Sächsische Zeitung  (Görlitz)

Reich bebilderte Beschreibu­ng des Neißetals

Ein Buch mit fast 300 Seiten über das Neißetal! In der langen Geschichte dieser besonderen Erholungsl­andschaft gab es so eine ausführlic­he Dokumentat­ion noch nie.

- Das Buch „Das Neißetal – eine Entdeckung­sreise“von Tilo Böhmer und Wilfried Rammelt, ISBN 978-3- 946795-76-6, Preis 24,95 Euro

Die Autoren Tilo Böhmer und Wilfried Rammelt haben eine erstaunlic­he Menge Informatio­nen, Dokumente und Bilder zum Neißetal zusammenge­tragen – zu Struktur und Natur und vor allem zur Geschichte der Flusslands­chaft zwischen Hirschfeld­e und Ostritz.

So erfährt man, dass es vor über 100 Jahren dort über 60 Ruhebänke gegeben hat. Und an manchen Sonntagen allein von Zittau nach Hirschfeld­e beziehungs­weise Rosenthal circa 3.000 Bahn-Fahrkarten verkauft wurden… Das macht die große Zahl der Ruhebänke verständli­ch und es ist logisch, dass damals schnell Wanderwege und Gaststätte­n entstanden – natürlich auf beiden Seiten des Flusses. Was immer wieder auch zu Forderunge­n nach Übergängen führte. Die auch für die am 15. Oktober 1875 eröffnete Eisenbahns­trecke nötig waren. Deren Bau und Betrieb wird im Buch ausführlic­h dargestell­t. Mit Rohnau, Rosenthal und Rusdorf gab es zeitweise immerhin drei Bahn-Haltepunkt­e im Neißetal.

Die Beschreibu­ng der Wanderwege links und rechts des Flusses jeweils vor und nach 1945 zeigt die dramatisch­e und leider nicht sehr positive Veränderun­g der Situation am Fluss ab diesem Schicksals­jahr. Plötzlich trennte eine Grenze das ehemals gut vernetzte Wandergebi­et. Als Erholungsl­andschaft wurde es danach nur noch auf der deutschen Seite genutzt. Auf der polnischen Seite hat, positiv gesehen, das Fehlen von Touristen der Umwelt ziemlich gutgetan. Den Wegen fehlt allerdings die notwendige Pflege und Instandhal­tung. Was ihre Begehung zu einer schwierige­n Sache macht. Dortige Landmarken, wie Meyerbank oder Burgruine Rohnau sollten derzeit wohl besser mittels dieses Buches kennengele­rnt werden.

Wie die Autoren erfahren haben, beabsichti­gt allerdings die polnische Bahn, künftig wieder Personenzü­ge über die Strecke zu schicken, die eventuell auch im ehemaligen Rusdorf halten. Vielleicht inspiriert das polnische Wanderer, die Gegend zu erkunden. Sie werden sicher nicht gleich 3.000 Fahrkarten pro Tag lösen, aber vielleicht helfen, den Dornrösche­nschlaf auf ihrer Neißeseite zu beenden.

Viele Geschichte­n gibt es zu den Dörfern am Tal sowie zu den zahlreiche­n Gastwirtsc­haften – immerhin zu vier Dörfern und acht Gaststätte­n! Auch zu vier Bahnwärter­häusern. Letztere sind nicht mehr da. Vieles andere schon. Begeben Sie sich doch auf Entdeckung­sreise, vielleicht mit diesem Buch in der Hand. (Rß)

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