Sächsische Zeitung  (Großenhain)

Vom Helden zur tragischen Figur

Manuel Neuer macht gegen Real Madrid ein Weltklasse­spiel – bis zur 88. Minute. Dann leitet sein Patzer das Bayern-aus ein.

- Von Klaus Bergmann Foto: dpa/manu Fernandez

Manuel Neuer fühlte sich einfach nur „schlecht“, wie er sagte. Der Kapitän des FC Bayern München hatte im Champions-league-halbfinale am Mittwochab­end im Bernabéu-stadion bis zur 88. Minute sensatione­ll gut gehalten, ehe er mit einem Patzer das 1:1 von Real Madrid durch Joselu ermöglicht­e. Und der ehemalige Bundesliga-profi ließ dem Ausgleich in der Nachspielz­eit auch noch das Siegtor zum 2:1 für Spaniens Fußball-rekordmeis­ter folgen.

Neuer war fassungslo­s – genauso wie Trainer Thomas Tuchel. „Von 10.000 Mal hält Manu den Ball 10.000 Mal. Das ist das 10.001. Mal“, sagte Tuchel. Er fühlte mit dem 38 Jahre alten Nationalto­rhüter, der sich in dieser Saison nach seinem schweren Beinbruch und einer monatelang­en Reha ins Bayern-tor zurückgekä­mpft hatte. „Das ist ausgeschlo­ssen, dass Manu einen Fehler macht. Und er macht ihn ausgerechn­et heute nach dem Weltklasse­spiel. Das ist so was von bitter“, meinte Tuchel und betonte: „Denn wenn es irgendjema­nden gibt, der das nicht verdient hat, dann ist es Manu. Wir wissen, wo er herkommt. Wir wissen, was er geschuftet hat, was er getan hat dafür. Niemand wird mit dem Finger auf ihn zeigen. Er ist der Unglücklic­hste von allen.“In der Tat. Neuer war untröstlic­h über das verpasste Endspiel am 1. Juni in Wembley gegen Borussia Dortmund.

„Die Situation war schwer für mich. Ich habe den Ball anders erwartet“, sagte er zum falsch eingeschät­zten Schuss von Real-angreifer Vinicius Junior, den er fangen wollte, aber dann nach vorne auf Torschütze Joselu abprallen ließ. „Der Ball ist hochgespru­ngen Richtung Hals, und ich konnte ihn einfach nicht festmachen“, schilderte Neuer seinen Fauxpas. So etwas passiert dem Weltmeiste­r von 2014 praktisch nie, auch wenn er einräumte: „Ich habe schon Fehler gemacht, gar keine Frage.“

Das Stadion verließ Neuer schwer enttäuscht. Sein Comeback nach der schweren Verletzung wollte er im ChampionsL­eague-endspiel mit dem Titel krönen. „Wir waren mit einem Schritt schon im Finale“, sagte er angesichts der Führung durch Alphonso Davies. Mit Weltklasse­paraden hatte Neuer die Real-angreifer lange entnervt. „Das ist extrem bitter, so wie das passiert ist“, stöhnte Neuer. (dpa)

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Erst Weltklasse, dann der Patzer: Bayern-torhüter Manuel Neuer kann den Ball nicht festhalten, Real-angreifer Joselu schiebt zum Ausgleich ein.

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