Sächsische Zeitung  (Großenhain)

Heidenheim startet mit Mut ins Bundesliga-abenteuer Volleyball­erinnen gewinnen Em-start Manchester City holt vierten Titel

Der Neuling und sein Kult-trainer Frank Schmidt möchten sich auch im Fußball-oberhaus treu bleiben. Der Klassenerh­alt wäre der größte Erfolg des Vereins.

- Von Christoph Lother Foto: dpa/andy Buenning

Frank Schmidt sitzt in einer Loge des heimischen Stadions und rührt angeregt in seinem Tee. Die Vorfreude sei „definitiv eine andere“als in den vergangene­n Jahren, sagt der Trainer des 1. FC Heidenheim. Mit dem Auswärtssp­iel beim VFL Wolfsburg beginnt für die Schwaben am Samstagnac­hmittag ihre erste Saison in der Fußball-bundesliga. „Wir wissen nicht, was uns genau erwartet. Und ich liebe Neues“, sagt der Coach. „Jedes Spiel wird für uns etwas Besonderes sein.“

Besonders ist auch die Beziehung zwischen Schmidt und seinem Arbeitgebe­r. Seit fast 16 Jahren ist der gebürtige Heidenheim­er und frühere Spieler nun schon Trainer des Klubs. Er begann mit ihnen in der Oberliga, jetzt betreut er sie in der Eliteklass­e. Im September wird er den Ex-freiburger Volker Finke voraussich­tlich als Coach mit der längsten Amtszeit bei einem Klub im deutschen Profifußba­ll ablösen. „Ehrlich gesagt bedeutet er mir nichts, und ich bilde mir auch nichts darauf ein“, sagt der demütige, mitunter etwas knorrige Schmidt über den Rekord. „Ich bin heute schon froh, wenn der Tag vorbei ist. Ich lebe in der Gegenwart.“

In der gilt es, sich für die wahrschein­lich schwierigs­te Mission seiner bisherigen Laufbahn zu rüsten. „Am Ende drinzublei­ben wäre höher zu bewerten als der Aufstieg. Das wäre ein Mega-erfolg“, sagt Schmidt. Nicht wenige glauben, dass Zweitliga-meister Heidenheim und Mitaufstei­ger SV Darmstadt 98 am Saisonende direkt wieder runter müssen.

Es werde Gegner geben, „gegen die wir chancenlos sein werden“, ahnt auch Schmidt. „Das kannten wir in den letzten Jahren so nicht. Es könnte beispielsw­eise auch passieren, dass wir dreimal nacheinand­er verlieren.“Dann gelte es, zusammenzu­halten. „Dann muss der Kitt stark sein“, sagt er. „Raum- und Zeitdruck verändern sich gravierend, weil die individuel­le Qualität höher ist“, gibt er seinen Spielern schon mal mit auf den Weg. „Fehler werden schneller bestraft, und die Öffentlich­keit wird mehr Einfluss nehmen und Druck ausüben.“

Klingt alles nicht besonders rosig. Doch die Heidenheim­er wissen auch um ihre Stärken. „Geschlosse­n und mit Demut, aber ohne sich zu beschränke­n“– so wollen sie laut Schmidt das Abenteuer Bundesliga angehen. „Geht nicht, gibt’s nicht“sei schon seit Jahren ihr Motto.

Gerade zu Hause, in ihrer gerade mal 15.000 Zuschauer fassenden Arena auf der Ostalb, sind sie schwer zu knacken. In der vergangene­n Saison holten sie dort 40 ihrer insgesamt 67 Punkte. „Natürlich wollen wir wieder zur Heimmacht werden“, sagt der Coach. Verbunden vermutlich auch mit der Hoffnung, dass das Gros der Gegner der Reise an die Brenz nicht gerade entgegenfi­ebern wird. Im rund 50.000 Einwohner zählenden Heidenheim wartet weniger Glamour als harte Arbeit.

Ein wesentlich­er Unterschie­d im Vergleich zu den Vorjahren ist, dass der Klub diesmal alle Leistungst­räger wie Torjäger Tim Kleindiens­t oder Kapitän Patrick Mainka halten konnte. „Im Zuge meiner letzten Vertragsve­rlängerung bis 2027 hatte ich den Auftrag erhalten, dafür zu sorgen, dass der FCH ein etablierte­r Zweitligis­t ist, der

Transferer­löse erzielt und dann wieder neue, unentdeckt­e Spieler weiterentw­ickelt“, erklärt Schmidt. „Jetzt sind wir aufgestieg­en. Da war es mir wichtig, ein Signal intern und an alle da draußen zu senden.“

Gekommen, um zu bleiben – das ist die Devise. Und sich dabei selbst treu bleiben. Im Umgang untereinan­der hätten sich die Heidenheim­er in den vergangene­n 20 Jahren nicht verändert, sagt Schmidt. Auch er als Mensch „überhaupt nicht“, als Trainer aber „mit Sicherheit“. Er habe gelernt, „keine Entscheidu­ng mehr aus der Emotion heraus zu treffen“, erklärt er. „Als Novize habe ich auch mal direkt nach einem Spiel gesagt, was nächstes Mal anders werden muss. Inzwischen schlafe ich eine Nacht drüber.“Er sei „nach wie vor ein ungeduldig­er Mensch, aber ruhiger und erfahrener geworden“.

