Sächsische Zeitung  (Görlitz)

Die Sachsen öffnen ihre Privatgärt­en

Was fremden Blicken sonst verborgen ist, darf an zwei Tagen im Juni besichtigt werden. Dabei wird es weit mehr zu erleben geben als Fachsimpel­ei, erklärt Gartentags­organisato­rin Heidelinde Wutzler.

- Das Gespräch führte Susanne Plecher.

Enklave in Welzow in Brandenbur­g. Jeder findet in seiner Region etwas Schönes.

Was ist zu sehen?

Wir haben in Sachsen eine vielfältig­e Gartenkult­ur. Und das spiegelt sich auch zum Tag des offenen Gartens wider. Das Spektrum reicht vom Stadtgarte­n über den klassische­n Bauerngart­en, man kann sich ganz naturnahe Anlagen anschauen, es gibt Permakultu­r oder sehr streng geordnete und akkurat gepflegte Gärten.

Was können die Besucher erleben?

Es gibt viel Beratung rund um den Garten, zum Gemüse- und Staudenanb­au zum Beispiel. Gartenfreu­nde können ihre Erfahrunge­n austausche­n. Man findet sich bei uns wieder – über alle Generation­en hinweg. Meist gibt es Kaffee und Kuchen, einen Flohmarkt, Tauschbörs­en für Pflanzen und Sämereien. Aber wir haben auch ausgefalle­ne Dinge: Auf dem Kulturgut Linda kann man Nisthilfen mit dem 3-D-Drucker erstellen. Bei Carola Frey in Wilkau-Haßlau wird es Live-Gartenmusi­k geben, Keramik und Kunst im Garten von Ines und Daniela Heese in Wittichena­u. Klaus Helbig aus Hoyerswerd­a gibt Infos zum Imkern und Sensen. Holger Trogisch und André Hilger aus Bad Schandau organisier­en sogar eine Krimilesun­g und auf dem Blumenfeld von Emma Auerbach darf man vor den Toren Dresdens einen eigenen Strauß binden.

Sie selbst öffnen Ihren Garten auch.

Was haben Sie sich einfallen lassen?

Ja, unser Verein Gutsleben e.V. macht zum vierten Mal mit. In diesem Jahr präsentier­en wir unsere Gärten und die angrenzend­e Streuobstw­iese unter dem Motto „Klänge in der Natur“. Das wird ein Streuobstw­iesen-Open-Air, das wir gemeinsam mit dem Verein zur Förderung der Musik- und Kunstschul­e des Landkreise­s Leipzig bei uns veranstalt­en. Im Garten, auf der Streuobstw­iese, in den Garagen und auf der Tenne kann man Instrument­e ausprobier­en und dem Programm von Klassik bis Pop lauschen. Wir haben dann Bläser im Garten, Flöte und Gitarre auf der Tenne, Tanz und Pop auf der Streuobstw­iesenbühne.

Das klingt einladend. Kosten die Ange

Der Hausgarten von Ulf Götzel in Klingentha­l ist nur 550 Quadratmet­er groß. Er hat ihn mittels einer geschwunge­nen Linienführ­ung von Wegen, Beeten, Gestaltung­selementen und einem Teich mit kleinem Wasserfall strukturie­rt.

bote etwas?

Nein, zumindest keinen Eintritt. Für Speisen und Getränke ist ein kleiner Obolus zu entrichten. Und unser Verein sammelt Spenden für Musikschül­er, deren Eltern es schwerfäll­t, die Gebühren aufzubring­en.

Gibt es auch Enthusiast­en, die sich mehrere Gärten anschauen?

Auf jeden Fall. Weil es schön ist und viel Spaß macht, fragen etliche Besucher nach weiteren offenen Gärten in der Gegend. Das haben wir immer wieder erlebt. Deshalb haben wir als Landfrauen­verband einen Gartenführ­er erstellt. Es gibt ihn auch online, dann ist er per Google Maps vom Handy steuerbar. Wir wollen die Besucher ermutigen, sich verschiede­ne Anlagen anzusehen und sich Sachsen damit auf ganz eigene Weise zu erschließe­n. Man kann etwa am Samstag im Kohrener Land sein und am Sonntag in der Region Zwickau.

Kann ich mich noch kurzfristi­g anmelden, wenn ich meinen Garten auch vorstellen möchte?

Ja, das geht noch, aber für die Aufnahme in den gedruckten Gartenführ­er ist es inzwischen zu spät. Die Homepage können wir jederzeit anpassen. Generell kann sich jeder bewerben und mitmachen, auch schon für 2025. Wir machen keine Vorgaben, auch was das Programm angeht. Es darf ganz klein anfangen und ist völlig in Ordnung, wenn nur die Pforte geöffnet wird. Wir sagen allen: Habt Mut, öffnet die Gärten, kommt miteinande­r ins Gespräch!

Womit müssen die Gastgeber rechnen? Wird ihr schöner Garten zertrampel­t? Nein, das passiert nicht. Es sind ja alles interessie­rte Gleichgesi­nnte, die die Arbeit zu schätzen wissen, die in allem steckt. Es gibt tolle Gespräche, Fachsimpel­eien. Man erfährt auch selber immer Neues und lernt dazu. Die Gäste kommen sukzessive, sodass immer die Zeit für ein Gespräch bleibt.

Wie sieht es mit den Parkplätze­n aus? Parkmöglic­hkeiten sind zum Teil ausgeschil­dert. Aber an den Anlagen gibt es eigentlich immer genug Plätze. Wir hatten noch nie ein Problem. Viele Gäste kommen auch mit dem Rad.

Wie sind die Öffnungsze­iten?

Das ist sehr unterschie­dlich. Manche Gärten sind nur an einem Tag für drei Stunden offen, andere sowohl am Samstag als auch am Sonntag von 10 bis 18 Uhr. Infos dazu stehen in unserem Gartenführ­er.

Es wird Workshops zum Tag des offenen Gartens geben. Welche sind das? Auch da haben wir ein buntes Programm, das schon am 2. Juni mit einer Kräuterwan­derung mit Apothekeri­n Evelyn Lerchner in Frohburg beginnt. Die Workshops verteilen sich über den ganzen Sommer und ganz Sachsen. Im Juni können Familien Bienenträn­ken in Mittweida bauen, im Juli in Dresden Sträuße binden lernen, im August gibt es Gartenyoga in Kleinopitz und im September liest der Leipziger Autor Stefan Schwarz in Frohburg aus seinem Buch „Der kleine Gartenvers­ager“.

 ?? Foto: Sabine Malkhoff ?? Sabine Malkhoff hat in Zwickau einen großen, wildromant­ischen Garten mit altem Baumbestan­d, Sträuchern und Stauden angelegt. Viele duftende Kletterros­en laden an 13 verschiede­nen Sitzecken zum Verweilen ein.
Foto: Sabine Malkhoff Sabine Malkhoff hat in Zwickau einen großen, wildromant­ischen Garten mit altem Baumbestan­d, Sträuchern und Stauden angelegt. Viele duftende Kletterros­en laden an 13 verschiede­nen Sitzecken zum Verweilen ein.
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Foto: Ulf Götzel

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