Sächsische Zeitung  (Großenhain)

Willkommen zu „Heydekraut“und Aronia-kirsch-wein

Auf dem Hof der vergessene­n Künste in Böhla bei Ortrand ist am Sonnabend Hof- und Weinfest. Das Mittelalte­r hält dann auf dem romantisch­en Grundstück Einzug.

- Von Kathrin Krüger Fotos: Daniel Schäfer

Die Buchstaben auf dem Hoftor sind neu. Erst nach dem letzten Hof- und Weinfest vor zwei Jahren hat Jörg Reinhold den Schriftzug „Hof der vergessene­n Künste“in die Kieferlatt­en des Zauntores gesägt. Der romantisch­e Ort hat immer etwas Neues zu bieten, seit 2007 hier das erste Mittelalte­rfest für Stimmung und Hunderte Gäste sorgte. Nun sind Jörg Reinhold, seine Frau Daniela Kotsch-reinhold, ihre drei Jungs sowie Freunde und Familie am Vorbereite­n für das nächste Event an diesem Sonnabend. Über Himmelfahr­t war viel zu tun. „Doch ohne das Event würde uns etwas fehlen“, sagen die 51- und 54-jährigen Böhlaer.

Daniela als Bauchtänze­rin Cyrenaika und Jörg als Kellermeis­ter Jogumir – so hat es einst angefangen, als die Böhlaer den leerstehen­den Hof entdeckten und zu ihrem Wohnsitz umbauten. Verwunsche­n und romantisch ist es geblieben. „Wir haben die Bäume eigenhändi­g gepflanzt“, sagt Jörg Reinhold, der auch handwerkli­ch begabt ist.

Gemeinsam mit seinem Bruder Thomas werkelt der Erzieher am neuen Leiterwage­n von DJ Bunzel aus Ortrand. Und am Piratensch­iff, das noch aufgemöbel­t werden muss. Der Badezuber wurde mit frischem Wasser befüllt, das Einhorn im Garten wird auch nochmal in Schuss gebracht. Hunderte Gäste – aus Großenhain bis Lauchhamme­r kommend – werden sich am Sonnabend ab 14 Uhr hier tummeln: bei mittelalte­rlichen Klängen und ebenso gewandeten Akteuren.

Was die Besucher am alle zwei Jahre stattfinde­nden Fest lieben, ist das Unkonventi­onelle, Spielerisc­he. Kinder und Erwachsene können hier in eine andere Zeit abtauchen. Dafür haben Daniela und Jörg Vertreter der verschiede­nsten „vergessene­n Künste“eingeladen: mittelalte­rliche Feuerspuck­er und Bänkelsäng­er, Schmiede, Korbmacher, Axtwerfer und Teigpansch­er. Letztere ist die Bäckerei Schütze aus Ortrand. Das Hofgut Kaltenbach aus Welxande bietet wildes Fleisch vom Spieß. Hausherr Jogumir und seine Mannen verführen mit sieben Sorten köstlichem Fruchtwein. „Neuerdings haben wir Aronia-trauben- bzw. -Kirschwein vergoren“, macht Jörg Kotsch Lust auf einen Schluck ohne Sulfite und zeigt den Weinkeller. Nebenan kann man die Shisha-lounge besuchen, sich in einem orientalis­chen Gemach verkleiden oder vor der Bühne der magischen Zauberei von Hummlerus zuschauen, der selbst einen Hof der Wunder betreibt.

Jörg Reinhold wirft deshalb den Rasenmäher an, um nochmal überall das Grün hinunter zuschneide­n: am hinteren Bereich, wo das Zelt der weißen Hexe stehen wird, die in die Zukunft schaut. Oder wo auf der Wiese sich mittelalte­rliche Kämpfer raufen werden. Der Lausitzer Zeitreisen e.v. wird viele Kinderakti­vitäten anbieten, und Tscheche Pavel lädt auf sein Kinderkaru­ssell ein. Dr. Murkes Guckkasten­theater wird von Jörgs Bruder Thomas in einem der alten Gemäuer aufgebaut. Schon am Nachmittag ist mit abwechslun­gsreichem Treiben zu rechnen.

Die Hausherren wollen bis Sonnabend noch jeder Ecke ein bisschen Pep verpassen, auch wenn natürlich nichts perfekt aussehen muss auf diesem „altehrwürd­igen Plane“. Solarfacke­ln dürfen den Weg zur Toilette beleuchten.

Und ein moderner Eiswagen darf auch sein. „Wir laden euch ein, hier vieles zu entdecken und sich überrasche­n zu lassen, was uns noch bis zum Wochenende einfällt“, sagen die Böhlaer. Und schicken sich an, die zwei angeliefer­ten Dixieklos aufs Grundstück zu bugsieren.

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Jörg Kotsch auf dem Hof der vergessene­n Künste in Böhla bei Ortrand. Hier findet am Sonnabend das elfte Hof- und Weinfest statt.
 ?? ?? Die Wand hinter dem Badezuber hat Jörg Reinhold neu verputzt.
Die Wand hinter dem Badezuber hat Jörg Reinhold neu verputzt.

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