Sächsische Zeitung (Großenhain)
Echte Apachen sind zu den Karl-may-festtagen in Radebeul da
Zum Karl-may-fest vom 10. bis 12. Mai 2024 geben Vertreter der White Mountain Apachen einen Einblick in ihre Traditionen und Kultur.
„Dagot’ee“– das heißt Hallo und Willkommen in der Sprache der White Mountain Apachen. Zehn Vertreter dieses Indianerstammes, darunter vier Kinder, sind aus dem Us-bundesstaat Arizona nach Radebeul gereist, um ihre Kultur, Traditionen und Tänze bei den 31. Karl-may-festtagen zu präsentieren, die am Freitagabend beginnen. „Es ist ganz toll hier, sehr grün und sehr sauber“, schildern sie ihren ersten Eindruck von Deutschland. In ihrem Reservat ist es dagegen sehr trocken und staubig. Dort leben rund 16.000 Menschen. Von Karl May (1842–1912) und seinem erfundenen Apachenhäuptling Winnetou haben sie noch nichts gehört oder gelesen – aber von den Festtagen. Vor fünf Jahren waren das erste Mal Vertreter ihres Volkes in Radebeul. „Wir kennen sie. Sie sind ganz neidisch, weil sie gern noch einmal gekommen wären. Ihnen hat es hier sehr gut gefallen“, berichtet Jerret Dale. Für ihn und die anderen ist es das erste Mal, dass sie über den großen Teich nach Deutschland geflogen sind.
Die Anreise verlief auch nicht ganz reibungslos. In München verpassten sie den
Anschlussflug nach Dresden, weshalb sie erst spät in der Nacht zu Donnerstag im Elbtal eintrafen. Hinter großen Sonnenbrillengläsern verstecken einige der jungen Männer im Garten des Hotel Radisson Blu ihre müden Augen. Sie tragen Basecap oder Strickmütze auf dem Kopf, Shorts an den Beinen – locker und legere, wie junge Leute bei uns in Deutschland. Die Frauen sind in Kleider mit bunten Stickereien gehüllt.
Auf dem Powwow in der Spielstätte „Kleine Feder“präsentieren die „Dishchii’bikoh Apache Group“, die Crown Dancer des White Mountain Apache Tribe, am Sonnabend und Sonntag die „Sunrise Ceremony“. Die Sonnenaufgangszeremonie ist ein uralter symbolischer Festakt zur Feier des Erwachsenwerdens junger ApachenFrauen. Für diese verwandeln sich vier Tänzer in Berggeister sowie der fünfte in den sogenannten Clown. Eine Stunde dauert dies, in der sie ihre Körper mit Symbolen bemalen, Kapuzenmasken und kunstvoll gestaltete, riesige Kronen aufsetzen und Rasseln um die Hüften binden. Die Berggeister verkörpern unter anderem die Himmelsrichtungen Nord, Süd, Ost und West, während der Clown die anderen beschützt, indem er mit seinem Summen böse Geister vertreibt.
Der Clown sei vom Schöpfer geschickt worden und kam einst vom Himmel auf die Erde. „Er brachte uns die Medizin, zeigte uns beispielsweise, wie wir Pflanzen nutzen können, um unsere Wunden zu heilen“, erklärt Jerrett Dale, der die Trommel schlägt. Diese besteht aus einfachen Materialien. Ein blauer Eimer ist mit Wasser gefüllt und darüber ist eine Rehhaut gespannt. Mit Pollen der Kaktusblüte werden Tänzer und Instrumente sowie junge Frauen geweiht. Letztere sollen so wachsen und erblühen, und ihr eigenes Volk ernähren, wenn sie erwachsen sind.
Der Clown ist im 18. Jahrhundert zurück in den Himmel gegangen. Als der die Erde verlassen hatte, entwickelte sich alles zum Negativen für das Apachenvolk. Es kamen die Europäer und haben alles kaputt gemacht, so heißt es unter den Apachen. „Sie brachten Alkohol und Drogen. Die Apachen lebten nicht mehr in Tipis, sondern in Häusern. Unsere Kultur wird seitdem immer mehr verwässert“, erzählt Jerrett Dale. Aber es gibt die Prophezeiung, dass der Clown eines Tages zurückkehrt und alles richtet. Am Sonnabend um 19.30 Uhr berichten die Apachen sowie die anderen indianischen Gäste der Karl-may-festtage am Lagerfeuer über ihre Lebensbedingungen in den USA. Am Freitag sind sie bereits im Karl-may-museum zu Gast.