Wie ein Bild des Maler-Papstes Renoir nach Görlitz kam
Das Schlesische Museum sammelt vor allem Kunst der Breslauer Kunstakademie. Doch im Depot findet sich ein bislang verborgener Knüller.
Dieses Gemälde konnte bislang niemand im Schlesischen Museum sehen, obwohl es seit vier Jahren in Görlitz ist. Jetzt kommt es zur Premiere, doch nur für wenige Stunden. Der große impressionistische Maler Pierre-Auguste Renoir (1841-1919) hat in seinem Leben rund 6.000 Ölgemälde geschaffen. Eines davon befindet sich seit 2020 als Leihgabe im Schlesischen Museum. „Wir haben es bisher noch nie öffentlich gezeigt“, sagt Museumsdirektorin Agnieszka Gasior. Am Abend des 17. Mai jedoch, umrahmt von Musik Rachmaninows, Tschaikowskis, Arvo Pärts und Romualds Jermaks‘ beim 6. Schatzkammerkonzert des Philmehr-Vereins, stellt es die Kunsthistorikerin
erstmals öffentlich vor.
„Kastanienbäume/Bauernhaus in Les Collettes, Cagnes“gehört zu einer ganzen Reihe von Landschaftsgemälden, die Renoir in seinen letzten Lebensjahren schuf. Auf den späten Bildern ist immer wieder sein Gut Les Collettes im hügeligen Hinterland der Côte d’Azur zu sehen, das er 1907 erwarb. Auch das Gemälde im Schlesischen Museum zeigt das malerische Bauernhaus, halb verdeckt von Bäumen im Sonnenlicht.
Etwa 15 ähnliche Gemälde mit diesem Motiv sind damals entstanden. Die Hälfte davon befindet sich in Privat-, die andere in öffentlichem Besitz. Nach Görlitz kam „der Renoir“vor vier Jahren im Zusammenhang mit einer geplanten, aber nicht verwirklichten Ausstellung. Dafür konnte die Berliner Museums-Förderstiftung das Gemälde aus dem Nachlass der Stiftung Eva Cassirer erwerben und dem Museum als Dauerleihgabe anvertrauen. Die Philosophin Eva Cassirer (1920-2009) war die Tochter des Kunstsammlers Alfred Cassirer (1875-1932), der in Görlitz zur Welt kam und hier seine frühe Kindheit verbrachte. Die Familie war aus Breslau gekommen und zog nach zehn Görlitzer Jahren nach Berlin, wo Cassirer später seine Kunstsammlung aufbaute.
Beim Schatzkammerkonzert „Schwebende Sphären, romantische Tiefen“kann man von Agnieszka Gasior mehr über das Gemälde erfahren. Und es aus der Nähe betrachten, wenn die Musiker Stefanie und Lorenz Zenker, die Sängerin Liga Jankovska und Rezitatorin Julia Boegershausen eine Pause einlegen. Danach kehrt das Gemälde ins Depot des Museums zurück und ist erst einmal nicht mehr zu sehen.