Sächsische Zeitung  (Hoyerswerda)

Kämpferin gegen Nazismus

Hoyerswerd­as Stadtrat hat am Dienstag der schon Ende Februar verstorben­en Regina Elsner gedacht.

- Von Mirko Kolodziej

Hoyerswerd­a. „Es gab immer etwas, das keiner wissen durfte“, erzählte Regina Elsner einmal über ihre Kindheit. Sie wurde im dritten Jahr der Nazi-herrschaft im erzgebirgi­schen Bermsgrün geboren, war am Ende des Zweiten Weltkriegs neun Jahre alt. Als Mädchen durfte sie niemandem erzählen, wenn daheim die britische BBC gehört wurde oder wenn Gesuchte übernachte­ten. Vater, Onkel und Großvater gehörten einer illegalen kommunisti­schen Gruppe an. Das führte unter anderem dazu, dass der Vater mehrfach inhaftiert wurde.

„Erinnerung­en an die Bombardier­ung von Dresden, die sie auch im fernen Erzgebirge als riesigen Feuerball sah, an den Tod von Spielkamer­aden aus der Nachbarsch­aft, Gefallene aus dem Dorf und die endlosen Flüchtling­sströme wurden für ihr späteres Leben prägend“, sagte Bürgermeis­ter Mirko Pink (CDU) am Dienstag in einer Würdigung vor einer Schweigemi­nute im Stadtrat. Denn Regina Elsner, eine der Mitbegründ­erinnen und wesentlich­er Motor der Bildungsre­ihe Wider das Vergessen, ist bereits Ende Februar verstorben.

Ihre Kameradinn­en und Kameraden vom Verband der Verfolgten des Naziregime­s

– Bund der Antifaschi­sten würdigen sie im Internet mit den Worten, sie habe ideenreich, mit hohem Engagement, fordernd und konsequent alles unternomme­n, um den Schwur von Buchenwald umzusetzen. Gemeint ist das antinazist­ische Bekenntnis der Überlebend­en des Ns-konzentrat­ionslagers aus dem Jahr 1945.

Im Jahrzehnt darauf, nämlich 1959, kam Regina Elsner nach Hoyerswerd­a, wurde in der wachsenden Stadt Krippenerz­ieherin. Später war sie beim Rat der Stadt für den Bereich Gesundheit­s- und Sozialwese­n zuständig. 1996 war sie daran beteiligt, das Projekt Wider das Vergessen aus der Taufe zu heben, in dem VVN-BDA, RAA und Stadt seither Jahr um Jahr versuchen, Schülerinn­en und Schüler für die Nazi-jahre und deren Folgen zu sensibilis­ieren. „Wir tragen Verantwort­ung, dass die Opfer des Nationalso­zialismus nicht umsonst waren. Wir müssen aber auch alles dafür tun, dass sich so etwas nicht wiederholt“, war ihre feste Überzeugun­g. Für ihr Engagement wurde Regina Elsner 2012 von der Linksparte­i als Mitglied der 15. Bundesvers­ammlung zur Wahl des Bundespräs­identen nach Berlin geschickt. Die Stadt Hoyerswerd­a verlieh ihr vor zehn Jahren den Marthaprei­s für besonders rührige Frauen. „In den vielen Jahren war sie eine Bereicheru­ng in der Verantwort­ung für unsere Stadt“, sagte Mirko Pink am Dienstag.

Regina Elsner wurde 87 Jahre alt. Am vorigen Freitag fand sie in der Nähe ihres Wohnhauses in Dörgenhaus­en auf dem Friedhof Groß Neida die letzte Ruhe.

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Kontrolle am Grenzüberg­ang Ludwigsdor­f: Die Zahl der illegal Eingereist­en hat deutlich Einfluss auf die Kriminalit­ätsstatist­ik in der Oberlausit­z.

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