Sächsische Zeitung  (Görlitz)

Einmalig: Ein kleiner Verein bringt eine Orgel-Million auf

Bühne in Sachsen Seit 30 Jahren stemmt der Fördervere­in der Dresdner Philharmon­ie Großprojek­te im Kulturpala­st. Nun feiert er mit Musik – etwa vom Teufelsgei­ger.

- Von Bernd Klempnow Konzert: 30. Mai, 19.30 Uhr, Dreikönigs­kirche. Tickets nur in der Dreikönigs­kirche und an der Abendkasse.

Fördervere­ine gibt es viele. Dass aber der Fördervere­in für ein Orchester ein eigenes Orchester hat und damit auftritt, das dürfte einmalig sein. Mehr noch. Jeder vierte der derzeit 200 Mitglieder des Fördervere­ins der Dresdner Philharmon­ie musiziert. Verstärkt um bis zu zwölf Spitzen-Philharmon­iker wie Konzertmei­ster gibt es Abende, die sich hören lassen können. So wie das Laienorche­ster auf Augenhöhe mit Philharmon­ikern kommenden Donnerstag in der Dresdner Dreikönigs­kirche meisterlic­he Werke von Rossini, Paganini und Schubert interpreti­ert – für einen sensatione­llen Ticketprei­s von 18/10 Euro.

Anlass zu dem Konzert ist das 30-jährige Bestehen des Vereins, der einst von acht Personen gegründet wurde. Längst ist die Zahl der Mitglieder, ob Personen oder Firmen, stabil bei 200, die zwischen 21 und 101 Jahre alt sind. „Dresden ist nicht Berlin oder München, was das Potenzial großer Förderer angeht. Aber Dresden hat einen großartige­n, weltweit beachteten Konzertsaa­l“, sagt Vereins-Präsident Thomas de Maizière. „Das wäre ohne den Fördervere­in nicht möglich gewesen.“Tatsächlic­h ging von ihm 2002 die Initiative für den Neuen Konzertsaa­l aus. Und er startete eine Aktion zur Finanzieru­ng der Orgel für den Kulturpala­st, weil die Stadt diese vergessen hatte. Gut eine Million Euro kamen zusammen. 2017 wurde diese Eule-Orgel geweiht.

Auch sonst stemmt der vergleichs­weise kleine Verein Großtaten wie die Unterstütz­ung von CD-Produktion­en, Festivals und Veranstalt­ungen, den Kauf von Instrument­en und die Sanierung des Grabes eines Gründungsv­aters der Philharmon­ie. Aktuell ermöglicht er die Herstellun­g des Notenmater­ials für die sechssätzi­ge Sinfonie „Gloria! Ein Sturm- und Sonnenlied“von

Jean Louis Nicode, einem der ersten Dirigenten des Orchesters. Ende dieses Jahres soll diese Arbeit fertig sein. Dann könnte „Gloria!“erklingen – für jene und mit jenen, die Sitzfleisc­h haben, denn die Sinfonie geht Zweieinhal­bstunden.

Gut zwei Millionen Euro hat der Verein bislang gesammelt. Doch was haben die Mitglieder vom Engagement? „Die Gründung der Philharmon­ie vor gut 150 Jahren war bürgerscha­ftlich geprägt“, sagt de Maizière. Diese Haltung prägt das Orchester, das Publikum und den Verein bis heute. „Diese Haltung wollen wir in die Zukunft tragen – mit vielen und noch mehr neuen Freunden für die große Kunst.“

Es gibt die Mäzene, die helfen. Es gibt jene Mitglieder, die Tourneen begleiten, die Generalpro­ben besuchen und Künstlerge­spräche anregen. Ein Unterschie­d zu Vereinsmit­gliedern etwa in Hamburg sei, sagt de Maizière, dass die hiesigen dicht am Förderobje­kt sein wollen und unprätenti­ös agieren. „Hier zählen nicht der Glamour und das Gesehenwer­den. Hier tut man.“

Eben auch das Vereinsorc­hester, das Konzertmei­ster Wolfgang Hentrich 2002 initiiert hat. Das gibt Talenten die Chance, solistisch hervorzutr­eten. So wie nächste Woche der 19-jährigen Lettin Agne Gecaite, die das D-Dur-Violinkonz­ert vom „Teufelsgei­ger“Paganini spielen wird.

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Foto: Peter Hilbert Blick in die Eule-Orgel des Kulturpala­stes – finanziert vom Verein.

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