Sächsische Zeitung (Hoyerswerda)
Anderen die eigenen Gedanken vermitteln
Das Erscheinungsbild unserer Sprachkultur ist in der Geschichte der Menschheit kein Novum – meint unser Kolumnist.
Öfters höre ich zurzeit Sätze wie: „Ich traue mich nicht mehr, meine Meinung zu sagen. Sofort werde ich in eine linke oder rechte Ecke gestellt.“Das ist kein Problem der sogenannten ungebildeten Bürger, sondern diese Schilderung höre ich von führenden Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. Und es ist gesellschaftsübergreifend, macht vor keiner politischen oder religiösen Gruppierung halt. Schlussfolgernd: Ich brauche meine Meinung nicht äußern, denn ich bin bereits eingeordnet und damit ist alles klar.
Wahrscheinlich gehöre ich zu den Schlafwandlern dieser Zeit. Ich meinte mit meiner naiven Haltung, dass diese primitive Vorverurteilung seit 1989 – seit dem Mauerfall – beseitigt ist. Damals in der DDR-ZEIT war alles klar: Wer das Sedzeichen am Revers führte, war links und die wir mit dem Jugendkreuz zu erkennen waren, rechts oder Mumien aus der religiösen Vergangenheit. Ein kleiner Unterschied zu heute: Heute weiß ich nicht, aus welcher „Ecke“mein Gesprächspartner
Frank Lehmann
IDas ewige Warten an der Bahnschranke Oststraße in Lauta könnte mit einer Brücke beendet werden. Seit 2017 wird darüber gesprochen. Nun befindet sich das Vorhaben in einer sehr frühen Planungsphase. „Wenn wir in China wäre, würde die Brücke schon lange stehen“, ist Lautas Bürgermeister überzeugt.
Peter Paul Gregor:
kommt. Das war damals einfacher. Festzuhalten ist auch, dass mancher Offizier der NVA (Ddr-armee), als er von der Bundeswehr nach der Degradierung übernommen wurde, mir Ansichten mitgeteilt hat, die höchst interessant waren.
ch habe als ehemaliger Militärpfarrer und Polizeipfarrer manches neu bedenken müssen. Was vorher klar erschien, war es nicht mehr. Die sprachliche Selbst-reglementierung und die damit gewollte Ignoranz unter uns Menschen funktioniert ausgezeichnet. Interessant ist auch, dass ich dafür kein staatliches System brauche. Ein Aha-erlebnis. Wir regeln das ungekonnt untereinander. Und wenn ich als selbsternannter Meinungsmacher noch für meine einseitige Argumentation Botschafter, Politiker und präparierte Gesprächspartner für Talk-shows besorge, dann gehöre ich zu den elitären Meinungsmachern dieser Gesellschaft. Ein Meinungsmacher, der sich beschwert, dass andere anders denken. Ein Beispiel: Eine Zeitschrift berichtet über die unerträglichen Gebete und Meinungen junger Palästinenser. Sie sind geprägt von antijüdischen, hasserfüllten Inhalten. Wenn sich die Journalisten doch einmal die Inhalte der Gebete der ultraorthodoxen Juden am Gazastreifen besorgen würden… Beide kenne ich. Gefahr meinungsbildender Einseitigkeit.
Zurück zu unserer Sprachkultur, falls sie noch eine sein sollte. Das Erscheinungsbild unserer Sprachkultur ist in der Menschheitsgeschichte nichts Neues. Bereits im alten Athen haben die Menschen unterschiedlichster Bildung schwere Auseinandersetzungen geführt. Der berühmte griechische Philosoph Sokrates, dem man heftige Vorwürfe wegen vermeintlicher Verbildung der Jugend vorwarf und den man deshalb sogar tötete, stellte nach einer gewissen Gesprächszeit eine entscheidende Frage: Was ist das, über das wir gerade reden? Erklärungsbedarf ist angesagt.
Was ist rechts und was ist links? 1848 hat das Paulskirchenparlament in Frankfurt/main diese Einteilung von den Franzosen von 1791 übernommen. Und dies haben wir bis heute tapfer durchgehalten. Als es noch keine AFD gab, waren die Rechten CDU und CSU. Und Linke die, welche links im Parlament sitzen: Als es noch keine DIE LINKE gab, waren es die SPD bzw. die Grünen. Politische Neuerfindung: Die politische Mitte (Mittelmaß?). Was ist das? Meine Frage: Wessen Geistes Kind sind
Neuerdings gibt es auch in Laubusch den Wunsch nach einer Geschwindigkeits-anzeige. machte im Ortschaftsrat einen Vorschlag, wie die Wirkung einer solchen Anzeige erhöht werden könnte. „Da müsste ein Nackedei aufleuchten, statt eines Smileys. Da würden die Leute extra langsam fahren.“ die Parlamentarier? Definiert sich jeder durch seinen Gegner? Sie machen uns das Zuhören nicht einfach. Die leeren Bänke im Bundestag haben ihre eigene Sprache. Die, die da sitzen, „spielen“mit Handys.
Nun zu uns, die wir im Alltag leben. Ich werde auch durch meine Äußerungen definiert. Und das ist nicht immer zu meinem Vorteil. Macht nichts. Mein Vater sagte zu mir: „Wenn alle zu einer Meinung ihre zustimmende Hand hochhalten, stimmt irgendetwas nicht.“Gott sei Dank, gab es großartige Menschen, die später erst akzeptiert worden sind. Erinnern wir uns an Beethovens Oper Fidelio. Durch „Fidelio“weiß ich, dass meine Meinung nicht zwingend akzeptiert werden muss. Wenn wir aber weiterhin Sprachmuster kopieren und dann andere nicht mehr zu Wort kommen lassen, ihnen nicht die Chance der Erklärung geben, entwickeln wir uns zu plappernden, unmündigen Demokraten, die keine mehr sind, aber wählen gehen…?
Es gibt eine Spielregel: Ich setze bei einem Gesprächspartner voraus, dass er mich nicht ideologisch überzeugen will, mich mundtot macht. Meine Sprache ist ein Teil meines Lebens, der Versuch, dem anderen meine Gedanken zu vermitteln. Ein kleines Gedankenexperiment. Es gibt ein schönes Kinderspiel: „Mein rechter, rechter Platz ist leer.“Nun ich: „Ich wünsche mir den Russen, Ukrainer, Israeli oder Palästinenser her.“Warum wohl?
Herbstlich-kühl und zugig war es am Freitag bei der offiziellen Freigabe der erneuerten Straße zwischen Geierswalde und Tätschwitz. Landrat schloss den Mantel, rückte den Schal zurecht und meinte: „Na dann los, auch, wenn‘s windig ist. Gegenwind sind wir ja durchaus gewohnt.“