Sächsische Zeitung (Hoyerswerda)
Täglich ein Türchen…
Der lebendige Adventskalender in der Neustadt wird fortgeführt. Die Premiere vergangenes Jahr hat darin bestärkt. So läuft es.
Die Zeit vor Weihnachten ist von allerlei Heimlichkeiten geprägt, und so hält es auch Christian Völker-kieschnick als Initiator des lebendigen Adventskalenders in der Neustadt von Hoyerswerda. Zwar kennt er selbstverständlich alle beteiligten Einrichtungen und Institutionen, aber nicht immer ist kommuniziert worden, was hinter dem jeweiligen Kalendertürchen stecken wird. Das ist aber gar kein Problem. Und was er weiß, das behält er am liebsten für sich. Was wäre das sonst für ein Adventskalender?
Mittlerweile sind die Vorbereitungen für die zweite Auflage so gut wie abgeschlossen, es müssen eigentlich nur noch die entsprechenden Adventskalender aus dem Druck kommen und im Stadtgebiet verteilt werden. Sie sind dann voraussichtlich ab Mitte November erhältlich. Ausgelegt werden sie im Bürgerzentrum, der Bibliothek, im Lausitz-center, der Hoyreha, im Ossi und beim VDK. Auch Plakate wird es begleitend geben. Und bald werden auch die Türchennummern in den jeweiligen Fenstern und an Türen davon künden.
Die Premiere im vergangenen Jahr konnte gar nicht erwartungsgemäß verlaufen – „ich hatte keine Erwartungen und wir hatten alle keine Ahnung, worauf wir uns da einlassen“, sagt Christian Völker-kieschnick zurückblickend. Doch dass das Ganze nun ohne Unterbrechung fortgesetzt wird, kann als ein gutes Zeichen verstanden werden. Es seien im Schnitt wohl meist zehn bis zwanzig Personen dabei gewesen, lautet die Einschätzung. Zwei bzw. siebzig Gäste sind also eher die Ausnahme. Auch das Wetter und die Lage des Türchens spielen eine Rolle, hat die Erfahrung gezeigt.
Viele neue Akteure dabei
Und so wird an dem bewährten Konzept – wie es so ähnlich auch von der Altstadt-ausgabe bekannt ist – festgehalten: Weil es keinen gleichbleibenden, zentralen Treffpunkt gibt, versteckt sich hinter jedem Türchen des zugehörigen Adventskalenders in A4-größe aus Papier eine Adresse. Dort finden sich dann montags bis freitags sowie an einigen Samstagen um 18 Uhr alle ein. Christian Völker-kieschnick nimmt die Gäste dann vor Ort in Empfang, er hat eine Laterne dabei, ist gut erkennbar. Dann wird draußen ein Lied gesungen und es öffnet sich im wahrsten Sinne des Wortes ein Kalendertürchen – dahinter verbirgt sich eine weihnachtliche Aktion.
Das Angebot richtet sich vor allem an junge Familien mit Kindern, aber Menschen jedes Alters sind willkommen. So wurde es auch schon im vergangenen Jahr von einer bunten Mischung angenommen. Als besonderes Highlight hebt Christian Völker-kieschnick die sorbische Bauernstube in einem WK I-wohnblock hervor. Diese Verbindung von Brauchtum und Moderne empfindet der Ideengeber als besonders spannend und reizvoll.
Und so wird es auch in diesem Jahr wieder so sein, dass neben weltlichen Einschlägen auch kirchliche Themen eine Rolle spielen werden. Haben doch der Advent und das Weihnachtsfest seine Wurzeln im christlichen Glauben. „Das möchte ich berücksichtigen und den Kontext herstellen“, so Christian Völker-kieschnick darüber, dass es in dieser Zeit um mehr geht, als um Schoko-weihnachtsmänner.
Es gibt insgesamt 18 Türchen zu entdecken – genau die Hälfte der Akteure ist erstmals dabei. Die Angebote sollen etwa 30 bis 45 Minuten einnehmen, so die Empfehlung. „Wir bereisen fast die ganze Bonhoefferstraße“, gibt er einen Einblick, welche Einrichtungen dabei sind. So stellt beispielsweise die Stadtbibliothek auch mal nur ihre Räumlichkeiten zur Verfügung. Die FSG Medizin ist genauso dabei wie zum ersten Mal das entstehende Mitmachlabor des Forschungsprojektes Sivas (Sicherheit im vernetzten und automatisierten Straßenverkehr). Erstmals beteiligt sich die Caritas, und auch der Hort der Lindenschule lädt ein. Erneut werden sich die Domowina und das Immigrants Network Hoyerswerda präsentieren. Viel mehr kann noch nicht verraten werden.
Julbock aus Finnland
Schon alleine der Papier-adventskalender ist eine besondere Einstimmung, trägt er doch verschiedene weihnachtliche Motive. Gestaltet hat das Bild die Hoyerswerdaer Sorbin Sigrun Nasdala – unter dem Thema Städtepartnerschaft. So finden sich für Hoyerswerda typisch die drei Eichen wieder, im Zentrum steht das dem sorbischen Brauchtum zugehörige Bescherkind Bože Dźěćatko. Umrahmt wird es von dem Heiligen Nikolaus von Myra, der für Dillingen steht, und dem Sternenmann, der stellvertretend für Sroda Wielkopolska in Polen verortet werden kann. Am Rande befinden sich der in Finnland typische Julbock, um Huittinen zu repräsentieren, und die ukrainische Weihnachtsdekoration Didukh, die die Verbindung zu Perwomajskyj herstellt. Auch diese Thematik wird ab und zu eingebunden, plant Christian Völker-kieschnick.
Das Ganze soll auch aufzeigen, welche Möglichkeiten der Freizeitbeschäftigung und Beteiligung es in Hoyerswerda gibt, so passt das Projekt auch zum Ansinnen des GIHK, in dessen Rahmen der lebendige Adventskalender Neustadt durchgeführt wird. Und nur die Bereitschaft der vielfältigen Akteure, sich zu beteiligen, macht schließlich die Durchführung möglich. Für dieses Zusammenspiel ist Christian Völkerkieschnick sehr dankbar.