Sächsische Zeitung (Großenhain)
Wenn der Esel in den Gesang einstimmt
Die Reihe „Live aus dem Tierpark“geht in ihr drittes Jahr. Wichtiger als die Einnahmen ist der FVG Riesa der erhoffte Image-gewinn.
Ungewöhnliche Spielorte sind nichts völlig Neues für ihn, sagt Mike Field. Auf einem Schiff in neuseeländischen Gewässern hat er schon mal ein Konzert gegeben, bei starkem Seegang. Und als Solist spielte er mal in der Antarktis. „Da musste ich aufpassen und durfte nicht zu laut spielen – sonst hätte es womöglich einen Eisbruch gegeben“, erzählt der Jazztrompeter.
Ein Open Air im Zoo fehlte aber bisher noch auf Fields Liste, erzählt der Kanadier am Telefon. Insofern ist sein Auftritt am Sonntag, 12. Mai, schon etwas Besonderes für ihn. Wie vermutlich für die meisten Künstler, die bei „Live aus dem Tierpark“ihre Premiere feiern.
Die Reihe findet mittlerweile zum dritten Mal statt – und hat sich inzwischen gut etabliert, sagt Fvg-geschäftsführer John Jaeschke. „Es ist eine kleine, aber feine Reihe und ein ausgesuchtes Publikum, das wiederkehrt. Die schätzen insbesondere das Ambiente und Flair, ebenso die angenehmen Temperaturen.“Von den etwa 100 Plätzen, die die FVG zwischen Kloster und Schwanenteich anbieten kann, waren zuletzt meist um die 80 belegt.
Aus rein finanzieller Sicht würde sich so ein Tierpark-konzert trotzdem nicht lohnen. Die Wege sind länger als bei einem Konzert vom Arena-balkon, auch die Personalkosten fallen laut Jaeschke höher aus. „Natürlich muss man sagen: Es ist eine Veranstaltung, die gefördert wird durch den Kulturraum. Betriebswirtschaftlich müssten die Preise sonst höher sein.“Trotzdem will die FVG weiter an der Reihe festhalten. Es geht ums Image, betont John Jaeschke. Man wolle den Tierpark präsentieren und den einen oder anderen Konzertbesucher animieren, für einen Besuch wiederzukommen. Gerne auch über die Stadt hinaus. Da sei es schon gut, dass auch immer wieder Besucher aus den Nachbarlandkreisen im Klostergarten Platz nehmen.
Dass mit dem Open Air in der Anlage eine ganz eigene Atmosphäre einhergeht, versteht sich. Nicht nur, dass die Besucher im Kräutergarten mit Blick auf den Teich Platz nehmen. Jaeschke nennt es ein „Ambiente zum Seele-baumeln-lassen“. Die Künstler seien in der Regel sehr angetan davon.
Dazu kommt noch die lautmalerische Kulisse. „Witzigerweise hört man wirklich das ein oder andere Tier.“Von Ziege und Esel bis hin zum Storch sei schon alles dabei gewesen – Vogelzwitschern sowieso. „Wir hatten mal bei einem Konzert den Fall, dass einer der Esel sehr lautstark seine Stimme zum Besten gegeben hat; das hat für Erheiterung gesorgt.“
Als er das hört, muss auch Jazzmusiker Mike Field laut lachen. Er kennt bisher nur den Arena-balkon. „Da war ich vor Corona, 2017 oder 2018 muss das gewesen sein. Es war super damals.“Jeder Spielort sei ja etwas anders. „Kleine Clubs sind cool, aber wenn man draußen spielt, kann man genauso eine intime Verbindung zum Publikum aufbauen.“Gemeinsam mit seiner Band will der Kanadier Musik unterschiedlicher Genres zum Besten geben. Seine eigene Musik beschreibt er als beschwingt und energetisch. Und nach mehr als 20 Jahren im Geschäft dürfte es auch kein Problem sein, wenn wieder ein Huftier mitsingen will.
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