Alphaville in Görlitz: Fühlen Sie sich „Forever young“, Herr Gold?
Am Sonntag wird Marian Gold, Gründungsmitglied von Alphaville, 70, am 31. Mai tritt die Band in der Kulturbrauerei auf: ein Gespräch über seinen Geburtstag, Shakespeare, Japan und Görlitz.
Aus der Musikwelt der 1980er sind sie nicht wegzudenken: Alphaville. Hits wie „Big in Japan“, „Sounds like a Melody“und „Forever Young“machte ein Künstlerkollektiv aus dem westfälischen Münster und später Westberlin bekannt. 1984 schaffte Alphaville den weltweiten Durchbruch. 40 Jahre später ist die Band mit großem Orchester unterwegs. Im Gepäck: die jüngste Veröffentlichung, die Platte „Eternally Yours“. Im Rahmen der Tour „The Symphonic Show“kommt Alphaville auch nach Görlitz. Die SZ sprach mit Sänger Marian Gold.
Herr Gold, der Titelsong des gleichnamigen neuen Alphaville-Albums „Eternally Yours“besteht aus Zeilen aus Shakespeare-Sonetten. Wie sind Sie denn darauf gekommen, Shakespeare zu singen?
Ich sehe Shakespeare als ein Monument im künstlerischen Dasein, als eine Quelle der
Inspiration. Mit Stücken wie dem „Sommernachtstraum“beispielsweise hat er Räume geschaffen, die über die Bühne eines Theaters hinaus gehen. Ich verehre Shakespeare sehr, er ist für mich eine absolute Inspiration. Ich habe für das Lied seine Zeilen nur intertextuell zusammengesetzt und minimal justiert.
Wie muss man sich denn das vorstellen?
Naja, ich hatte dabei schon ein bisschen ein schlechtes Gewissen. Man vergreift sich ja am künstlerischen Eigentum eines anderen. Aber ich habe die Zeilen letztendlich nur so umgeformt, dass sie für mich singbarer werden.
Sie treten jetzt, auch in Görlitz, mit dem Filmorchester Babelsberg auf. Wie kam es denn zur Zusammenarbeit Alphaville und Orchester?
Das ist eine längere Geschichte. 1982/83, als Alphaville startete, sind wir als Künstlerkollektiv von Westberlin nach Münster gezogen. Das war in einem Sommer. Meine Kumpels waren mit ihren Familien unterwegs, ich habe am Klavier allein Stücke geschrieben.
Ich habe dann „Lassie Come Home“einem Freund vorgespielt. Der meinte, dass müsste man mal mit einem großen Orchester machen. Wir haben schon gemerkt, dass die Musik von Alphaville gut zu einem Orchester passt. Aber das war damals noch völlig illusorisch. Erst jetzt, 40 Jahre später, hat es geklappt. Während der Pandemie hatte ich viel Zeit nachzudenken, wie man das umsetzen könnte. Über Kontakte kam ich zum Filmorchester Babelsberg. 2022 startetet die Vorproduktion und dann kam die Platte heraus.
Sie sind der letzte aus der Originalbesetzung von Alphaville, der noch auf der Bühne steht.
Ja, ich bin der letzte Mohikaner. Aber mittlerweile sind wir in der jetzigen Besetzung auch schon 25 Jahre unterwegs, also sind es schon Alphaville, die auf der Bühne stehen.
An diesem Sonntag werden Sie 70 Jahre alt. Fühlen Sie sich „Forever young“?
Ich fühle mich nicht unbedingt jung, eher meinem Alter entsprechend. Es geht mir gut. Und Altern ist eben nun mal die einzige Möglichkeit, am Leben zu bleiben.
Gibt es eine große Party zum runden Geburtstag?
Das ist schwierig. Wir spielen am 25. Mai in Bernau, das ist in der Nähe von Berlin. Nach der Show möchten alle heim, die Musiker, die Crew. Deshalb wird es da keine große Party geben. Wenn wir vor anderen Geburtstagen weiter weg unterwegs waren, etwa in Paris oder Rom, konnten wir schön reinfeiern. Nach Bernau tut sich da eher eine Lücke auf.
Feiern Sie dann später? Ja, aber in kleinem Rahmen.
Es gibt Bands, die in den 1980ern groß geworden sind, wie etwa Modern Talking, die haben vor allem in Osteuropa eine große Fangemeinde. Wie sieht denn das bei Alphaville aus?
Wir haben sicherlich auch in Osteuropa unsere Fans, aber nicht nur, Gott sei Dank. Wir haben Fans auf der ganzen Welt. Seit den 1990ern sind wir sozusagen auf einer neverending Tour, spielen 40 bis 50 Konzerte pro Jahr. Vor der Pandemie hatten wir beispielsweise Tourneen in Nordamerika. Und bevor Sie fragen: Wir sind noch nicht in Japan aufgetreten, das hat sich bisher nicht ergeben. Übrigens auch nicht in Australien.
Nun also Görlitz. Kennen Sie die Stadt? Ja, wir sind ja hier schon aufgetreten. Das ist über 20 Jahre her. Görlitz ist eine sehr schöne Stadt, vor allem die Altstadt. Interessant finde ich die geografische Lage im europäischen Kontext. Direkt an der Grenze zu Polen, eine tolle Sache, ein Symbol für die friedliche Koexistenz.