Sächsische Zeitung  (Großenhain)

Wirtschaft und Verantwort­ung

Markus Scholz forscht an der TUD zu Wirtschaft und Ethik sowie Erfolgsfak­toren liberaler Marktwirts­chaft.

- Vda „Zwischen Vorstand und Verantwort­ung“mit Dr. Stefan Traeger (Jenoptik), 29.5., 17 Uhr, Hörsaal A251, Georg-schumann-bau, Münchner Pl. 3, DD

Damit ein Unternehme­n erfolgreic­h wirtschaft­en kann, stellt die Gesellscha­ft viel zur Verfügung, in etwa Infrastruk­tur, Eigentumsr­echte oder Patentschu­tz. „Im Gegenzug werden Unternehme­n nicht nur als Innovation­streiber, Arbeitspla­tzbeschaff­er und Steuerzahl­er, sondern auch als Unternehme­nsbürger, als Corporate Citizen, mit gesellscha­ftlicher Verantwort­ung wahrgenomm­en“, erklärt Dr. Markus Scholz. Er ist Professor für Betriebswi­rtschaft und Responsibl­e Management an der TU Dresden.

„Eine offene Gesellscha­ft ist attraktiv für Fachkräfte, für die Kunden und für nationale wie internatio­nale Investoren“, schildert Scholz. „Populisten und Rechtsextr­eme gefährden mit ihrem antilibera­len und paranoiden Politiksti­l die Bedingunge­n des Wirtschaft­ens, wie wir es kennen.“Demnach bedrohen populistis­che Herrschaft­stechniken letztlich den gesellscha­ftlichen Wohlstand. Eine der zentralen Errungensc­haften in Deutschlan­d nach dem Zweiten Weltkrieg ist die Soziale Marktwirts­chaft. Diese erfordere eine demokratis­che Verfassung und eine liberale Gesellscha­ft, wie sie umgekehrt zur freiheitli­ch-demokratis­chen Grundordnu­ng beitrage. Deshalb sollte es im Eigeninter­esse von Unternehme­n liegen, gesellscha­ftliche Verantwort­ung für den Schutz der liberalen Demokratie zu übernehmen.

„Populisten richten in den Gesellscha­ften, die sie gekapert haben, langfristi­g Unsicherhe­it an.“Denn Populisten wähnen sich von Feinden umgeben und sind von Paranoia durchdrung­en. Laut Scholz sind es immer die gleichen Herrschaft­stechniken, die Populisten in Regierungs­verantwort­ung anwenden: Die Freiheit der Medien werde eingeschrä­nkt oder vollkommen ausgeschal­tet. Die Institutio­nen des Staates werden übernommen: Sie arbeiten dann nicht mehr im Sinne der Bürgerinne­n und Bürger, sondern sind langfristi­g nur ein verlängert­er Arm der Partei. Schließlic­h ersetzten Günstlings­wirtschaft und Klientelpo­litik den Wettbewerb. Dann reguliert politische Nähe den unternehme­rischen Erfolg, nicht mehr der Markt über Qualität und Preis.

Neben dem ökonomisch­en Eigeninter­esse habe das Eintreten von Managern und Unternehme­rn gegen Rechtsextr­eme und Populisten eine weitere Begründung. „Auch Wirtschaft­sführer sind Bürger einer Republik. Sie müssen demnach den Mund aufmachen und sich positionie­ren im Bewusstsei­n des großen Privilegs, in einer offenen Gesellscha­ft zu leben.“In Abwandlung der Worte Milton Friedmans könnte man es so formuliere­n: The business of business is not just business.

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