Sächsische Zeitung (Großenhain)
Warum sich Sachsens Mineraliensammler Sorgen machen
Christian Beyreuther ist für schöne Steine um die halbe Welt gereist. Doch wenn er in Dresden Platz für eine Mineralienbörse sucht, muss er weite Wege gehen.
Dresden. Was ist ein Nachmittag inmitten schöner Steine wert? Für einen leidenschaftlichen Mineraliensammler ist das Hobby unbezahlbar, aber Tausende Euro für einen Veranstaltungsraum möchte Christian Beyreuther doch nicht gerne ausgeben. Der Organisator der jährlichen Mineralien- und Fossilienbörse Dresden findet es zunehmend schwierig, Unterstützung für seine Mischung aus Freizeitbeschäftigung und Naturwissenschaft zu bekommen. Dabei sind es doch gerade die Mint-fächer, die Schulfächer um Naturwissenschaften, die von Wirtschaft und Politik gelobt werden. Christian Beyreuther war auf der Suche nach Achaten und Amethysten schon in der Mongolei, in Norwegen und Südafrika. Als Freund der Systematik hat er eine Gesteinssammlung angelegt und engagiert sich in der VFMD, der Vereinigung der Freunde der Mineralogie und Geologie. Jedes Jahr organisiert er mit Sammlerfreunden die Mineralien- und Fossilienbörse. „Seit 1986 sind wir tätig, damals durften wir kostenlos Speisesäle belegen“, sagt der promovierte Ingenieur und ehemalige Maschinenentwickler.
Rund 30 Jahre lang fand der jährliche Höhepunkt des Sammlerlebens in der Alten Mensa des Dresdner Studierendenwerks statt. 1.000 Euro Miete seien dort fällig gewesen, ums Tischerücken kümmerten sich die geübten Steineklopfer selbst, sagt Beyreuther. Doch zuletzt habe der Vermieter 2.000 Euro haben wollen, die Miete für einen Nachmittag also verdoppelt. Auf der Suche nach neuen Räumen sprach der Vereinsvertreter bei der Messe Dresden vor, sollte dort aber nach eigenen Angaben 6.000 Euro leisten. „Das können wir nicht bezahlen“, sagt der an Steinen reiche Experte. Für dieses Jahr habe er nun einen
Vertrag über fast 4.000 Euro Miete unterschrieben, im Bildungszentrum Njumii der Handwerkskammer Dresden. Die Kosten versucht Beyreuther mit Tischgebühren der Händler sowie mit Eintrittsgeld zu decken. 80 Aussteller belegen die Tische, auch aus Polen und Tschechien. Einige seien noch auf der Warteliste. Das Eintrittsgeld sei nicht erhöht worden: drei Euro, bis 14 Jahre frei.
Mit 1.000 Besuchern rechnet Beyreuther, das ist sein Erfahrungswert. Etwa 750 werden wohl Karten bezahlen. Am letzten Aprilsonnabend findet die Mineralien- und Fossilienbörse traditionsgemäß statt, also am 27. April von 10 bis 16 Uhr. „Wir haben so viel Zulauf, dass es finanziell gerade eine Null wird“, schätzt der Veranstalter. Doch er beklagt, dass sein Hobby notgedrungen „kommerzialisiert“werde. „Solche Veranstalter sterben den Heldentod“, sagt Beyreuther voraus.
Noch gelingt es allerdings in kleineren Orten als Dresden, ähnliche Sammlertage für Interessenten zu öffnen: Die Bezirksgruppe Ostsachsen des VFMD feierte ihr Jubiläum am 20. April in der Energiefabrik Knappenrode und bereitet auch Mineralienbörsen in Hoyerswerda und im Findlingspark Nochten vor. Die Internationale Freiberger Mineralienbörse findet am 25. Mai in der Heubnerhalle statt – in Freiberg als Sitz der TU Bergakademie und des Oberbergamts gibt es auch das Museum „Terra Mineralia“im Schloss Freudenstein.
Doch auch den Freiberger Mineralienfreunden fällt die Organisation ihrer Veranstaltung zunehmend schwer: „Wir sind total überaltert“, räumt der Vorstand auf der Internetseite des Vereins ein. Daher übernehme nun die Geologische Gemeinschaft zu Freiberg schrittweise die Börsenleitung in der mittelsächsischen Kreisstadt. „Das Ende einer Ära ist der Beginn einer neuen Etappe“, schreiben die Experten für steinaltes Material.