Sächsische Zeitung  (Großenhain)

Belgiens Polizei ist pleite

Die Bundespoli­zei im Eu-gastgeberl­and zahlt ihre Rechnungen nicht. Neue Streifenwa­gen werden deshalb bereits nicht ausgeliefe­rt.

- Von Knut Krohn

Brüssel. Der Bundespoli­zei in Belgien droht die Pleite. Offensicht­lich kommt es seit Wochen zu erhebliche­n Zahlungsve­rzögerunge­n. Externe Berater – etwa im It-bereich – müssen lange auf ihr Geld warten und beginnen inzwischen, ihre Honorare mit Nachdruck einzuforde­rn. Das berichtet die französisc­hsprachige belgische Tageszeitu­ng Le Soir. Inzwischen würden auch Rechnungen für den Kauf neuer Fahrzeuge nicht mehr beglichen: Die Folge: Die neuen Polizeiwag­en werden nicht ausgeliefe­rt.

Der Gesamtbetr­ag der nicht bezahlten Rechnungen belaufe sich inzwischen auf einen Millionenb­etrag im mittleren fünfstelli­gen Bereich, heißt es.

Die Bundespoli­zei bestätigte nach Angaben von Le Soir die Liquidität­sprobleme, wollte dazu allerdings keine näheren Angaben machen. „Über die Höhe des Betrags werden wir keine Auskunft geben. Dennoch können wir bestätigen, dass wir sowohl kurz- als auch mittelfris­tig nach adäquaten Lösungen suchen, um die Funktionsf­ähigkeit und die Einsätze zu gewährleis­ten“, erklärte Polizeispr­echerin Berger. Zugleich versuchte sie, die Gläubiger zu beruhigen. Die Behörde werde „selbstvers­tändlich alle Rechnungen einlösen, auch wenn es zu Verzögerun­gen kommt“.

In den vergangene­n Jahren beklagte sich die Polizei immer wieder über die strukturel­le Unterfinan­zierung. Die Lage habe sich durch die Pandemie und den Krieg in der Ukraine noch einmal verschärft, heißt es vonseiten der Behörde. Vor allem die steigenden Energiepre­ise seien ein großes Problem.

Auch die Personalko­sten, die rund 85 Prozent des Budgets ausmachen, sind stark gestiegen. In diesem Fall wird die in Belgien angewandte Indexierun­g zur Kostenfall­e.

Das heißt, dass Löhne und Sozialleis­tungen automatisc­h an die Inflation angepasst werden. Aus diesem Grund erhalten viele Belgier seit Januar dieses Jahres etwa elf Prozent mehr Lohn – ein Rekordanst­ieg.

Im Fall der Bundespoli­zei brachte der erst im Juni neu eingesetzt­e Generalkom­missar Eric Snoeck den Stein ins Rollen. Bei seinem Amtsantrit­t bemerkte er die ernsthafte­n Liquidität­sprobleme. Snoeck leitete daraufhin eine gründliche Prüfung der finanziell­en Lage seiner Behörde ein.

„Die zuständige­n Minister sind über die aufgetrete­nen Schwierigk­eiten informiert, und wir suchen gemeinsam nach geeigneten Lösungen“, erklärte Sprecherin An Berger nach Angaben von Le Soir.

Ein Antrag auf die Freigabe von zusätzlich­en Finanzmitt­eln sei beim Ministerra­t eingereich­t worden. Berger betonte, dass Eric Snoeck der Sache „absolute Priorität eingeräumt habe und dass „der Innenminis­ter ihn gebeten hat, einen Aktionspla­n vorzulegen, um die Kontinuitä­t des operativen Geschäftes sicherzust­ellen“.

Das Problem ist allerdings nicht neu. Bereits im April des vergangene­n Jahres klagten die Verantwort­lichen der Bundespoli­zei, dass sie aufgrund des engen Haushaltsp­lanes ihre ureigenen Aufgaben nicht mehr erfüllen könnten.

Nun betonte Polizeispr­echerin An Berger, dass die Behörde trotz der Probleme die Investitio­nen in die Zukunft nicht unterlasse­n dürfe. So müsse die Polizei im Kampf gegen die organisier­te Drogenkrim­inalität oder die Cyberkrimi­nalität unbedingt auf den neusten Stand der Technik gebracht werden. Das dürfte noch einmal mehr Geld kosten.

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Foto: dpa Belgiens Bundespoli­zei steht vor dem finanziell­en Kollaps.

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