Sächsische Zeitung (Großenhain)
Wen die Riesaer als nächsten Ehrenbürger vorschlagen
Nach dem Tod von Günter Colve gibt es keinen lebenden Ehrenbürger mehr in der Stadt. Eine Umfrage im Netz zeigt: Es gäbe einen klaren Favoriten.
Wer soll Riesas nächster Ehrenbürger werden? Diese Frage hatte Sächsische.de vor einigen Tagen gestellt. Mit Günter Colve war zuvor der letzte Riesaer gestorben, dem diese Ehre zuteilwurde.
Per Mail und in den sozialen Netzwerken gingen daraufhin eine Reihe von Vorschlägen ein. Die frühere Cdu-stadträtin Ingeborg Reinacher schlägt eine Person vor, an der sich bis heute die Geister scheiden: den früheren Oberbürgermeister Wolfram Köhler. „Er hat in seiner Amtszeit so vieles in Riesa – gemeinsam mit Günter Colve – bewegt, wie kein anderer Bürgermeister vor ihm und nach seiner Amtszeit!“, so die ehemalige Riesaer Politikerin. Alexandra Steiner wirft mit dem Merzdorfer Sven Schöne noch einen zweiten Namen in den Ring. „Auch wenn er recht jung ist, beweist er sein Engagement für die Stadt Riesa und ihre Einwohner, Vereine et cetera. Er ist Initiator vom Spendentrödelmarkt, der seit Jahren mit den Einnahmen Schulen, Vereinen und anderen hilft.“Daneben engagiere sich Schöne unter anderem bei den Paten der Nacht für Natur und Tierwelt und sei auch im Netz stark vertreten. „Für mich ein klarer Favorit“, so Steiner selbst.
Auf dem Facebook-auftritt von Sächsische.de fallen noch weitere Namen. So wird etwa die ehemalige Museumsleiterin Maritta Prätzel vorgeschlagen, die 2021 bereits die Ehrenmedaille erhalten hatte. Daneben werden beispielsweise der frühere Leichtathletiktrainer Gunter Engelbrecht genannt, der 2023 bereits den „Joker im Ehrenamt“erhalten hatte, sowie Dr. Dieter Frank, der unter anderem im Stahlwerk und bei der BSG Stahl Riesa medizinisch tätig war.
Schöne selbst hatte in seiner FacebookGruppe „Riesa – eine Stadt lebt“auch eine Umfrage dazu gestartet, wem womöglich die Ehrenbürger-würde zuteilwerden solle. Das Votum dort war ziemlich eindeutig: Von reichlich 350 Teilnehmern sprach sich mehr als ein Drittel für Gunter Spies aus, dahinter belegt Wolfram Köhler mit 43 Stimmen den zweiten Platz. Der gebürtige Siegener Spies verkörpert seit fast 20 Jahren das Stadtmaskottchen, den „Riesaer Riesen“. Nicht seine einzige Rolle. Vom
Weihnachtsmann bis zum Nachtwächter ist er kostümiert unterwegs. „Gunter Spies hat in 25 Jahren in Riesa mehr bewegt als mancher in Riesa geborener Bürger“, schreibt deshalb ein Kommentator in der Gruppe.
Und was sagt der Gewählte selbst? „Das wird viele aufschrecken“, scherzt Gunter Spies. Vom Voting im Netz hatte er schon gehört. „Ich kann eben nur meine Freizeit opfern und die Stadt repräsentieren. Ob das für die Ehrenbürgerschaft reicht, weiß ich nicht.“Ohnehin würde man sich ja wundern, wer noch in der Liste der Ehrenbürger auftaucht, wenn man in der Geschichte weiter zurückgeht, so Spies. Ein gutes Gefühl sei das Ergebnis natürlich trotzdem, eine gewisse Bestätigung. „Man ist kein Held, aber man ist populär.“
Selbst an der Umfrage teilgenommen hatte Spies nicht, sagt er. Aber auf Nachfrage einen Vorschlag geliefert. „Ich hatte Kurt Hähnichen vorgeschlagen, weil er sehr viel für die Stadt gemacht hat – auch, wenn nicht alles zum Erfolg geführt hat.“Gunter Spies nennt Hähnichens Bemühungen für den B169-ausbau und die Gründung des Stadtbahnvereins als Beispiele.
Ob eine der genannten Personen einmal wirklich zum Ehrenbürger ernannt wird, das ist freilich offen. Damit darüber im Stadtrat abgestimmt werden kann, müssten dort von den Fraktionen oder einem Viertel der Räte Vorschläge eingebracht werden. Danach wäre eine ZweiDrittel-mehrheit nötig.