Sächsische Zeitung (Großenhain)
Wie wurde das Großenhainer Reiterstandbild vernichtet?
Zu der kleinen Ausstellung zu 90 Jahren Husarendenkmal gab es viele Gespräche. Und immer wieder die Frage, wann und wie der bronzene Reiter verschwunden ist.
Das Husarenstandquartier an der Dresdner Kreuzung hatte zu Pfingsten zu einer kleinen Ausstellung eingeladen. Die Traditionshusaren erinnerten mit großformatigen Fotos von Steffen Peschel und alten Ansichtskarten von Hartmut Jannasch an den bronzenen Reiter der Röderstadt. Einige Gäste wie der Großenhainer Uwe Schleinitz waren zum ersten Mal in den historisch gestalteten Räumen, die der Husarenverein seit 20 Jahren nutzt. Und Schleinitz staunt: „Toll, was es hier alles zu sehen gibt.“
Es war 1934, als der Husar zu Pferde an der Poststraße aufgestellt wurde. Vor 90 Jahren, so erklärt es Steffen Peschel, der drei Negativfilme mit 90 Fotos vom früheren Stadtchronisten Siegfried Hoffmann dazu übernommen hatte, gab es einen großen Umzug. Er führte von der Kaserne Elsterwerdaer Straße über die Amalienstraße bis zur Mozartallee. „Alle Großenhainer Vereine waren beim Aufstellen des Reiterstandbildes dabei“, sagt Peschel und zeigt auf die Fotos. Es war ein Volksfest. Ehemalige Husaren zu Pferde und zu Fuß ritten bzw. liefen im Umzug mit. Alle Männer trugen entweder Helm, Hut oder Husarenmütze. Die Wehrmacht war mit vielen Fahnen dabei. Um das Reiterstandbild zu finanzieren, hatte es Gutscheine gegeben.
23 Ansichtskarten von Sammler Jannasch zeigen das Denkmal, dessen Sockel noch quer zur heutigen Position stand. Es gab auch andere Entwürfe. Und es gibt ein privates Foto des Großenhainers von 1944, als der bronzene Reiter abgebaut war. Er thronte also nur zehn Jahre vor der heutigen Berufsschule. Die Besucher, so Heinz Hus, Ute Richter oder Uwe Herzog, interessieren sich natürlich auch dafür, was mit dem Erinnerungs-denkmal an das Regiment und die Gefallenen im Ersten Weltkrieg passierte. „Mein Vater hat die Husaren selbst noch erlebt und den Husarenmarsch gehört“, sagt Ute Richter. Hartmut Jannasch hat seine Theorie dazu: Die Stadt hätte das Standbild bei Baumeister Strauß in der Rosa-luxemburg-straße sichergestellt. „Man hatte aus dem Abtransport der Kirchenglocken zu Kriegszwecken gelernt“, so Jannasch. Belege beweisen dann, dass der Husar 1949 zerschlagen und das Bronzematerial anderweitig genutzt wurde.
Heute reitet er quasi noch als Miniatur. Die hat das frühere Vereinsmitglied, Zinngießer Lutz Otto aus Nünchritz, hergestellt. Aus 14 Einzelteilen. Von einem Meißner Ehepaar bekam der Großenhainer Verein außerdem vier Minihusaren geschenkt, die ebenfalls ausgestellt werden. Sogar Husaren aus Teig kann man im Schaufenster bewundern - hergestellt mit alten Modeln aus der Bäckerei Große von der Berliner Straße.