Sächsische Zeitung (Großenhain)
Zum Erlebnisfest kommt das Paradies zurück
Der Künstlerworkshop zum Fest der Sinne im Stadtpark verspricht sechs interessante Skulpturen bzw. Installationen. Eine ist sogar sechs Meter hoch.
Sechs Meter wird er in die Höhe ragen, der „Harvester“einer polnischen Künstlergruppe. Er ähnelt in seiner Größe und Ausstrahlung ein bisschen den Fahrzeugen der Außerirdischen im Film „Krieg der Welten“. Und doch hat die gigantische Skulptur aus Stahl und Bambusgeflecht eine ganz andere Funktion: Sie ist eine Kreation zum Windfangen. Mit einer spirituellen Dimension.
Für die Jury im Künstlerworkshop Eden 2.0 zum Erlebnisfest der Sinne vom 21. bis 23. Juni stand dieser Beitrag an der Spitze von 24 eingereichten Arbeiten. Sechs wurden von Jörg Withulz, Matthias Schmieder, Annegret Richter von der Sparkasse und den Künstlern Sebastian Bieler, Heinz Ferbert und Kuratorin Claudia Scheffler aus Dresden für das zehnte Fest der Sinne ausgewählt.
Piotr Wesolowski, Karola Konieczny und Aleksander Bryk aus Breslau (Wroclaw) haben im Internet von dem Open-airKünstlerworkshoperfahren. Und werden ihren Harvester in der Woche vorm Fest im Stadtpark aufbauen. Neben anderen Künstlern waren auch sie jetzt schon mal in den Park gekommen, um sich eine Fläche auszusuchen. 40 Hektar groß ist der Stadtpark, zehn Hektar stehen zum Erlebnisfest zur Verfügung, erklärte Festorganisator Jörg Withulz den Beteiligten. Für die drei Künstler ist wichtig, dass sie ihre temporäre Skulptur mit drei Erdankern sicher in den Boden bringen können. Auch mit Zeltschnüren soll sie befestigt werden. Karola ist übrigens zurzeit gerade Erasmusstudentin an der Hochschule für bildende Künste Dresden.
Dem Paradies als Garten Eden 2.0, so das Motto des Künstlerwettbewerbs, ist auch ein schönes Objekt auf der Großen Röder an der Eckhardtbrücke gewidmet. Hier gab es zu anderen Festen ja schon ein Wasserrad, schwimmende Linsen oder eine venezianische Gondel. Diesmal lässt
Holzbildhauerin Sarah Hillebrecht aus Bremen ihr Holzobjekt „Walden“zu Wasser. Die schwimmende Insel mit Häuschen und einem Durchmesser von etwa einem Meter bezieht sich auf das Buch „Walden“eines Amerikaners. Es geht dabei um das einfache, natürliche Leben – so wie man sich sein kleines Paradies vorstellt. „Uns war die Vielschichtigkeit der Beiträge zum Thema wichtig“, sagt Kuratorin Claudia Scheffler. Ihr hat das Konzept der Stadt Großenhain als Ausrichter des entstehenden Künstlerpfades gefallen.
In jedem Fall ein Hingucker dürfte „Farbenhain“werden – ein bunter Bezug zu Großenhain. Entlang des Weges zwischen Illuminations- und Krokuswiese wird Bärbel Voigt aus Dresden ihre sechs beleuchteten Kokons aus Kunstseite zwischen Bäumen aufhängen. Sie sind etwa zwei Meter hoch und werden von der Grafikerin und Bühnenbildnerin vor Ort mit Tusche bemalt, sagt sie. „Der Garten Eden als Sinnbild für unberührte Natur, für Wachsen, Vergänglichkeit, Vielfalt, Harmonie, Anmut, Unendlichkeit; aber auch für Momente der Gefährdung“, beschreibt die Dresdnerin ihre Idee.
Anmutig und leicht soll auch die „Eva“des Ukrainers Volodymyr Kochmar daherkommen. Die Aktskulptur der Verkörperung des Paradieses schlechthin wird ein Relief in einem Baumstamm, 1,80 Meter hoch. Der Ukrainer erklärt: „Meine Arbeit ist ein nostalgischer Versuch, sich an klassische Vorbilder zu wenden, das jedoch in einer lebendigen und zeitgemäßen Interpretation umzusetzen.“Acrylfarben mit minimalen Farbtönen sollen die Ausdruckskraft der Frau, die sich nach dem Apfel streckt, verstärken.
Im hinteren Teil des Parks, noch hinter der Luftskulptur der Architects of Air, die nach 16 Jahren wieder zum Erlebnisfest kommt, werden Cornelia Fischer aus Großenhain und Bernd Aury aus Berlin zu finden sein. Fischer wird ihren Wunder-plunder-wald aufbauen: einen Blick in den Garten Eden in uns. Ganz äußerlich wird die Arbeit „verlorenes Paradies“, bei dem Künstler Aury einen abgestorbenen Baumstamm golden anmalt.
Künstlerworkshop im Stadtpark ab 17. Juni, zum Erlebnisfest wird es einen Extra-flyer zum Kunstpfad und fünf Führungen mit der Musikgruppe „Ein Gramm Glück“geben.