„Zwei Euro für ein kleines Eis – das bringe ich nicht übers Herz“
Inflation, steigende Preise für Rohstoffe – davon bleibt auch Speiseeis nicht verschont. In Görlitz und Niesky liegt der Preis sogar über dem Bundesschnitt.
Kaktusfeige in Kombination mit Vanille ist der Bringer. Detlev Michel steht an der Maschine und zapft die Softeis-Köstlichkeit ab. Ein leckeres Hörnchen geht über die Verkaufstheke seines Softeis-Wagens, und noch eins, und noch eins. „Das ist aber auch wirklich lecker – nicht ganz so süß“, sagt der 69-Jährige über sein eigenes Produkt. Beliebter sei eigentlich nur der Dauerbrenner Schokolade, erklärt er - und er muss es wissen. Seit 15 Jahren ist Michel in Görlitz im Speiseeis-Geschäft, seit etwa fünf Jahren parkt er seinen Softeis-Wagen auf dem Lidl-Parkplatz in Rauschwalde an der Reichenbacher Straße.
Eine kleine Portion Softeis kostet bei ihm 1,50 Euro, eine mittlere zwei Euro und eine große drei Euro. Seine letzte Preiserhöhung um 30 Cent sei etwa drei Jahre her, so Michel – Energiekrise und Inflation zum Trotz. Und ja, theoretisch hätte er eigentlich in der Zwischenzeit mal die Preise erhöhen müssen, sagt er – „ich kriege Ärger zu Hause, weil ich das nicht mache“, sagt er lachend – und schiebt hinterher: „Wenn so ein kleines Schulkind vor meinem Wagen steht, dann bringe ich es einfach nicht übers Herz, zwei Euro für ein kleines Eis zu verlangen. Man muss doch leben und leben lassen.“
Mindestens diese Saison über will er die Preise noch halten und ist zuversichtlich, dass das klappen wird. Zumindest die Preise für die Rohstoffe, die er bezieht, hätten sich in der Saison nicht erhöht.
Bundesweit sieht das anders aus, wie aus einem Bericht des Online-Magazins
„Coupons.de“hervorgeht. Demzufolge wird die Kugel Eis von Jahr zu Jahr teurer, auch in diesem Sommer. Das Magazin hat in einem großen Städtevergleich einen Durchschnittspreis von 1,72 Euro pro Kugel Eis ermittelt. Im vergangenen Jahr betrug der bundesweite Durchschnittspreis für eine Kugel noch 1,62 Euro.
Saisonstart lief etwas schleppend
Und wie steht es in Görlitz und Niesky? Sächsische.de hat dort in einer nicht repräsentativen Analyse die aktuellen Preistafeln von 17 Speiseeis-Verkäufern verglichen darunter klassische Eisdielen, Cafés mit Eisangebot sowie mehrere Bäckerfilialen. Das Ergebnis: Im Schnitt kostet eine Kugel Eis in dieser Saison in Görlitz/Niesky 1,85 Euro - und damit ganze 13 Cent über dem bundesweiten Durchschnittspreis. Eine kleine Portion Softeis bekommt man in Görlitz für durchschnittlich 2 Euro - also genau die eiskalte Schmerzgrenze, die Michel in dieser Saison noch nicht erreicht hat. Irgendwann wird aber auch er erhöhen müssen, leuchtende Schulkinder-Augen hin oder her. Ihm ist das bewusst, die kriegsund krisenbedingt steigenden Kosten hat er im Blick.
Neben den Preisen habe sich auch das Kaufverhalten der Leute verändert, berichtet Younes Polenz. Er leitet das beliebte Eiscafé in der Poststraße in Niesky. Der Start in diese Eissaison sei etwas schleppender gewesen als noch im Jahr zuvor. Eine Kugel Eis kostet bei ihm mittlerweile 1,80 Euro, also acht Cent über dem bundesweiten Schnitt. Für ihr Geld möchte Polenz seinen Kunden vor allem eine hohe Qualität liefern, gestiegene Energie- und Rohstoffpreise erschwerten aber, das Preisniveau zu halten.
In seinem Eiscafé werden ganze 120 Sorten Kugeleis angeboten, erzählt Polenz. Jeden Tag gibt es andere Sorten zu genießen. Neben den Dauerbrennern Vanille, Schoko und Erdbeere bietet er auch ganz ausgefallene Sorten wie „gesalzenes Karamell“, „Käsekuchen-Limette“und „Omas Käsekuchen“an.