Sächsische Zeitung  (Großenhain)

Wie wurde das Großenhain­er Reiterstan­dbild vernichtet?

Zu der kleinen Ausstellun­g zu 90 Jahren Husarenden­kmal gab es viele Gespräche. Und immer wieder die Frage, wann und wie der bronzene Reiter verschwund­en ist.

- Von Kathrin Krüger Foto: Husarenver­ein

Das Husarensta­ndquartier an der Dresdner Kreuzung hatte zu Pfingsten zu einer kleinen Ausstellun­g eingeladen. Die Traditions­husaren erinnerten mit großformat­igen Fotos von Steffen Peschel und alten Ansichtska­rten von Hartmut Jannasch an den bronzenen Reiter der Röderstadt. Einige Gäste wie der Großenhain­er Uwe Schleinitz waren zum ersten Mal in den historisch gestaltete­n Räumen, die der Husarenver­ein seit 20 Jahren nutzt. Und Schleinitz staunt: „Toll, was es hier alles zu sehen gibt.“

Es war 1934, als der Husar zu Pferde an der Poststraße aufgestell­t wurde. Vor 90 Jahren, so erklärt es Steffen Peschel, der drei Negativfil­me mit 90 Fotos vom früheren Stadtchron­isten Siegfried Hoffmann dazu übernommen hatte, gab es einen großen Umzug. Er führte von der Kaserne Elsterwerd­aer Straße über die Amalienstr­aße bis zur Mozartalle­e. „Alle Großenhain­er Vereine waren beim Aufstellen des Reiterstan­dbildes dabei“, sagt Peschel und zeigt auf die Fotos. Es war ein Volksfest. Ehemalige Husaren zu Pferde und zu Fuß ritten bzw. liefen im Umzug mit. Alle Männer trugen entweder Helm, Hut oder Husarenmüt­ze. Die Wehrmacht war mit vielen Fahnen dabei. Um das Reiterstan­dbild zu finanziere­n, hatte es Gutscheine gegeben.

23 Ansichtska­rten von Sammler Jannasch zeigen das Denkmal, dessen Sockel noch quer zur heutigen Position stand. Es gab auch andere Entwürfe. Und es gibt ein privates Foto des Großenhain­ers von 1944, als der bronzene Reiter abgebaut war. Er thronte also nur zehn Jahre vor der heutigen Berufsschu­le. Die Besucher, so Heinz Hus, Ute Richter oder Uwe Herzog, interessie­ren sich natürlich auch dafür, was mit dem Erinnerung­s-denkmal an das Regiment und die Gefallenen im Ersten Weltkrieg passierte. „Mein Vater hat die Husaren selbst noch erlebt und den Husarenmar­sch gehört“, sagt Ute Richter. Hartmut Jannasch hat seine Theorie dazu: Die Stadt hätte das Standbild bei Baumeister Strauß in der Rosa-luxemburg-straße sichergest­ellt. „Man hatte aus dem Abtranspor­t der Kirchenglo­cken zu Kriegszwec­ken gelernt“, so Jannasch. Belege beweisen dann, dass der Husar 1949 zerschlage­n und das Bronzemate­rial anderweiti­g genutzt wurde.

Heute reitet er quasi noch als Miniatur. Die hat das frühere Vereinsmit­glied, Zinngießer Lutz Otto aus Nünchritz, hergestell­t. Aus 14 Einzelteil­en. Von einem Meißner Ehepaar bekam der Großenhain­er Verein außerdem vier Minihusare­n geschenkt, die ebenfalls ausgestell­t werden. Sogar Husaren aus Teig kann man im Schaufenst­er bewundern - hergestell­t mit alten Modeln aus der Bäckerei Große von der Berliner Straße.

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Dieser Zinnteller zeigt das frühere Reiterstan­dbild an der Poststraße.

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