Reich bebilderte Beschreibung des Neißetals
Ein Buch mit fast 300 Seiten über das Neißetal! In der langen Geschichte dieser besonderen Erholungslandschaft gab es so eine ausführliche Dokumentation noch nie.
Die Autoren Tilo Böhmer und Wilfried Rammelt haben eine erstaunliche Menge Informationen, Dokumente und Bilder zum Neißetal zusammengetragen – zu Struktur und Natur und vor allem zur Geschichte der Flusslandschaft zwischen Hirschfelde und Ostritz.
So erfährt man, dass es vor über 100 Jahren dort über 60 Ruhebänke gegeben hat. Und an manchen Sonntagen allein von Zittau nach Hirschfelde beziehungsweise Rosenthal circa 3.000 Bahn-Fahrkarten verkauft wurden… Das macht die große Zahl der Ruhebänke verständlich und es ist logisch, dass damals schnell Wanderwege und Gaststätten entstanden – natürlich auf beiden Seiten des Flusses. Was immer wieder auch zu Forderungen nach Übergängen führte. Die auch für die am 15. Oktober 1875 eröffnete Eisenbahnstrecke nötig waren. Deren Bau und Betrieb wird im Buch ausführlich dargestellt. Mit Rohnau, Rosenthal und Rusdorf gab es zeitweise immerhin drei Bahn-Haltepunkte im Neißetal.
Die Beschreibung der Wanderwege links und rechts des Flusses jeweils vor und nach 1945 zeigt die dramatische und leider nicht sehr positive Veränderung der Situation am Fluss ab diesem Schicksalsjahr. Plötzlich trennte eine Grenze das ehemals gut vernetzte Wandergebiet. Als Erholungslandschaft wurde es danach nur noch auf der deutschen Seite genutzt. Auf der polnischen Seite hat, positiv gesehen, das Fehlen von Touristen der Umwelt ziemlich gutgetan. Den Wegen fehlt allerdings die notwendige Pflege und Instandhaltung. Was ihre Begehung zu einer schwierigen Sache macht. Dortige Landmarken, wie Meyerbank oder Burgruine Rohnau sollten derzeit wohl besser mittels dieses Buches kennengelernt werden.
Wie die Autoren erfahren haben, beabsichtigt allerdings die polnische Bahn, künftig wieder Personenzüge über die Strecke zu schicken, die eventuell auch im ehemaligen Rusdorf halten. Vielleicht inspiriert das polnische Wanderer, die Gegend zu erkunden. Sie werden sicher nicht gleich 3.000 Fahrkarten pro Tag lösen, aber vielleicht helfen, den Dornröschenschlaf auf ihrer Neißeseite zu beenden.
Viele Geschichten gibt es zu den Dörfern am Tal sowie zu den zahlreichen Gastwirtschaften – immerhin zu vier Dörfern und acht Gaststätten! Auch zu vier Bahnwärterhäusern. Letztere sind nicht mehr da. Vieles andere schon. Begeben Sie sich doch auf Entdeckungsreise, vielleicht mit diesem Buch in der Hand. (Rß)