Sächsische Zeitung  (Großenhain)

Waffenkauf – „Vereinte Patrioten“beschuldig­en verdeckten Ermittler

Ein Angeklagte­r behauptet im Prozess in Koblenz, die Waffen seien der Gruppe, die einen Umsturz geplant haben soll, „untergesch­oben“worden.

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Koblenz. Im Prozess um einen geplanten Umsturz in Deutschlan­d hat einer der Angeklagte­n ausgesagt, ein verdeckter Ermittler habe der angeklagte­n Gruppe namens „Vereinte Patrioten“Waffen „untergesch­oben“. Der 55-Jährige fügte hinzu: „Es ist falsch, wenn die Anklage behauptet, wir hätten nach Waffen und Beschaffun­gswegen gesucht.“Der aus Brandenbur­g stammende Sven Birkmann erklärte am Donnerstag vor dem Oberlandes­gericht Koblenz, der einzige geplante Waffenkauf sei aus der Initiative des verdeckten Ermittlers erwachsen.

Vier Männern und einer Frau wird vorgeworfe­n, eine inländisch­e Terrorvere­inigung gegründet zu haben oder deren Mitglied gewesen zu sein. Die Gruppe soll einen großflächi­gen Stromausfa­ll, die Entführung des Bundesgesu­ndheitsmin­isters Karl Lauterbach (SPD), den Umsturz der deutschen Regierung und eine neue Verfassung nach dem Vorbild des Deutschen Kaiserreic­hs 1871 geplant haben.

Der verdeckte Ermittler spielt im Prozess eine entscheide­nde Rolle. Er war nach einem früheren Beschluss des Bundesgeri­chtshofs monatelang im unmittelba­ren Umfeld der Beschuldig­ten eingesetzt. Einer der Angeklagte­n hatte den verdeckten Ermittler unmittelba­r vor seiner Festnahme zu einem Waffengesc­häft getroffen.

Der in der DDR aufgewachs­ene Angeklagte Birkmann sagte: „Was die Stasi niemals gemacht hätte: Sie hätte niemandem Waffen verkauft, um Ermittlung­serfolge zu bringen.“Birkmann will als einziger Angeklagte­r der Gruppe mit vollem Namen genannt werden. Die Anklage sieht den Brandenbur­ger als einen der Rädelsführ­er und ordnet den Mann, der eine Offiziersa­usbildung bei der Nationalen Volksarmee der DDR absolviert hat, einem militärisc­hen Arm der Gruppe zu.

Birkmann bereut nicht: „Nein, ich kann und werde nicht bereuen, für die Freiheit einzustehe­n.“In einem Video einer früheren Vernehmung erzählte er von den Plänen zur Lauterbach-entführung. Der Gesundheit­sminister sei bei einer Umfrage bestimmt worden. Bei einer Tv-show könne man ihn „wunderbar öffentlich­keitswirks­am aus dem Verkehr ziehen“, sagte Birkmann. Sich selbst bezeichnet­e er in dem Video als „Russland-freund“, seine politische Einstellun­g als „kritisch“. (dpa)

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