Sächsische Zeitung (Großenhain)
Willkommen zu „Heydekraut“und Aronia-kirsch-wein
Auf dem Hof der vergessenen Künste in Böhla bei Ortrand ist am Sonnabend Hof- und Weinfest. Das Mittelalter hält dann auf dem romantischen Grundstück Einzug.
Die Buchstaben auf dem Hoftor sind neu. Erst nach dem letzten Hof- und Weinfest vor zwei Jahren hat Jörg Reinhold den Schriftzug „Hof der vergessenen Künste“in die Kieferlatten des Zauntores gesägt. Der romantische Ort hat immer etwas Neues zu bieten, seit 2007 hier das erste Mittelalterfest für Stimmung und Hunderte Gäste sorgte. Nun sind Jörg Reinhold, seine Frau Daniela Kotsch-reinhold, ihre drei Jungs sowie Freunde und Familie am Vorbereiten für das nächste Event an diesem Sonnabend. Über Himmelfahrt war viel zu tun. „Doch ohne das Event würde uns etwas fehlen“, sagen die 51- und 54-jährigen Böhlaer.
Daniela als Bauchtänzerin Cyrenaika und Jörg als Kellermeister Jogumir – so hat es einst angefangen, als die Böhlaer den leerstehenden Hof entdeckten und zu ihrem Wohnsitz umbauten. Verwunschen und romantisch ist es geblieben. „Wir haben die Bäume eigenhändig gepflanzt“, sagt Jörg Reinhold, der auch handwerklich begabt ist.
Gemeinsam mit seinem Bruder Thomas werkelt der Erzieher am neuen Leiterwagen von DJ Bunzel aus Ortrand. Und am Piratenschiff, das noch aufgemöbelt werden muss. Der Badezuber wurde mit frischem Wasser befüllt, das Einhorn im Garten wird auch nochmal in Schuss gebracht. Hunderte Gäste – aus Großenhain bis Lauchhammer kommend – werden sich am Sonnabend ab 14 Uhr hier tummeln: bei mittelalterlichen Klängen und ebenso gewandeten Akteuren.
Was die Besucher am alle zwei Jahre stattfindenden Fest lieben, ist das Unkonventionelle, Spielerische. Kinder und Erwachsene können hier in eine andere Zeit abtauchen. Dafür haben Daniela und Jörg Vertreter der verschiedensten „vergessenen Künste“eingeladen: mittelalterliche Feuerspucker und Bänkelsänger, Schmiede, Korbmacher, Axtwerfer und Teigpanscher. Letztere ist die Bäckerei Schütze aus Ortrand. Das Hofgut Kaltenbach aus Welxande bietet wildes Fleisch vom Spieß. Hausherr Jogumir und seine Mannen verführen mit sieben Sorten köstlichem Fruchtwein. „Neuerdings haben wir Aronia-trauben- bzw. -Kirschwein vergoren“, macht Jörg Kotsch Lust auf einen Schluck ohne Sulfite und zeigt den Weinkeller. Nebenan kann man die Shisha-lounge besuchen, sich in einem orientalischen Gemach verkleiden oder vor der Bühne der magischen Zauberei von Hummlerus zuschauen, der selbst einen Hof der Wunder betreibt.
Jörg Reinhold wirft deshalb den Rasenmäher an, um nochmal überall das Grün hinunter zuschneiden: am hinteren Bereich, wo das Zelt der weißen Hexe stehen wird, die in die Zukunft schaut. Oder wo auf der Wiese sich mittelalterliche Kämpfer raufen werden. Der Lausitzer Zeitreisen e.v. wird viele Kinderaktivitäten anbieten, und Tscheche Pavel lädt auf sein Kinderkarussell ein. Dr. Murkes Guckkastentheater wird von Jörgs Bruder Thomas in einem der alten Gemäuer aufgebaut. Schon am Nachmittag ist mit abwechslungsreichem Treiben zu rechnen.
Die Hausherren wollen bis Sonnabend noch jeder Ecke ein bisschen Pep verpassen, auch wenn natürlich nichts perfekt aussehen muss auf diesem „altehrwürdigen Plane“. Solarfackeln dürfen den Weg zur Toilette beleuchten.
Und ein moderner Eiswagen darf auch sein. „Wir laden euch ein, hier vieles zu entdecken und sich überraschen zu lassen, was uns noch bis zum Wochenende einfällt“, sagen die Böhlaer. Und schicken sich an, die zwei angelieferten Dixieklos aufs Grundstück zu bugsieren.