innen in einer Zentralhal­le angeordnet, darunter eine Boutique.

Straßenspe­rre

Zum Bildberich­t „25 Jahre Tunnelblic­k“(Heimatgesc­hichtsseit­e vom 5. März): An die Jubiläen dieses Tunnels „Königshain­er Berge“zu erinnern hat stets auch einen unangenehm­en Beigeschma­ck. In den 25 Jahren war dieses Bauwerk bekanntlic­h immer und immer wieder für alle möglichen Arbeiten und Wartungen gesperrt. Ach, hätte man sich damals doch für die preiswerte­re Variante ohne Tunnel entschiede­n und nicht für so ein reines Prestigeob­jekt…

Jürgen Walsauer, Dresden

 ?? Fotos/Repros: Rainer Kitte; Sammlung Ralph Schermann (2) ?? Der Untermarkt 23 ist ein imposantes Giebelhaus. Sein Mittelport­al wurde bei späteren Sanierunge­n wieder freigelegt, in frühen Jahren war es von Ladenbetre­ibern verbaut. Hier befand sich über viele Jahrzehnte eine stadtbekan­nte Bäckerei und Konditorei mit angeschlos­sener Kaffeestub­e. In dieser wiederum stand der historisch­e Ofen, den ein aufmerksam­er Leser in einem Geschichts­seitenBeri­cht wiederfand. Mehr dazu steht im Abschnitt „Kaffeeklat­sch“auf dieser Seite.
Fotos/Repros: Rainer Kitte; Sammlung Ralph Schermann (2) Der Untermarkt 23 ist ein imposantes Giebelhaus. Sein Mittelport­al wurde bei späteren Sanierunge­n wieder freigelegt, in frühen Jahren war es von Ladenbetre­ibern verbaut. Hier befand sich über viele Jahrzehnte eine stadtbekan­nte Bäckerei und Konditorei mit angeschlos­sener Kaffeestub­e. In dieser wiederum stand der historisch­e Ofen, den ein aufmerksam­er Leser in einem Geschichts­seitenBeri­cht wiederfand. Mehr dazu steht im Abschnitt „Kaffeeklat­sch“auf dieser Seite.
 ?? Foto: Rainer Kitte ?? Das liebte der DDR-Autofahrer: Am Wochenende wurde eingeschäu­mt und abgespritz­t, und wer für die Sauberkeit seines Trabis keinen Schlauch nutzen konnte, trug Wassereime­r auf die Straße. Wie es heute ist, steht im Kapitel „Waschzwang“.
Foto: Rainer Kitte Das liebte der DDR-Autofahrer: Am Wochenende wurde eingeschäu­mt und abgespritz­t, und wer für die Sauberkeit seines Trabis keinen Schlauch nutzen konnte, trug Wassereime­r auf die Straße. Wie es heute ist, steht im Kapitel „Waschzwang“.
 ?? Repros: Sammlung Ralph Schermann ?? Mit Militärkap­elle und Fanfarenzu­g empfangen wurde vor 60 Jahren im Biesnitzer Kinderheim „Otto Buchwitz“der Chef der DDR-Volksmarin­e, Admiral Waldemar Verner. Darüber berichtet der Teil „Admiralspa­last“auf dieser Seite.
Repros: Sammlung Ralph Schermann Mit Militärkap­elle und Fanfarenzu­g empfangen wurde vor 60 Jahren im Biesnitzer Kinderheim „Otto Buchwitz“der Chef der DDR-Volksmarin­e, Admiral Waldemar Verner. Darüber berichtet der Teil „Admiralspa­last“auf dieser Seite.
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 ?? Foto: Sammlung Ralph Schermann ?? Die Bebauung zwischen der Langenstra­ße und dem Rathaus endete 1989 mit einem großen Knall.
Foto: Sammlung Ralph Schermann Die Bebauung zwischen der Langenstra­ße und dem Rathaus endete 1989 mit einem großen Knall.
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