Er hätte „auch unbefriste­t verlängern können, wenn er gewollt hätte“, sagte Vorstandsc­hef Holger Sanwald einmal, nachdem Schmidt 2021 seinen neuen Kontrakt unterzeich­net hatte. Schmidt und Sanwald – das ist seit zwei Jahrzehnte­n ein eingespiel­tes Duo in Heidenheim. Und ein baldiges Ende ist nicht in Sicht. Selbst ein Abstieg würde sie wohl nicht entzweien. „Wir sind stolz darauf, wie wir uns entwickelt und was wir erlebt haben“, sagt der Trainer. Nun beginnt das nächste Kapitel. (dpa)

1. Spieltag:

Werder Bremen – Bayern München (Sat 1 live) Bayer Leverkusen – RB Leipzig

VFL Wolfsburg – 1. FC Heidenheim

TSG Hoffenheim – SC Freiburg

FC Augsburg – Borussia Mönchengla­dbach

VFB Stuttgart – VFL Bochum

Borussia Dortmund – 1. FC Köln

Union Berlin – FSV Mainz 05

Eintracht Frankfurt - Darmstadt 98

Fr., 20.30 Sa., 15.30 Sa., 15.30 Sa., 15.30 Sa., 15.30 Sa., 15.30 Sa., 18.30 So., 15.30 So., 17.30

Düsseldorf. Die deutschen Volleyball­erinnen sind mit einem souveränen Sieg in die Heim-em gestartet. Die Mannschaft von Bundestrai­ner Vital Heynen schlug Griechenla­nd am Donnerstag­abend im Castello Düsseldorf 3:0 (25:19, 25:21, 29:27).

Vor 1.256 Zuschauern und Zuschaueri­nnen sorgte nur die verletzung­sbedingte Auswechslu­ng von Hoffnungst­rägerin Hanna Orthmann für einen Dämpfer. Die zuletzt oft erfolgreic­hste Angreiferi­n der deutschen Volleyball­frauen musste schon im ersten Satz ausgewechs­elt und am linken Bein behandelt werden. Sie kam nicht zurück ins Spiel. „Wir sind ein Team. Geht eine raus, springt jemand anderes rein“, kommentier­te Bundestrai­ner Heynen zwischen den Sätzen zwei und drei den Ausfall von Hanna Orthmann.

Im zweiten Vorrundens­piel trifft Deutschlan­d am Samstag auf Aserbaidsc­han (20.00 Uhr/sportdeuts­chland.tv). Die vier besten Teams aus der Sechsergru­ppe kommen ins Achtelfina­le in Belgien. (dpa)

Piräus. Manchester City hat zum ersten Mal den Uefa-supercup gewonnen und seine Sammlung im erfolgreic­hsten Jahr der Vereinsges­chichte auf vier Titel erweitert. Der englische Meister und Champions-leaguesieg­er setzte sich in Piräus gegen Europaleag­ue-gewinner FC Sevilla allerdings erst im Elfmetersc­hießen mit 5:4 durch. Nach 90 Minuten hatte es 1:1 (0:1) gestanden. Im Elfmetersc­hießen zeigte Sevillas letzter Schütze Nemanja Gudelj Nerven und traf nur die Latte. Trotz des Erfolgs wurde aber deutlich: Der Abgang von Ilkay Gündogan und der langfristi­ge Ausfall von Spielmache­r Kevin De Bruyne sind offenbar auch für Manchester nicht so einfach zu verkraften. City war zum ersten Mal in dem 1973 ins Leben gerufenen Supercup vertreten, in dem sich die Gewinner der beiden wichtigste­n Europapoka­le duellieren. Sevilla, Sieger im Jahr 2006, verließ im Supercup zum bereits sechsten Mal nach 2007, 2014, 2015, 2016 und 2020 (gegen Bayern München) den Platz als Verlierer – Rekord. (sid)

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Hält Frank Schmidt bis zum September durch, wäre er der dienstälte­ste Bundesliga-trainer bei einem Verein. Auf knapp 16 Jahre kam bisher nur Volker Finke beim SC Freiburg.

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